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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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schaute in eine andere Richtung, holte tief und lautlos Atem und ließ die Luft in seinen Lungen brennen, bevor er sie wieder ausstieß.
    Unter den gebrochenen Prismen des Kronleuchters fixierte Rhys sie mit maskenhafter, brütender Miene. Jeder starrte Maricara an, aber Rhys …
    Etwas Kaltes entrollte sich in Kimbers Magen. Etwas Schmerzliches und Unerfreuliches.
    »Ich denke, Sie wollen wissen, auf welche Art Ihre Männer starben«, sagte die Prinzessin und kreuzte die Fesseln unter dem Stuhl. »Ich habe erst heute Nachmittag bemerkt, dass wir das nicht diskutiert haben.«
    »Nein. Das haben wir nicht.«
    »Sie wurden umzingelt. Das glaube ich zumindest. Andere haben sie gefunden und ihnen die Herzen genommen.«
    Keiner der Anwesenden keuchte, keiner rührte sich. Nur Kimber fragte: »Wie bitte?«
    » Andere . Menschenmänner. Sie haben die Herzen gestohlen.«

    Er hatte dem Rat mitgeteilt, was sie ihm in der vergangenen Nacht erzählt hatte. Er hatte die Ringe vorgezeigt, woraufhin augenblicklich die Spekulationen begannen. Es hatte keinerlei Beweise gegeben - bis sie Stunden später aufgetaucht und durch die Nacht geflogen war, gab es nicht einmal einen Beweis dafür, dass sie überhaupt gekommen war - bis auf diese Ringe. Und der Tatsache, dass drei gute Männer von der Oberfläche der Erde verschwunden waren.
    »Gibt es keine Jäger in diesem Land?«, fragte die Prinzessin.
    Rhys beugte sich vor und fragte gespannt: »Was meinen Sie damit?«
    »Zuhause nennen wir sie Sanf inimicus . Ich kenne kein französisches Wort dafür. Jäger. Menschen, die Drákon jagen.«
    »Nein«, sagte Kimber. »Seit Generationen nicht mehr.«
    »Aber bei uns«, erklärte sie schlicht.
    Er starrte sie mit ausdruckslosem Gesicht an, und zum ersten Mal sah er nicht nur ihre Schönheit oder ihre Kräfte, sondern nur die Frau auf dem Stuhl, die ihm ruhig das Unfassbare erzählte.
    »Falls Ihre Männer vor ihrem Tod ein Bekenntnis ablegten«, fuhr Maricara mit ihrer anziehenden, melodischen Stimme fort, »wenn sie mit Papieren reisten, die Sie erwähnten oder irgendeinen Hinweis auf diesen Ort enthielten, dann wissen die Sanf jetzt auch von Ihnen.«
    Das war unmöglich. Es konnte nicht möglich sein. Die Dunklen Jahre waren vorüber. Heute war heute, in England, und sie hatten Jahrhunderte gebraucht, um hierherzukommen, sich in Darkfriths Sicherheit zu betten. Niemand würde es ernsthaft wagen, hier gewaltsam einzudringen.
    Hier waren sie normal. Hier passten sie hin. Hier waren sie zuhause.

    Andere kommen.
    Kimber dachte an das sich ausbreitende, ungeschützte Dorf. An die Frauen, die nicht fliegen konnten, und die Drachen-Kinder, die offen auf den Feldern und in den Tälern spielten. Er dachte an die dichten Wälder und das Herrenhaus und all die sorgfältigen Lügen, die erschaffen worden waren, um ihr Leben an diesem idyllischen Ort zu garantieren.
    Er dachte an Hayden, an Jeffrey, an Luke. An Zoe Lanes starres, verkniffenes Gesicht.
    Eine große, unabänderliche Wut begann sich in ihm zu regen, ein blendend weißer Sturm.
    Maricara stand auf, wodurch sie die ganze Ratsversammlung dazu zwang, hastig ihre Sessel zurückzuschieben. Mit einer Hand fuhr sie glättend über Kimbers Rock. »Nebenbei gesagt - gibt es irgendetwas zu essen? Ich bin ausgehungert.«

6
    Ich sollte mit euch nicht über eure eigene Geschichte sprechen müssen. Zweifelsohne kennt ihr sie viel besser als ich, der unter den allerschlechtesten Bedingungen nur Bröckchen und Häppchen zusammentragen konnte.
    Beinahe so lange es Drachen gibt, gibt es auch Menschen, die sie jagen. Ihr seid geringer, dazu eifersüchtig und strotzend vor nichtigem Hochmut: Vor Jahrhunderten, als wir zuerst erkannten, dass es sich bei euch um mehr handelt als fehlgeleitete Ritter oder Dorfbewohner, dass ihr organisiert wart und rücksichtslos und gewalttätig, fanden wir einen
Namen für euch: Sanf inimicus , Feinde der weichen Haut. Und ihr habt ihn uns von den Lippen gerissen und trugt ihn mit offenkundigem Stolz wie ein Wappen. Ihr habt eure eigenen Traditionen, das ist mir bekannt. Ihr habt euren geheimen Orden, beinahe so geheim wie der unsre, mit einem Anführer von nicht unbedeutenden Fähigkeiten. Wir wurden in unsere Großartigkeit hineingeboren, ihr rekrutiert eure Mitglieder aus dem Reigen der Niedrigsten eurer und unserer Art, um eure Ränge zu füllen. Ich stelle mir vor, dass es nicht ganz einfach ist, Menschen von einiger Intelligenz davon zu überzeugen, dass sie anfangen

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