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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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aufzunehmen.
    Das Licht der Wandleuchter, die Form des Zimmers, das daunenweiche Bett. Die hellen, schweren Steine, mit denen sie sich schmückte. Alles Bestandteile dieses Augenblicks, alles Ursache dessen, was sie als Nächstes tun mochte.
    Ohne ihre Absätze schlug das kakaofarbene Gewand Falten auf ihren Füßen und bauschte sich wie eine flüchtige Schleppe um ihre Knöchel. Sie drehte sich um und ging vorsichtig zurück zu Kimber, wobei sie eine Hand ausgestreckt hielt. Er nahm die Diamantenspangen entgegnen, die sie wortlos auf seine Handfläche fallen ließ, das Vermögen eines Barons, das zwischen seinen gekrümmten Fingern glitzerte und sang.
    In weiter Ferne erklang Donnergrollen. Sie öffnete ihre Armbänder, eins nach dem anderen, ohne sein Gesicht aus den Augen zu lassen.
    »Und wo«, fragte der Graf »wollen Sie schlafen, Ihre Hoheit?«

    Sie lächelte, neigte den Kopf und ließ die Armbänder in seine andere Hand gleiten. »Sie spüren, wo ich den Schlüssel zum Safe versteckt habe, nicht wahr? Es ist ein ziemlich einfaches Schloss. Ich vertraue darauf, dass Sie es schaffen werden.«
    »Bitte machen Sie sich nicht vor«, sagte er liebenswürdig, »dass Sie das Hotel allein verlassen können.«
    »Versuchen Sie, Kopf an Füßen zu schlafen. So haben wir es in den Bergen gemacht, als ich ein kleines Mädchen war. Man kann so mehr Leute auf einer Matratze unterbringen.«
    »Scharmant. Ich werde es mir für das nächste Mal merken, wenn ich es mir nicht leisten kann, mein eigenes Hotelzimmer zu bezahlen. Mein liebes Kind, Sie wissen, dass ich Ihnen in der Sekunde folgen werde, in der Sie die Wandlung vollziehen.«
    »Aber ich glaube eher, dass Sie mich nicht fangen werden, Graf Chasen. Denn das ist Ihnen bislang noch nie gelungen.«
    Jetzt lächelte er ein halbes Lächeln, das Lächeln eines Raubtiers, kalt und strahlend. Sein Blick wirkte wie Zunder. »Maricara, Sie wollen mich heute Nacht doch nicht zu irgendwelchen Taten anstacheln!«
    »Ja, da haben Sie recht. Was ich von Ihnen möchte, ist, dass Sie meine Habseligkeiten morgen mit zurück nach Darkfrith nehmen. Ich werde Sie dort treffen. Wirklich«, fügte sie hinzu, als sich sein Lächeln nicht änderte. »Glauben Sie tatsächlich, ich lasse zu, dass Sie sich mit meinem besten Schmuck aus dem Staub machen?«
    »Man kann eigentlich nicht von ›aus dem Staub machen‹ sprechen, da Sie ihn mir ja gegeben haben.«
    »Das habe ich nicht. Ich habe ihn Ihnen lediglich ausgehändigt
in der Überzeugung, dass ich ihn bald zurückbekomme.«
    Ohne ein weiteres Wort spreizte der Graf die Finger. Saphire und Diamanten fielen in einem Regen aus Licht neben seine Füße.
    »Dort draußen sind Ungeheuer«, sagte er leise. »Und ich möchte noch nicht gegen sie kämpfen. Bleiben Sie hier, Prinzessin. Bleiben Sie hier, wo Sie in Sicherheit sind.«
    »Ich wollte, ich könnte es«, sagte sie. Dann vollzog sie die Wandlung, bevor er etwas hinzufügen konnte, bevor es ihm gelang, ihre Taille zu umfangen. Bevor sie das Bedürfnis verspürte, die Augen zu schließen und sich an ihn zu lehnen, an Worte wie »bleiben« und »Sicherheit« zu glauben, die er so schön ausgesprochen hatte.
     
    Selbstverständlich folgte er ihr. Soweit sie das beurteilen konnte, alarmierte er nicht einmal seine Geschwister. Er verwandelte sich einfach in Rauch, genau wie sie es getan hatte. Aber sie kannte die Stadt auf eine Weise, wie es bei ihm nicht der Fall war. Sie kannte die Ecken und Winkel der Dächer, wo der Wind ständig nach oben fegte, die längsten und dunkelsten Straßen, die Türmchen, die leer sein würden.
    Sie wusste auch, dass er in der Lage gewesen war, sie zu spüren - aber sie war willens, Risiken einzugehen, die er meiden würde. Also raste sie zu dem Platz in der Mitte der Stadt, wo das Geklapper von Hufen auf den Pflastersteinen widerhallte und man zu beinahe jeder Stunde Kutschen finden konnte, die klirrend über Erhebungen und Löcher rumpelten. Vier Öllampen auf Pfosten warfen ihren Schein auf eine Statue des Poseidon in der Mitte des Platzes. Sie wand sich um seinen Dreizack und dann seinen Bart, und alle in der Nähe vorbeitrottenden Pferde begannen zu zittern - und
sich dann umzudrehen. An Zügeln zerrende Kutscher brachen in Geschrei aus.
    Der Graf blieb eine Schicht Grau über ihr. Sie hatte recht: Er würde nicht niedersinken.
    Also tat sie genau das. Am Fuß der Statue gab es einen Rinnstein, der sie zu einem schwarzen, dreckigen und mit Abfall verstopften

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