Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
nur der Alpha ihr Eindringen.«
»Nein«, sagte ein anderer Mann sogleich. Anton Larousse. Gut aussehend. Unverheiratet. Er beugte sich ebenfalls vor, und die Art, wie er die Kiefer zusammenpresste, ließ auf einen Hauch von Feindseligkeit schließen. »Ich habe sie gespürt. Aber ich hielt mich in der Mühle auf, meilenweit entfernt. Ich wusste nicht, wohin sie ging.«
»Ich habe sie auch gespürt«, erklärte Claude Grady, ebenfalls unverheiratet. »Ich war auf Patrouille und wusste, dass etwas nicht stimmte …«
Rhys stieß ein Schnauben aus. »Ihr Ochsen. Sie ist an euch allen vorbeigeschlüpft. Ich möchte darauf wetten, dass sie und ihre Männer sich genau unter euren Nasen irgendwo versteckt haben.«
»Das ist unmöglich«, erwiderte Grady tonlos.
»Nein«, stimmte ihm ein dritter Mann zu, nämlich John Chapman. Anders als seine Vorredner war er in den Sechzigern, stämmig und verheiratet. Er grub einen Finger in die zerknitterten Spitzen seines Jabots. Sein Hals war rot und schimmerte feucht. »Selbst in den Wäldern bliebe eine solche Ansammlung von Drákon nicht unbemerkt. Es ist möglich, dass sie sich als Menschen verkleidet haben. Sie könnten sich in einer der Städte aufhalten, Durham oder Ripon vielleicht. An einem ziemlich weitläufigen Ort, wo sie sich leichter und ohne großen Wirbel eine Basis aufbauen können. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie in einer Stadt durchschlüpfen können als in einer ländlichen Gegend. Landbewohner bemerken Fremde.«
»Vor allem solche, die kein Englisch sprechen«, meinte
Kimber. »Ich glaube, John hat recht. Wir müssen die Suche ausdehnen.«
Rhys löste die Hände. Seine Stimme klang immer noch seltsam hart. »Ich übernehme Durham. Ich brauche vier Männer, denen es nichts ausmacht …«
Aber Kimber hörte nicht länger zu. Zwischen zwei Atemzügen spürte er die Veränderung. Ganz plötzlich, ganz vollständig. Er schaute auf seine Männer, die zinnfarbenen Schatten des Raums, die Reflexion der gewachsten Tische und den Kronleuchter über ihnen, der kristallene Klingen aus Licht aussandte. Dann drehte er den Kopf und sah das leichte, verräterische Wogen der blausamtenen Vorhänge an den weiter entfernten Fenstern. Der fast unsichtbare Rauch verfestigte sich zu etwas Soliderem, nämlich einem Frauenbein. Eine Frauenhand mit vor dem Blau gespreizten Fingern presste den Stoff gegen eine Brust.
Ihr Gesicht. Ihre Augen, die direkt in die seinen blickten.
Kimber rührte sich nicht, sondern fragte sich, ob er erschöpfter war, als er geglaubt hatte, wenn er sich nach Stunden ohne Schlaf einbildete, sie hinter dem Vorhang stehen zu sehen. Aber Maricara schaute von ihm weg in den Raum und atmete leise aus. Einen Herzschlag lang dehnte sich Stille aus, denn so leise das Geräusch auch gewesen war, hatten es doch alle gehört.
»Prinzessin«, begrüßte er sie und sprang auf die Füße, bevor sich jemand aus seiner Überraschung lösen und etwas Dummes tun konnte. Er deutete eine kurze Verbeugung an und fuhr auf Französisch fort: »Ich heiße Sie erneut willkommen.«
»Graf Chasen.« Sie schenkte ihm ein Nicken, wobei blauer Samt ihre Wangen und das Kinn umhüllten. »Ich dachte, ich erspare Ihnen die Suche, wie Sie das zu nennen beliebten. Aber ich sehe, dass Sie beschäftigt sind.«
Er musste ohne weiteres Nachdenken eine Idee entwickeln und seinen Männern übermitteln, was er von ihnen wollte, ohne einen einzigen Blick in ihre Richtung zu werfen.
Bewegt euch nicht. Keiner bewegt auch nur einen verdammten Muskel !
Kimber gab ein leichtherziges Lächeln zum Besten. »Sie haben uns alle ein wenig verwirrt, fürchte ich. Wir haben uns einige Sorgen um Ihr Wohlergehen gemacht.«
»Wie bedauerlich, dass ich Anlass für Sorgen gewesen bin. Aber ich bin einigermaßen in Sicherheit, das versichere ich Ihnen.«
»Exzellent. Ich bin glücklich, das zu hören.« Er riskierte endlich einen kurzen Blick auf die Ratsmitglieder, ihre bedenklich verzogenen Gesichter und die vor Zurückhaltung steifen Schultern. Wieder lächelte er die Prinzessin an. »Und Ihre Wächter?«
»Äußerst zufrieden.«
»Wir haben sie heute Morgen nicht bei Ihnen ausfindig gemacht. Sie gestatten Ihnen, ohne Begleitung auszufliegen?«
Er hatte eigentlich keine Antwort erwartet. Sie wirkte so glatt wie Porzellan. Aber auf seine Worte hin blitzten Gefühle hinter diesen klaren grauen Augen auf, alarmiert oder bestürzt und schnell unterdrückt.
Vielleicht hatte sie geglaubt,
Weitere Kostenlose Bücher