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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Schneeschmelze.
    Selbst der andere Drákon suchte sie weniger und weniger heim; der Himmel blieb leer und ohne Echo.
    Doch unten, weit unten, hob Draumr erwartungsvoll seine Stimme. Sie waren nun näher als je zuvor, und das Lied schien aus dem Herzen der Erde zu ertönen und seinen Bann zu vertiefen.
    Auch in dieser nächsten Nacht, der zwölften, fanden sie nicht einmal mehr eine Schäferhütte, die ihnen Schutz hätte bieten können, und alle ihre Nahrungsmittel waren aufgebraucht. Sie entdeckten eine Lichtung nahe der Straße, auf der sie haltmachten, um die restlichen Stunden der Dunkelheit im Freien zu verbringen. Lia hatte mit Zane darüber gestritten, wer wo schlafen sollte: Er wollte, dass sie in der Kutsche blieb, doch sie weigerte sich. Sie wusste aus Erfahrung, dass die Sitze nicht breit genug waren, um erholsam zu ruhen, und der Gedanke, auch nur einen Moment länger in diesem engen Raum eingesperrt zu sein, war genug, die Kampfeslust in ihr zu wecken.

    Die Nacht war arktisch kalt und klar. Sterne prangten am Himmel wie glitzernde Schuppen und Eis. Der aufgehende Mond im Osten war eine Sichel; er färbte den Himmel in einem großen, blassen Kreis von kohlrabenschwarz bis lapislazuliblau und schien durch die Baumkronen.
    »Du möchtest also lieber hier draußen schlafen?«, fragte der Dieb und machte eine Handbewegung in Richtung Wald. In der anderen Hand hielt er eine der Öllaternen, die tanzende Schatten warf, während sie hin und her schaukelte. »In der Eiseskälte? Bist du närrisch?«
    »Ja«, erwiderte sie bissig. »Ziemlich.«
    »Lia …«
    »Nimm du die Kutsche, wenn du möchtest. Die Kissen stinken, und die Fenster klappern. Ich werde hier draußen bleiben. In der Kälte.«
    Und so verharrte er natürlich an ihrer Seite. Stattdessen nahm der Zigeuner die Kutsche - und alles, was sich darin befand.
    Sie hatten kein heißes Wasser - überhaupt kein Wasser, abgesehen von der Flasche, die Zane bei sich trug und jeden Morgen frisch befüllte. Er hatte den Krug mit Kräutern aus der Kutsche geholt und etwas aus dem Innern in seine Handfläche geschüttet. Mit ausgestrecktem Arm sah er Lia an, und das Sternenlicht schimmerte dabei auf seinem Haar und seiner Haut. Lia erwiderte den Blick, ohne etwas zu sagen.
    »Ich kann nicht schlafen, wenn du nicht auch zur Ruhe kommst«, sagte er und ließ die Mischung in ihre Hand rieseln. »Versuche, nichts zu schmecken, das macht es einfacher.«
    Unter den funkelnden Sternen hatte sie seine trockene Medizin
entgegengenommen und sie mit einem Zug aus der Flasche hinuntergespült. Der Geschmack von Holz und Erde blieb ihr unangenehm im Mund.
    Er beugte sich vor und streifte mit den Lippen über ihre Wange, ehe er sich abwandte und durch den Schnee davonstapfte, um dem Zigeuner bei den Pferden zur Hand zu gehen. Lia saß auf den Schaffellen und sah ihnen nach, diesen von silbrigen Schneeflocken bedeckten Schatten von Männern, und die Tiere schnaubten und zitterten in ihrem Geschirr, obwohl Lia darauf achtete, sich gegen den Wind zu halten.
    Zane hatte ein Lagerfeuer gemacht, das der beißenden Kälte furchtsam ein wenig Wärme entgegenwarf.
    Seine Mischung wirkte gut. Lia blinzelte bereits ins Licht, als er zu ihr zurückkam, sie mit sich unter das Schaffell zog und über ihnen eine Decke ausbreitete, die stark nach Pferd roch. Dann umschlang er sie mit seinen Armen.
    Das Feuer prasselte und brannte.
    »Lia-Herz«, murmelte er, seine rauchige Stimme neben ihrem Ohr. »Erzähl mir von deinen Träumen.«
    Noch bevor sie ihre Gedanken sammeln konnte, um ihm zu antworten, blähten sich die Schatten um sie herum wie die Segel eines dunklen, wunderschönen Schiffes.
    In dieser Nacht, zum ersten Mal seit Jahren, schlief sie in vollkommener Stille.
     
    Sie erwachte allein.
    Lia war sich bewusst, dass ihr kalt war und die weiche Unterlage nur wenig gegen die beständige Kälte bewirken konnte, die aus dem Erdboden kroch. Sie fühlte sich schwer und langsam, schläfrig, gefangen zwischen Traum und
Wachsein, und ihre Gedanken drehten und wendeten die Empfindungen, die nach und nach auf sie einströmten.
    Eine Brise strich über ihre Wange.
    Der Geruch von Pinien im Wind und von Schnee und kalter Asche.
    Die Musik der Erde, die zu Leben anschwoll.
    Draumr . Metall, Quarz, verborgene Diamanten. Aber irgendetwas fehlte. Irgendetwas war ihr genommen worden …
    Der gelbe Saphir.
    Lia öffnete die Augen. Sie war allein auf der Lichtung neben der Straße, die sie gestern noch

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