Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
zusammenzuducken und herumzurollen und wie wild mit den Flügeln zu schlagen, um wieder die Kontrolle zurückzugewinnen. Als er sich wieder gesammelt hatte, war sie wieder über ihm und schoss in einer Kurve weiter nach oben. Kimber atmete Regen und Luft aus und schickte sich an, ihr erneut zu folgen.
Sie verschwand in einer Wolke. Er befand sich dicht hinter ihr, umhüllt von dem zähen Dunst. Wolken waren nicht zum Atmen gedacht. Mit jedem Mundvoll spürte er, wie seine Kehle sich verengte, seine Lungen zusammenfielen, während er um trockene Luft kämpfte.
Er hatte Maricara, die jetzt viel weiter oben dahinraste, bereits aus den Augen verloren. Wenn er sich in Rauch verwandelte, würde er nicht atmen müssen - aber Drachen waren schneller als Rauch. Und der Wind würde ihn in Fetzen reißen.
Nein, er würde sie nicht noch einmal verlieren. Kimber
schloss die Augen und ließ das Tier in seinem Innern, seine Drachenidentität die volle Führung übernehmen.
Ah, ja. Seine Zähne knirschten aufeinander, seine Klauen verkrampften sich. Der Drache wusste, was zu tun war, wie er seinen Herzschlag verlangsamen und die Luft ausdehnen musste, wie man sich durch schwarze Gewitterwolken bewegte mit ihren wärmeren Strömungen und Kanälen, die ihn höher stoßen ließen, schneller, dorthin, wo sie flog.
Gefährtin. Sie war nicht weit entfernt, weiblich und leicht. Er musste die Augen nicht öffnen, um sie wieder zu sehen. Sie war ein deutliches Bild in seinem Geist, ein sehr dunkles Ziel. Und er kam immer näher.
Die Luft begann jetzt, sich aufzuladen, erzeugte ein unangenehmes, elektrisches Jucken, das unter seine Schuppen kroch. Es entwickelte sich zu Vergnügen, dann zu Schmerz. Der Blitz entlud sich als Schock, eine Säule der Macht, die nur wenige Fuß hinter ihm explodierte, seinen Schwanz versengte und Feuer durch sein Herz schickte. Donner verschluckte ihn, griff bis tief in sein Knochenmark hinein und drehte ihm das Innerste nach außen.
Er wurde ohnmächtig. Er ging in freien Fall über. Er kam zu sich und sah die Wolken als Wand über sich, während der Wind in seinen Ohren heulte und sein Körper bebte und er dem Tod entgegenstürzte.
Nein .
Kimber spannte alle Muskeln an. Er drehte sich in eine aufrechte Position, schwankte wie ein Betrunkener - schwarze Erde, schwarzer Himmel, ein neuer Blitz, der ihm enthüllte, wie nahe er der Vernichtung gekommen war - die Blumen auf dem Moor waren deutlich sichtbar malvenfarben und rosa.
Regen hämmerte auf sein Gesicht ein. Er schoss nach oben,
knirschte mit den Zähnen und ließ den Schmerz in seinem Blut zu einem Verbündeten werden, zu Muskeln und Nerven. Er würde nicht versagen.
Er durchstieß den Bauch der Wolken. Er riss einen Tunnel in den Nebel, gewann an Geschwindigkeit, an Schwung, spürte wieder den gefährlichen Aufbau von Blitzen, der ein Prickeln bis in seine Klauen schickte …
Kimber strengte sich noch mehr an. Hätte er einen Laut von sich geben können, dann wäre der als Schrei gekommen, aber es gab nichts außer der Kakophonie von Sturm und Donner und dem Nahen von Feuer.
Er durchdrang die Oberfläche der Wolkenbank, befreite sich in plötzliche Stille: in den Himmel. Zu den Sternen. In einen ruhigen Ozean aus nachtkühler Luft. Die Stille brauste in seinen Ohren.
Und dort war sie, trieb dahin, als habe sie nur hier auf ihn gewartet, still wie der Mond. Als ob der Planet unter ihnen nicht immer noch eine gequälte Hölle wäre mit Venen aus purpurnem Licht.
Sie schaute sich nicht nach ihm um. Er brauste näher heran, und sie zog sich nicht zurück. Ihre halb geschlossenen Augen leuchteten; in dieser Höhe war das Licht so klar, wie das auf der Erde niemals der Fall war, ungedämpft von Kohlenstaub oder Niederschlag. Sternenlicht betonte jede Schuppe ihres Körpers, jeden brillanten Streifen ihrer Halskrause, jede Wimper. Ihre Atmung verlangsamte sich, dann noch mehr; mit jedem Atemzug glitzerte sie, Elfenbein und Silber, eine makellose Ergänzung der Nacht.
Er vermochte ihren Herzschlag zu hören. Er konnte den Donner weiter unter ihrem Herzschlag hören, stark und gleichmäßig, und Kimber erkannte, dass er noch nie im Leben etwas so Zwingendes gehört hatte.
Gefährtin .
Alle seine Sorgen, all seine Wut und der Schmerz schienen sich zu legen, zu zerschmelzen.
Maricara hob den Kopf, um den Wind zu prüfen, und rollte sich dann langsam herum. Er erhaschte einen Blick auf ihren Bauch, dann hatte sie sich wieder in die richtige
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