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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Schatten betonten seine Züge - Augenbrauen und Wangenknochen, unrasierte Haut, den schönen Schwung seiner Lippen. Dann zog er seinen Stuhl näher an sie heran, zurück in den Schatten, und beugte sich mit auf die Knie gestützten Unterarmen vor. Das Haar umspielte golden die Linie seines Kiefers.
    »Wen sonst können Sie außerdem spüren?«, fragte er ruhig.
    »Jeden. Beinahe jeden. Einige leichter als andere.«

    »Und mich?«
    »Ja.« Sie blickte ihn durch ihre gesenkten Wimpern an. »Sie ganz gewiss.«
    Er lehnte sich zurück, immer noch mit ungerührter Miene. Nach einem Augenblick griff er nach einem mit Käse gefüllten Croissant und zerpflückte es mit den Fingern.
    »Aber es ist interessant, dass ich Ihre Wächter nirgendwo spüren kann.«
    »Vielleicht sind Sie nicht so geschickt wie ich, mein Herr.«
    Sein kaum merkliches Lächeln kehrte zurück. Er schaute sie jedoch nicht an. »Vielleicht nicht. Aber Sie haben mir eine Art Verpflichtung auferlegt. Wir hatten eine Wette. Ohne jeden Zweifel haben Sie gewonnen. Dennoch kann ich Sie nicht hierlassen.«
    Maricara schob einen Teller unter seine Hände, um den Regen flockiger Krümel aufzufangen. »Nein?«
    »Nein. Der Rat ist in dieser Hinsicht unnachgiebig. Zu viel schlechte Presse, meine Liebe.«
    »Die Presse weiß gar nichts.«
    »Viel zu gefährlich«, betonte er und schaute auf, um sie mit diesem scharfen grünen Blick festzunageln. »Sie haben eine Gruppe von Menschenmännern versammelt, um die ›Bestien‹ zu töten, die Amok laufen. Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, welche Zuneigung diese Leute für ihre Viehherden hegen.«
    »Ein paar tote Kühe …«
    »Meine liebe Prinzessin«, unterbrach er sie mit einer zu einem stählernen Flüstern gesenkten Stimme, »Sie haben mutwillig einen ganzen Haufen unserer heiligsten Gesetze gebrochen. In der Vergangenheit sind Drákon für einen Bruchteil dessen, was Sie getan haben, getötet worden. Sie
sind öffentlich als Drache aufgetaucht - wiederholte Male - Sie sind für alle sichtbar durch die Lüfte davongeflogen, und es ist nur dem Glück der Narren zuzuschreiben, dass die einzigen Leute, die Sie bis jetzt erspäht haben, glücklicherweise Zigeuner sind, denen ohnehin niemand Glauben schenken wird. Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie sich dabei gedacht haben. Wenn Sie meine Aufmerksamkeit wollten, dann ist Ihnen das zweifelsfrei gelungen, aber es hätte bessere Methoden gegeben, meine werte Dame. Wir … wir stellen uns hier nicht derart zur Schau. Dies hier ist nicht Zaharen Yce. Dies ist nicht Ihre Heimat.«
    Maricara wandte das Gesicht dem blendenden Glanz des Meeres zu und starrte aufs Wasser, bis ihr alles vor den Augen verschwamm. »Nein«, sagte sie. »Das weiß ich.«
    »Jedes Mal, wenn Sie unsere Gesetze brechen, jedes Mal, wenn Sie als Drache in die Menschenwelt eindringen - oder als Rauch -, bringen Sie meinen ganzen Stamm in Gefahr. Es tut mir leid. Der Rat verlangt Ihre Rückkehr, und ich stimme mit ihm überein.«
    »Ich gehöre nicht zu Ihrem Stamm, Graf Chasen.«
    »Doch, Liebes«, sagte er sanfter als zuvor. »Ich fürchte doch.«
    Sie starrte ihn ihrerseits an. Ihr blieb kaum ein Zweifel möglich hinsichtlich dessen, was er meinte, oder, was noch bedeutungsvoller sein mochte, wie er sie anblickte.
    Als sei sie bereits die seine. Als hätte er sie bereits eingeschlossen, mitsamt Ketten und einem neuen Titel und der Bürde all dieser unbekannten englischen Förmlichkeiten. Ihr Blick fiel auf seine linke Hand und den leeren Ringfinger, dann auf ihre eigene, wo, wie sie hätte schwören können, die leichte Einkerbung ihres Eherings immer noch erkennbar war, eine Narbe, die nie vergehen würde.

    »Sie sind hartnäckig«, sagte sie schließlich tonlos. »Das verstehe ich. Ich bin es ebenfalls. Es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu überzeugen.«
    »Es geht hier nicht um Überzeugung, Ihre Hoheit. Es geht um unsere ursprüngliche Natur. Darum, wer wir sind. Sie können das nicht ändern.«
    »Sagte ich hartnäckig? Eigentlich wollte ich stur sagen.«
    Kimber beugte sich in seinem Stuhl vor. »Maricara«, begann er - brach aber ab, als sich ein Neuankömmling dem Tisch näherte.
    »Hier bist du also.« Rhys hatte offenkundig beschlossen, nicht länger in der Halle zu warten. Er zog den nächsten Stuhl heran und ließ sich mit einem überschwänglichen Seufzer darauffallen. Zwei modisch gekleidete Frauen folgten ihm auf den Fersen - Drachenfrauen, wie Maricara spürte. Die anderen

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