Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
geschnittenen Weinberge. Sie vermisste all dies mit einer Wildheit, die sich wie Bande um ihre Brust wickelte.
»Vergeben Sie uns bitte diese Ungezwungenheit«, sagte der Graf in seinem makellosen Französisch. Sein Akzent ließ nicht auf Paris schließen. Marseille, dachte sie, oder Monaco-Ville. Irgendwo südlich. »Bei einer so kurzfristig servierten Mahlzeit hielt ich es für besser, die Gesellschaft klein zu halten.«
»Es gibt mehr von uns«, ergänzte Rhys und schüttelte seine Serviette auf. »Zwei mehr, nämlich unsere Schwestern. Nun, genau genommen sind es sogar drei. Aber - das wussten Sie ja.«
Maricara hob den Blick von der Servierplatte mit leicht
dampfendem, grätigem Fisch auf der Anrichte. »Ja. Lady Amalia hat gut von Ihnen allen gesprochen.«
»Hat sie das?« Rhys nahm sein Weinglas. »Das ist ein gottverdammter Schock.«
Kimbers Mund presste sich kaum merklich zusammen. »Rhys.«
»Oh, tut mir leid.« Rhys hob sein Glas. »Wie ging es ihr, als Sie sie das letzte Mal sahen?«
»Sie war bei guter Gesundheit. Nachdenklich. Glücklich. Zumindest mit ihrem Ehemann war sie glücklich.«
»Oh, ja. Ihr Ehemann Zane.«
»Er findet nicht Ihre Billigung«, meinte Maricara wenig überrascht.
Rhys zuckte die Achseln. »Was soll man billigen oder auch nicht? Er ist ein Dieb. Er ist ein Mensch. Sie hat eine klare Wahl getroffen, wo auch immer sie sein mag.«
»Sie ist in Brüssel«, sagte Maricara. Beide Männer starrten sie an, und sie blickte von einem zum anderen. »Jedenfalls vor ungefähr zwei Wochen. Haben Sie das nicht gewusst?«
»Nein«, antwortete der Graf nach einer Weile. »Wir haben nichts von ihr gehört, seit Jahren nicht. Nicht seit dem ersten Brief, den sie mit Ihrem geschickt hat.«
»Aha.« Maricara senkte den Blick auf die in ihrem Schoß liegenden Hände.
»Was tut sie in Brüssel?«, wollte Rhys wissen.
»Das weiß ich nicht. Ich habe sie nicht gesehen. Ich habe sie nur gespürt, als ich vorbeikam.«
»Sie haben sie gespürt.« Kimbers Mundwinkel verzogen sich als kaum sichtbares Zeichen für seine Zweifel. »In einer solch großen Stadt?«
»Ich bin eigentlich nicht durch die Stadt gekommen, sondern durch Schaerbeek. Das war der direktere Weg.«
Rhys schüttelte den Kopf. »Sie waren nicht einmal in der Nähe, und Sie haben sie gespürt. Einfach nur … im Vorbeikommen.«
»Ja. Lady Amalias Gaben sind sehr klar erkennbar.«
Rhys stieß ein Lachen aus. »Das ist großartig. Ich nehme an, dass sie sie in Brüssel gut anwendet, während Vater und Mutter überall nach ihr suchen. Der Himmel möge verhüten, dass sie mit diesem Bastard im Schlepptau …«
»Rhys«, wiederholte der Graf ein zweites Mal seidenweich, und sein Bruder zuckte wieder die Achseln, ließ es aber gut sein.
»Er ist ein feiner Mann«, sagte Maricara. »Ob nun Mensch oder nicht.«
Kimber nickte den Dienern zu, mit dem Servieren des Essens zu beginnen. »Ich bin sicher, dass es sich so verhält.«
»Attraktiv. Intelligent. Ergeben.«
»Wie ein guter Hund«, meinte Rhys.
Maricara presste die Handflächen auf ihre Röcke. »Ich werde Sie nicht heiraten, Graf Chasen.«
Rhys gab ein ersticktes Geräusch von sich, während der oberste Diener nach seinem Servierlöffel suchte und ihn dann fand. Mit dem Wasserkelch an den Lippen hielt Kimber nur kurz inne, dann setzte er das Glas vorsichtig auf dem Tisch ab.
»Entschuldigung?«
»Ich werde Sie nicht heiraten. Ich möchte, dass das zwischen uns klar ist.«
»Ihre Hoheit, ich versichere Ihne…«
»Ich weiß, wie wir sind, Kimber«, unterbrach sie ihn. Dass sie seinen Vornamen benutzte, überraschte ihn, und genau das hatte sie auch erreichen wollen. »Ich weiß, wie wir denken. Sie sind Alpha, und Sie tragen kein Hochzeitsband, und
niemand hat sich mir als Ihre Frau vorgestellt. Sie spüren, dass ich ebenfalls Alpha bin, und das entspricht den Tatsachen. Aber ich gehöre nicht zu Ihrem Stamm. Ich regiere ein Land, auch wenn es weit entfernt ist. Ich kontrolliere mein Schicksal, nicht Sie. Ich werde Sie nicht heiraten.«
Kimber senkte die Wimpern. Er hielt die Finger lose um den Stiel seines Glases gekrümmt.
»Sie haben nicht wieder geheiratet?«
»Nein.«
»Ich dachte, Ihr Bruder regiere Zaharen Yce.«
»Nur symbolisch. In meiner Abwesenheit.«
Seine Augen blickten hellgrün und durchbohrend in die ihren. »Ihr Stamm erlaubt es Frauen, ihn zu führen?«
Eine Falle, das erkannte sie. Wenn sie mit ja antwortete, würde er die Zaharen für
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