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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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folgen, aufzuspringen und sie hier und jetzt förmlich zu binden. Stattdessen sagte Kimber: »Sagen Sie mir, wer getötet wurde.«
    »Ich habe ihre Namen nicht herausgefunden. Es gab keine Dokumente bei den Leichen. Sie hatten nur ihre Kleider und die da.« Wieder wies sie auf die Ringe. »Das reichte aus, mich hierherzuführen.«
    »Und wo ist Ihre Eskorte?«, fragte er beiläufig. »Wartet sie in den Wäldern?«
    Sie stieß einen leisen Zischlaut aus, der sowohl Amüsement wie auch Kränkung ausdrücken mochte. »Glauben Sie wirklich, ich würde Ihnen das erzählen?«
    »Ich bin nicht Ihr Feind, Ihre Hoheit.«
    »Nein?«
    »Genauso wenig wie meine Leute.«
    »Ich habe Ihnen erzähl…«
    »Dass Sie sie nicht getötet haben. Ich weiß. Aber bis zu diesem Augenblick habe ich nur Ihr Wort dafür, dass sie überhaupt tot sind. Rufen Sie Ihre Eskorte her. Ihre Männer sollen mein Haus in Frieden betreten, ohne Waffen, und wir werden die Angelegenheit weiter besprechen. Niemand muss verletzt werden.«
    Sie wandte ihm das Gesicht zu. Vor dem Fortepiano sah sie aus wie eine Sylphide, ein erstarrter Geist. Mit einem langen, abwägenden Blick aus eisigen Augen, der jedes Geheimnis seiner Seele zu enthüllen schien, musterte sie ihn.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, bekannte die Prinzessin endlich. »Erst jetzt sehe ich das ein.«
    Kimber umklammerte die Lehnen seines Stuhls. »Lassen Sie mich ein Zimmer für Sie finden. Und vielleicht … ein paar Kleider.«

    »Nein danke.«
    Er hätte sie aufhalten können, zumindest war er sich einigermaßen sicher, dass ihm das möglich gewesen wäre. Sie war kleiner als er, von Natur aus schwächer, selbst wenn sie unter den Ihren eine Anführerin war. Aber stattdessen blieb er, wo er war, blickte ihr in die Augen, drängte sie kraft seines Willens dazu, ihm zu beweisen, was er bereits wusste, was der Drache in ihm erkannte und durch sein Blut brüllte.
    Sie roch nach Jugend und Macht und erhitzter Frau. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.
    »Maricara«, sagte er, »wenn Sie jetzt gehen, dann wissen Sie, dass ich Sie einfach zurückholen muss . Ohne Zweifel könnten wir unsere gemeinsame Zeit auf gewinnbringendere Art verbringen.«
    Er hatte sie mit Absicht provoziert, aber sie antwortete darauf lediglich mit einem verächtlichen Heben einer fein gewölbten Braue.
    »Ich habe Ihnen nicht gestattet, mich bei meinem Vornamen zu nennen«, erwiderte sie, vollzog die Wandlung, floss wie Wasser aus dem offenen Fenster und löste sich vollständig in der Nacht auf.
    Seine Finger zerbrachen das Holz beider Armlehnen.
    Es war also wahrhaftig wahr. Amalias Briefe, die Drákon der Karpaten, alles davon. Wahr .
    Finger für Finger ließ Kimber den ruinierten Stuhl los, dann schaute er zurück auf die beiden Ringe auf dem Boden, ihr schwaches Glitzern in dem schwächer werdenden Licht. Er hob sie auf und legte sie auf eine Handfläche.
    Zwei seiner Männer waren tot. Mindestens zwei. Es gab keinen anderen Weg, sie dazu zu bringen, die Ringe aufzugeben. Die Siegelringe wurden den jungen Männern der
Grafschaft anlässlich ihrer ersten vollzogenen Wandlung überreicht, ein Zeichen des Stolzes und der Reife, der Einheit mit dem Stamm. Auf ihre eigene Weise hielt man sie für heilig. Manche Männer benutzten sie als Eheringe, Witwen trugen sie an Ketten.
    Die drei Drákon, die er auf die Suche nach Zaharen Yce, nach der Prinzessin geschickt hatte, waren mehr als treue Kameraden gewesen, mehr als nur Freunde. Sie gehörten zu seinem Stamm. Und sie wären mit dem Ring am Finger gestorben.
    Die Ironie der Situation entging ihm nicht. Ihr Tod hatte ihm seine Braut gebracht.
    Ein trüber Schimmer von Gold umfing seinen Finger, wo sein eigener Siegelring steckte, maskulin und schwer und den beiden anderen in seiner Handfläche gleichend.
    Kimber schloss die Augen. Er spürte das warme Gewicht des Metalls in der Hand, sein gedämpftes Lied, und schloss die Finger fest darum.
    Es war an der Zeit, das Herrenhaus zu wecken.
     
    An diesem Morgen, in den kurzen, von Schatten erfüllten Stunden, die sich vor Sonnenaufgang dahinschleppten, in den dunkelsten Abgründen der Nacht - einer Verbindung von solcher Tiefe, dass selbst die Sterne verschwunden waren - flog ein schwarzer Drache sich windend und sich drehend dahin, ein Banner aus tobender Grazie.
    Und als die Mitglieder des Stammes sie sahen, als sie sich aufmachten, sie zu verfolgen, verschwand sie, Schwarz auf

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