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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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unbeobachtet zu bleiben. Aber das erschien unwahrscheinlich - sie war beinahe genau über Chasen Manor kreuz und quer über den Himmel geschossen. Aber sie war so schnell gewesen und so wirkungsvoll verschwunden. Er konnte sich vorstellen, dass sie sie alle genarrt hatte.
    »Die Dämmerung war wunderschön«, sagte er gelassen.
    »Ich fliege, wie es mir gefällt«, meinte Maricara endlich.

    »Die Wachen haben mir gar nichts zu erlauben. Ich bin die Prinzessin.«
    Aus dem Augenwinkel sah Kimber, wie Larousse - verflucht sollte er sein! - seinen Sessel zurückstieß und aufstand. Sofort richtete Maricara ihre Aufmerksamkeit auf ihn.
    »Ihre Hoheit«, sagte er und verneigte sich ebenfalls. »Sie ehren uns. Bitte, wollen Sie nicht …«
    Aber unübersehbar konnte er ihr keinen Sessel anbieten, nicht in ihrem jetzigen Zustand. Kimber beobachtete, wie es dem Mann dämmerte, dass sie nicht nur ohne jede Warnung nackt aufgetaucht war, sondern das nach wie vor sein musste. Man erkannte die Umrisse ihrer Figur klar und deutlich unter den Falten des Vorhangs.
    »Ich möchte Sie nicht lange aufhalten«, sagte Maricara. »Ohne Zweifel müssen Sie jede Menge dringlicher Pläne abwägen. Spione, die Sie einstellen müssen. Verrat, der ausgeführt werden soll. Diese Art von Dingen.«
    »Nur sonntags«, antwortete Kimber. »Jetzt haben wir Dienstag. Wir besprechen, wie wir heute kleinen Kindern die Süßigkeiten stehlen sollen.«
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht. Die Finger ihrer rechten Hand drückten noch immer leicht auf den Samt.
    Sie musste die Gefahr um sich erkennen, da sie allein und weiblich in ein Zimmer voller stummer, begieriger Tiere eingedrungen war, die sie in diesen engen Gemächern gewiss ebenso stark spürten wie er. Sie hätte mit allem rechnen müssen, und trotzdem stand sie immer noch da mit einer Aura gelangweilter Höflichkeit, als sei sie gekommen, um Tee zu trinken, statt sich den lebendigen, dunklen Repräsentanten des Stammes gegenüberzusehen.
    Kimber begann, sich gemächlich aus seinem Rock zu schälen.
Er war froh, das tun zu können, glücklich, einen Vorwand zu haben, auf sie zuzugehen und sich zwischen sie und die anderen Drákon-Männer am Tisch zu stellen. Mit dem Rücken zur Ratsversammlung hielt er ihr den Rock mit geöffnetem Revers entgegen. Maricara bedachte ihn mit einem weiteren abschätzenden Blick ihrer Spiegelaugen, und er fühlte sich bloßgestellt, als pflücke sie ihm die Gedanken aus dem Kopf - er hoffte bei Gott, dass sie das nicht tat. Dann vollzog sie die Wandlung zu Rauch.
    Verdammt.
    Stumm zwang er seine Männer dazu, ruhig zu bleiben; er selbst wagte es immer noch nicht, den Blick zu heben und sie zu warnen. Er hatte schon zuvor gesehen, wie sie es tat, und dennoch fuhr die Empfindung gleißend durch ihn hindurch, so auffallend verführerisch wie das nackte Bein oder der Abdruck ihres Körpers unter dem Samt. Sie vermochte die Wandlung zu vollziehen. Es gab kaum etwas Begehrenswerteres bei einer Frau. Aber sie war zwei Mal hereingeschlüpft und ebenso oft entkommen. Wie schwer mochte es ihr fallen, das auch ein drittes Mal zu bewerkstelligen?
    Aber nichts geschah, außer dass jemandes Sessel leicht gegen den Tisch stieß und der blauseidene Vorhang wieder zurück an seinen Platz schwang.
    Die Prinzessin hatte sich in eine Rauchsäule gleich vor ihm verwandelt und füllte seine korallenfarbene Seidenjacke bis in die Ärmel hinein. Dann stand sie auch schon als Frau vor ihm, Duft und Macht, so wie in der Nacht zuvor, und ihr Hinterkopf stieß fast gegen seine Nase.
    Er ließ den schweren Rock los, als habe er sich daran verbrannt. Er fiel ihr um die Schultern und senkte sich auf ihre langen Haarsträhnen. Sie hob eine Hand, befreite die gefangenen Locken - im Tageslicht erkannte er, dass sie nicht
schwarz waren, sondern in dem tiefsten Braun schimmerten, das man sich nur vorstellen konnte - und trat einen Schritt von ihm weg.
    Er war größer als sie, viel größer. Nie hätte er geglaubt, froh darüber zu sein, dass der Rat auf höfischer Kleidung bestand, aber der Rock war altmodisch und hatte lange Schöße. Er reichte ihr beinahe bis zu den Knien.
    »Meinen Dank«, sagte Maricara.
    »Das Vergnügen ist auf meiner Seite«, antwortete er und brachte eine weitere Schrittlänge zwischen sie. »Gesellen Sie sich doch zu uns.« Er wies auf einen leeren Stuhl.
    Sie durchquerte lautlos das Zimmer. Die Rockschöße schoben sich auf ihre Schenkel hoch, als sie sich setzte. Kimber

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