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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Tunnel in Richtung Meer führte. Sie schoss so schnell wie möglich hindurch, vorbei an verfaulendem Gemüse, Austernschalen, Exkrementen, einer lebendigen Ratte, sie sich rotäugig umdrehte und quiekte, als sie sich näherte, um gleich darauf wie ein Geschoss in die Flut einzutauchen, durch die Gischt nach oben zu schießen in die allerersten Regentropfen, die inzwischen fielen.
    Sie raste weiter. Kimber befand sich nicht länger in der Nähe, und das kümmerte sie im Augenblick auch nicht. Sie stieß durch den Boden einer fetten, salzigen Wolke und nutzte sie als Deckung, während sie sich von dem sich zusammenbrauenden Sturm landeinwärts treiben ließ.
     
    »Sie sind gegangen«, sagte Joan und hob den Kopf. Sie hatte in einem Sessel beim Feuer gelegen, die Beine ausgestreckt, die Füße überkreuzt, mit einer auf die Faust gestützten Wange. Sie setzte sich abrupt auf und schaute sich im Zimmer um. »Sie haben die Wandlung vollzogen, gerade eben. Habt ihr es gespürt?«
    »Ja«, antwortete Audrey im Sessel gegenüber, dann fügte sie leise hinzu: »Dummköpfe.«
    Rhys hatte vorgegeben, mit einem Kissen unter dem Kopf auf dem Boden neben dem Kamin zu schlafen. Er hatte seine Weste aufgeknöpft, aber seine Stiefel anbehalten, und die Finger hatte er über dem Bauch verschränkt.
    Er hatte die Wandlung gespürt. Er hatte Maricaras Absicht
erkannt, bevor es geschah, ihren Eifer, zu Rauch zu werden. Das Gefühl war in Wellen wunderbarer, tiefer Macht über ihn hinweggebrandet, so wie starker Alkohol, wie Laudanum. Es hatte ihn in seinem bewegungslosen Zustand eingeschlossen; er wollte nichts unternehmen, um ja nicht das Gefühl von ihr zu unterbrechen, selbst das Gefühl ihres Wegganges.
    Joan zupfte verärgert an ihrer Perücke herum. »Nun, so ein Mist. Und was sollen wir jetzt anfangen?«
    Audrey kam auf die Füße. »Ich weiß nicht, was ihr beide vorhabt, aber ich gehe jetzt zu Bett.«
    Sie stieg über seine Stiefel und ging gähnend zu ihrem Schlafzimmer, wobei ihre mit Metallfäden durchwirkten Röcke hinter ihr über den Boden schleiften.
     
    Sie flog landeinwärts, das konnte Kimber immerhin sagen. Er fing ihre schwache Lockung aus südlicher Richtung auf, also trieb er dorthin, versuchte, nicht in Panik zu geraten, sich nicht dem Ärger zu ergeben oder der Angst, die durch ihn hindurchsummte wie vom Sturm aufgeladene Atome.
    Der Regen fiel anfangs sanft. Zunächst war er ein Nebel, dann ein Tröpfeln, und es bereitete keine großen Schwierigkeiten, sich hindurchzumanövrieren. Ein solch milder Regen glich eher einem Streicheln als einem Hindernis, zumal er nicht dagegen ankämpfte. Er konnte flach oder tief sein, Macht oder Anreiz; der Regen würde ihn wissen lassen, was er tun musste.
    Er wehte an den letzten, gelb erleuchteten Straßen der Stadt vorbei über dunklere kleine Häuser und Obstgärten, dann über dampfende Felder, die sich in Moore mit Wildblumen und Torf auflösten.
    Der Regen wurde stärker. Inzwischen fühlte er sich nicht
mehr wie ein Streicheln an, sondern eher wie viele winzige Nadeln, aber Kimber blieb in seiner Rauchgestalt.
    Genau das tat Maricara auch. Kimber fühlte es.
    Dann grollte Donner … Lichtblitze durchspießten den amethystfarbenen Himmel. Der Wind brannte vor Elektrizität und Spuren von ihr, die ihm ja sagten oder nein, du bist zu weit geflogen, sie hat einen Kreis zurück geschlagen .
    Unter ihm: Bauerngehöfte. Er spürte zwei, die schwachen Vibrationen von schlafenden Menschen, von Kühen und Bullen und Ziegen, die sich in Scheunen oder unter großen Bäumen zusammendrängten.
    Dieses tückische, kaum merkliche Gefühl von einem Drachen fand er nicht wieder. Nicht hier. Nicht jetzt.
    Und dann verlor er sie.
    Einfach so. Blitze flammten auf, der Wind schlug aus der entgegengesetzten Richtung auf ihn ein, und alles Bewusstsein ihrer Anwesenheit war einfach - ausgelöscht.
    Er verdichtete sich, kämpfte gegen den Sturm an und schwebte auf der Stelle, wobei er nach neuen Anhaltspunkten suchte. Aber alles, was er bekam, waren Regen und Gras und Schmutz und Blätter, die vom Staub des Tages rein gewaschen wurden. Das Haus des letzten Bauern, an dem er vorbeigekommen war, hatte einen Kamin, aus dem das Aroma verbrannten Torfs stieg - er schmeckte es immer noch, bei den Göttern, und es lag mindestens fünfzehn Meilen zurück.
    Wohin war sie gegangen?
    Der Wind blies stärker und zerrte an seinen Rändern. Er kämpfte eine Minute länger dagegen an, dann vollzog er

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