Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
mehr als drei Stunden gespürt, dass Sie sich nähern. Sind sie sicher, dass Sie keinen Tee wollen? Tatsächlich bin ich recht stolz auf meine zeitliche Abstimmung. Er ist noch heiß, wie Sie feststellen werden.«
Sie langte nach der Teekanne, und ihre Finger schlossen sich mit all der geschmeidigen Geschicklichkeit um den Griff aus Porzellanfrüchten und -blättern, die sie von Imres glanzvollster russischer Mätresse gelernt hatte. Der Graf schwieg, während sie einschenkte. Der Tee war vorzüglich, gezuckert und duftend; sie verschüttete keinen Tropfen, als sie sich aus ihrer Kleopatra-Pose vorbeugte und ihm Teetasse und Untertasse reichte.
Ihre Finger trafen sich. Maricara war froh, bereits zu sitzen. Der Energiestoß, den sie durch diese nur leichte, flüchtige Berührung empfing, fuhr ihr wie ein Blitz bis in die Zehenspitzen.
»Danke.«
»Bitte sehr.«
Er trank nicht. Die Sonate endete mit einem langen, nachhallenden Ton, und sogleich begann das Trio mit einem Menuett.
Maricara goss sich selbst eine Tasse ein und ließ den Dampf aufsteigen, um ihre Sinne anzuregen. »Ich glaube, ich verstehe allmählich, weshalb ihr Engländer dieses Getränk so sehr mögt. Zuerst fand ich es recht langweilig. Aber wenn man erst einmal gelernt hat, weder guten Kaffee noch eine anständige Kanne heißer Schokolade zu erwarten, kann Tee fast ebenso gut schmecken.« Sie nahm einen kleinen Schluck und stellte dann die Tasse neben ihrem geblümten Teller ab. »Ich habe festgestellt, dass ich ihn mit dieser besonderen Art von Gebäck besonders gern mag. Wie nennt ihr es noch?«
»Scones. Eine Sorte Teegebäck.«
»Ja, Scones. Ich muss das Rezept mit nach Zaharen Yce nehmen, wenn ich zurückgehe.«
»Warum sind Sie hier draußen, Prinzessin?«, fragte Kimber abrupt. »Warum nicht drinnen, in einem Privatsalon? Allein hätten wir ein viel besseres Gespräch, das versichere ich Ihnen.«
Maricara wies auf die geschwungene, breite Terrasse, die Palmen und die Balustrade aus rosa Granit, das tief marineblaue Band des Meeres dahinter. »Aber hier ist es um so viel unterhaltsamer. Sehen Sie beispielsweise den guten Mann dort drüben? Den in dem erbsfarbenen Rock und der verrutschten Perücke? Die letzte halbe Stunde hat er darüber nachgedacht, wie er seine arme, schlichte Frau verlassen und zu mir herüberkommen kann.«
»Sie können Gedanken lesen«, sagte der Graf immer noch gleichgültig.
Sie lachte überrascht. »Nein. Das wäre einmal eine Gabe, nicht wahr? Aber nein. Es hat eher den Anschein, dass er den Blick nicht von meinem Schmuck lassen kann.« Sie machte eine Pause, um ein Stück Scone abzubrechen. »Vielleicht ist es aber auch mein Ausschnitt.«
Kimber lächelte kaum merklich. »Beides, wenn Sie mich fragen.«
Maricara neigte den Kopf. Sie war nicht so dumm zu glauben, dieses Lächeln sei echter als das letzte. Ihn umgab eine Aura angespannter Strenge, ein Hauch von kaum gezügelter Aggressivität. Beim Hades, sie würde diese freie, sehr öffentliche Veranda nicht verlassen und mit dem Graf Chasen einen privateren Ort aufsuchen. Die Götter mochten wissen, was er dann versuchen würde.
Sie hatte zu hart für diesen Augenblick gearbeitet, um ihn
schnell vergehen zu lassen. Er hatte keine Vorstellung von den Maßnahmen, die sie hatte treffen müssen, um sich auch nur in ihrer Chaiselongue zurückzulehnen und wie ein Panther zu wirken.
»Nun, wenn Sie wirklich gar nichts von alledem essen wollen«, sagte sie mit einem Seufzen, »dann nehme ich an, dass wir es den Vögeln überlassen sollten. Der maître d’hotel hat mich vor den Möwen gewarnt. Aber tatsächlich scheinen sie in einem sehr höflichen Abstand zu bleiben.«
»Bitte. Fangen Sie ohne mich an.«
»Hmmm. Eigentlich habe ich keinen großen Hunger. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich seit den letzten paar Tagen ausgesprochen satt.«
Der Pfeil traf, das konnte sie deutlich erkennen. Seine schönen Augen wurden schmal. Sie eilte sich weiterzusprechen, bevor er etwas sagen konnte.
»Vielleicht möchten Sie Ihre Freunde einladen, sich uns anzuschließen? Diejenigen, die in der Eingangshalle warten. Es sind … drei. Einer davon ist Ihr Bruder. Und, lassen Sie mich nachdenken … fünf, nein, sechs weitere Drákon auf der Straße bei der Kutsche. Arme Kerle. Ihnen muss sehr heiß sein.«
Der Graf holte hörbar Atem, wobei er sie immer noch anstarrte. Die salzige Brise flaute wieder auf und ließ eine Ecke des Sonnenschirms flattern. Licht und
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