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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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hätte er beinahe geantwortet, ließ das Wort aber im letzten Augenblick ungesagt. »Sie werden versprechen hierzubleiben.«

    »Oh«, wiederholte sie und lächelte plötzlich breit und strahlend. »Das verspreche ich sogleich, falls das alles ist, was Sie fordern.«
    »Nein.« Kimber griff nach ihrer Hand und hob sie an seine Lippen. Immerhin war sie nicht immun gegen den Tag; die Hand war warm, sehr warm, und genauso weich, wie er sie sich vorgestellt hatte. Ihm wurde bewusst, dass er bis zu diesem Augenblick ihre nackte Haut noch nicht berührt hatte, nicht einmal im Vorübergehen. Ihre Finger pressten sich schwach und fragend gegen die seinen.
    »Nein«, sagte er, dieses Mal rauchiger. »Ich will, dass Sie es auch meinen.«
    Sie starrte zu ihm hoch. Ohne eine Warnung, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken vollzog sie die Wandlung und war verschwunden, und auf seiner Handfläche blieb nur Rauch übrig, während ihr leeres Kleid auf den Pfad zu seinen Füßen sank. Das Haarband schwebte schwungvoll zur Seite, bevor es zu Boden fiel.
     
    Der Morcambre Courant
    FREITAG, 28. JUNI 1782:
    WILDE BESTIEN VERSCHLINGEN VIEH!
    Master John Wilcox aus Hetton-le-Hole berichtet von dem Verlust zweier seiner besten weißen Charolais-Kühe an ein grausames Rudel von wütenden Bestien zu einer unbekannten Stunde in der dunklen Nacht des vergangenen Mittwochs.
    Mistress Edith Shelby aus Hought-le-Spring berichtete das Gleiche am Donnerstag betreffs ihres preisgekrönten gefleckten Ebers, der vor zwei Jahren bei der Frühlingskirmes in Sunderland als bestes Schwein ausgezeichnet wurde.

    Jedes der Tiere befand sich auf der Weide. Wenig blieb übrig außer Knochen und hie und da einem Horn. Tiefe Klauenspuren auf den Überresten enthüllten, dass es sich um Wesen mit monströser Kraft gehandelt haben muss.
    Wölfe wurden für beinahe ein ganzes Jahrhundert nicht mehr in unserer schönen Gegend gesichtet. Man nimmt an, dass das Rudel aus der unzivilisierten Wildnis von Schottland eingedrungen ist und sich mit äußerster Schnelligkeit zwischen den beiden Städten bewegt hat.
    Jäger wurden mit großer Hast entsandt, um das Rudel zu töten.
    Den werten Lesern aus allen Regionen wird dringend geraten, die Abende samt Kindern und Haustieren zu Hause zu verbringen, bis die Bestien zur Strecke gebracht wurden. Schäfern wird empfohlen, Waffen bei sich zu tragen.

8
    »Erkläre mir noch einmal«, sagte Kimber aufreizend geduldig, »wie eine Frau, die nicht einmal sechzig Kilogramm wiegt und mir höchstens bis an die Stirn reicht - eine fremde Frau noch dazu - in der Lage sein kann, einem ganzen Volk der feinsten Jäger auf der Welt auszuweichen. Acht Tage lang.«
    »Hast du wirklich geglaubt«, antwortete Audrey höflich, »dass sie leicht zu finden wäre, nur weil sie eine Frau ist?«
    »Nein.« Vorsichtig legte Kimber eine Hand auf die ausgebreitete, zerknitterte Gazette vor ihm auf seinem Schreibtisch. »Ich nahm an, sie sei leicht zu finden, weil sie ein Drache ist .«

    Ihr Vater, der Marquis, hatte großen Wert darauf gelegt, jede Zeitung zu abonnieren, die Neuigkeiten über Darkfrith enthalten mochte, zusätzlich zu etlichen Londoner Wochenblättern. »Vorbeugende Maßnahmen«, pflegte er seinem Sohn zu erklären. »Man darf nicht in den Bequemlichkeiten der Grafschaft versinken, sondern muss der Außenwelt Aufmerksamkeit schenken, bevor diese ihre Aufmerksamkeit uns zuwendet.«
    Der Morcambre Courant . Der Durham-Chronicle , der York Afternoon Advertiser . Drei Zeitungen, die Berichte über ein Rudel wilder, mysteriöser Bestien brachte, die Kühe und Schweine davontrugen - und einem Zeugen zufolge eine ganze Herde fetter Gänse -, mitten in der Schwärze der Nacht, wobei sie nur Federn und zerfetzte Knochen zurückließen.
    Aber der schlimmste, bei weitem der schlimmste war ein kleiner Artikel, der in den Whitby Daily News erschienen war. Er beschrieb ausführlich den Bericht eines Kesselflickers und seiner Familie, die erklärten, Freitagnacht einen riesigen, geflügelten »Schlangenfeind« in der Luft gesehen zu haben, als sie in den Mooren von North York ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Keine Wölfe, keine wilden Hunde. Keines dieser Tiere vermochte mit Fluggeschwindigkeit von Stadt zu Stadt gelangen. Man musste einem verdammten Kesselschmied glauben, um die Wahrheit zu entdecken.
    Es handelte sich um die Prinzessin oder ihre Wächter, was wie weiterer Hohn erschien. Kimber konnte sich nicht vorstellen, weshalb sie sich auf

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