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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Jaulen aus tiefster Kehle an.
    Imre erhob sich, und Zane tat es ihm gleich. Lia blieb sitzen und starrte dem Mädchen - es war keine erwachsene Frau - entgegen, als sie auf sie zukam und dem Prinzen
ihre Hand entgegenstreckte. Schwerfällig standen auch die beiden Hunde auf.
    »Darf ich dir unsere Gäste vorstellen? Lord Lalonde, Lady Lalonde. Und dies ist meine Frau, die Prinzessin Maricara.«
    Das Mädchen begrüßte die beiden mit einem Knicks. Auch ihr Gesicht war gepudert, die Wangen voller Rouge. Sie warf einen Blick aus ihren mit Kohle geschminkten Augen auf Lia und sagte dann in formellem Ton:
    »Ich komme zu spät und bitte um Entschuldigung.«
    »Keineswegs«, entgegnete der Prinz, als einer der Lakaien ihren Stuhl zurückzog. Er warf ein strahlendes Lächeln in die Runde.
    »Wir haben gerade erst angefangen.«

18
    Es war das köstlichste und zugleich das unangenehmste Mahl, das er je zu sich genommen hatte. Zane hatte schon mit allen Arten von Schurken gespeist, mit Dieben und Mördern, Vergewaltigern und Halsabschneidern, und er hatte sich in ihrer Gegenwart wohler gefühlt als in diesem prachtvollen Raum, der doch zugleich ein Gefängnis war. Hier erinnerte ihn jeder Blick daran, dass er die einzige Person am Tisch war, die nicht noch ein anderes Leben führte, in dem Schuppen und Rauch und Schwingen eine Rolle spielten, und daran, dass - zur Hölle - er überhaupt der einzige Mensch an dieser Tafel war.
    Die Prinzessin konnte nur das Drachenmädchen sein,
von dem Lia ihm erzählt hatte. Zane war geübt darin, seine wahre Natur zu verbergen, Amalia hingegen war das nicht. Er hatte nun Tage und Nächte mit ihr verbracht, wachend und schlafend, und inzwischen waren sie aufeinander eingestimmt. Er kannte jeden Atemzug und jede ihrer Bewegungen, die Art, wie sie den Kopf neigte und wie ihr Haar fiel.
    Als Imres Frau noch vier Stühle von ihnen entfernt war, war der Schein des Feuers auf ihr Gesicht gefallen. Lia hatte geschaudert, einen kurzen, raschen Moment nur, in dem sich die Luft bewegte und sich ihr Entsetzen auf Zane übertrug, und dieser wusste, wie er den Augenblick zu deuten hatte.
    Das Mädchen war ein Drache. Er hätte es auch ohne Lias Reaktion herausgefunden, an den Gesichtszügen der jungen Frau, ihrem Gesicht, ihren unergründlichen Augen. Sie erschien ihm älter als das Kind, das Lia ihm beschrieben hatte, aber Zane hatte zu viele seiner Lehrjahre in Darkfrith verbracht, als dass er die Drákon in ihrer Verkleidung nicht erkannt hätte. Und deshalb wusste er auch, das Prinz Imre trotz seiner Hunde ebenfalls einer von ihnen war.
    Er hatte bislang keine Gelegenheit gehabt, seine Beobachtungen mit Lia zu besprechen. Er bedauerte das, doch seitdem sie den Wald verlassen hatten, hatten sie praktisch keine Minute mehr allein zugebracht. Ein Mann, der hinter Wänden saß, um Fremde zu belauschen, war ein Mann, der weit mehr war als nur in gewöhnlichem Maße misstrauisch. Zane verspürte keinen Wunsch, ihn in irgendeiner Weise herauszufordern.
    Die meisten seiner Waffen waren nun wieder in seinem Besitz. Er hatte seine Ausbildung und seine Selbstbeherrschung.
Aber er musste jetzt auf etwas weitaus Wertvolleres achtgeben als nur auf sein eigenes Leben.
    Aus den Augenwinkeln heraus wirkte sie bernsteinfarben und gelb, und auf ihren Wangen lag ein liebreizendes Rot. Sie hatte sich Bänder ins Haar gewunden, die im Schein des Feuers glänzten, und saß während des Essens auf der vorderen Kante ihres Stuhls, wachsam und die meiste Zeit schweigend. Ihre Teller wurden beinahe unangerührt wieder hinausgetragen; sie hatte kaum etwas gegessen. Aber sie hörte zu, das konnte er sehen. Sie lauschte seiner Geschichte. Und das war gut so.
    Er hatte nicht weiter über die Grand Tour fabuliert, denn der Prinz tat so, als glaube er ihm ohnehin alles. Stattdessen hatte er große Reichtümer und einen Familiensitz in York erfunden. Er erging sich in Berichten über Pächter und Weizen und die verschiedenen Qualitäten von englischer Wolle. Die ganze Zeit über nickte der Prinz, aß und stellte beiläufige Fragen, und niemand verlor ein verdammtes Wort über Draumr oder die Drákon .
    Lia hatte ihm bereits gesagt, dass der Diamant nicht bei Imre war. Es hätte keinen Sinn, schlafende Hunde zu wecken. Je eher sie diesen Ort wieder verlassen würden, umso besser. Was für ein Glück, dass der Roma so dumm gewesen war, sich schnappen zu lassen.
    Am Ende der Mahlzeit fing Imre den Blick seiner Frau auf; sie erwiderte

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