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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Generationenlang habe es sie verteidigt, denn die Leute hätten ihr Heim und ihr Blut schützen wollen. Aber trotz ihrer Überlegenheit seien sie immer weniger und weniger geworden, bis nur noch ein einziger von ihnen übrig war. Er sei vor vielen Jahren in völliger Einsamkeit gestorben, sagt man.«
    Zane nahm sein Glas von der rechten Hand in die linke. Nur Zentimeter neben dem Dolch, der an seiner Seite hing, bog er die Finger.
    »Allerdings stellte sich heraus, dass dieser letzte reinblütige Drache in Wahrheit gar nicht der letzte Drache war. Es gab noch andere, müssen Sie wissen, die sich in diesen Tälern und auf diesen Hängen aufhielten: Drachenmenschen
mit vermischtem statt reinrassigem Blut. Wollen Sie wissen, wie es ihnen ergangen ist?«
    »Ja«, sagte Lia und sah ihn offen an.
    »Es ist eine langweilige Geschichte«, unterbrach Maricara. »Ich habe sie schon zu oft gehört. Mir ist kalt, und ich möchte hineingehen.«
    »Wie du wünschst«, antwortete der Prinz und verbeugte sich vor seiner Frau. »Wir kommen bald nach, meine Liebe.«
    Wieder knickste die junge Frau. Als sie sich erhob, glaubte Zane zu sehen, wie sie Lia einen letzten Blick zuwarf, ihr Gesicht eine sternenerleuchtete Maske. Aber dann drehte sie sich um und ging davon. Sie machte einen weiten Bogen um die beiden wolligweißen Hunde; zwei der Lakaien begleiteten sie in die Burg hinein.
    »Diese Kreaturen waren als die Drákon bekannt. Sie beherrschten dieses mächtige Land, und einige Zeit lang ging alles gut. Aber sie hatten eine verborgene Schwäche, eine, von der niemand etwas erfahren sollte. Es war ein geheimnisvoller blauer Stein, ein Diamant. Und der Name dieses Diamanten war Draumr .«
    Zane stellte sein Glas ab. Er wollte den Prinzen beobachten, die Augen des Mannes ebenso wie seine Hände, um bereit zu sein, aber er stellte fest, dass er stattdessen den Blick auf Lia ruhen ließ. Ihr Gesicht war mit einem Schlag so leer, wie das der Prinzessin gewesen war, hölzern und freundlich. Ihr Haar wehte ihr ums Gesicht.
    »Einst, müssen Sie wissen«, sagte Imre, »gab es eine Prinzessin …«
    Die Zeit verstrich langsamer. Wenn Lias Haare sich regten, war es eine seidige, träge Bewegung. Wenn sie blinzelte, war
es, als würde sie schlafen und zwischen Traum und Wachen hin- und hergleiten.
    Zane erfuhr nun von der Prinzessin. Er hörte vom Stein. Ihm wurde berichtet vom Bauernjungen, der die strengen, starren Regeln der Drákon missachtet und den Träumenden Diamanten benutzt hatte, um die Braut zu rauben, die er begehrte. Und Zane erfuhr von ihren Kindern, und welchen Tod sie gefunden hatten, und vom Diamanten, der in den Kupferminen verloren gegangen war; er sah Lia an, bleich im Sternenlicht, und dachte: Sie wusste es .
    Sie wusste es.
    Und mit einem Mal ergab alles, was er nicht gewusst hatte, alles, was er nicht hatte zusammenfügen können, einen dunklen, eindeutigen Sinn. Warum Rue oder ihr Ehemann nicht selbst gekommen waren. Warum Lia eine Bestrafung durch den Stamm auf sich genommen hatte, um sich davonzustehlen. Warum sie wie ein Mühlstein am Bein an ihm gehangen hatte, gleichgültig, wie sehr er versucht hatte, sie abzuschütteln; ihre Ausflüchte; ihre ruhelosen Träume. Sie selbst war magisch, ein Kind der Drachen, das die Augen schließen und in die Zukunft schauen konnte. Sie hatte gesehen, was er nicht ahnen konnte. Und er würde sein Leben darauf verwetten, dass er sein Leben nicht in der Toskana beschließen würde.
    Ein Diamant, um die Drákon zu unterwerfen. Ein Diamant, etwas Greifbares, das es jemandem - irgendjemandem , selbst einem gewöhnlichen Dieb - ermöglichen würde, die göttlichsten, abscheulichsten, unglaublichsten Wesen des Planeten zu beherrschen. Sie tun zu lassen, was immer ihm in den Sinn kam.
    Es war schwindelerregender als die Sterne. Es war … vollkommen.

    In diesem Traum, der in Zeitlupe abzulaufen schien, draußen auf der Terrasse, wandte ihm Amalia ihr Gesicht zu. Ihre Augen waren dunkler als der Mitternachtshimmel, ihre Haut silbrigblau. Sie blickte schweigend zu ihm empor, ohne den Prinzen, seine Geschichte oder irgendetwas sonst außer ihm zur Kenntnis zu nehmen.
    Zane lächelte sie an.
    »Mylady«, rief Imre plötzlich und griff nach Lias Hand. »Geht es Ihnen gut? Es ist nur eine Legende, das versichere ich Ihnen. Ich habe es als spannende Zerstreuung gemeint, als eine kleine Geschichte, um die Nacht aufzulockern.« Er schnippte mit den Fingern nach einem Lakaien, der eilig mit einem

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