Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie
Eisen.
»Dort drüben ist ein freier Tisch«, sagte Kimbers Mann, der sich immer noch hinter ihnen befand.
Maricara schüttelte den Kopf. »Ich werde das Wasser keinesfalls trinken.«
»Nein«, stimmte ihr Kimber zu. »Lasst es uns nach Möglichkeit vermeiden, uns zu vergiften. Aber wenn wir nicht auffallen wollen, dürfen wir hier nicht stehen bleiben. Im Sitzen können wir wenigstens den Schein wahren.«
Ein Diener kam bereits auf sie zu, verbeugte sich tief und bat sie, ihm zu folgen. Wieder zog Kimber sie mit sich.
Der Tisch stand nahe bei dem faulig riechenden Brunnen. Eines der Mädchen eilte mit drei Gläsern zu ihnen herüber, sobald sie Platz genommen hatten. Kimber und sein Mann dankten, als sie einen höflichen Knicks machte. Maricara aber schob ihr Glas beiseite.
»Wir wollen nicht auffallen«, rief ihr der Graf freundlich lächelnd in Erinnerung. »Sie müssen es nicht trinken. Aber versuchen Sie, nicht so auszusehen, als wollten Sie es gleich auf mich schleudern. Ich kenne mindestens zehn Paare in diesem Raum, und sie alle würden eine Guinee dafür geben, ein saftiges Stück Klatsch mit nach London nehmen zu können.«
»Ich wette, das haben sie bereits bekommen«, meinte der andere Drákon und starrte auf das Glas nieder, das er in den Händen hielt.
»Wohl wahr. Die meisten jungen Damen, die mit mir zu Abend essen, sehen nicht ganz so mörderisch aus.«
»Wir verschwenden hier unsere Zeit«, sagte Maricara. »Wir sollten nach dem Kind suchen.«
»Das tun wir.« Kimber legte einen Arm über die Lehne seines Stuhls und enthüllte eine Weste von erstaunlich grellem Blau. »Wir sitzen jetzt nahe dem Mittelpunkt des gesamten Kurorts. Falls sie sich hier irgendwo aufhält, dann ist das der beste Platz, um sie zu finden. Können Sie sie spüren?«
»Ich spüre nichts als drohende Kopfschmerzen. Dieser Ort stinkt, und der Lärm …«
»Meine Liebe«, unterbrach der Graf sie leise. »Wunderschöner Drache. Versuchen Sie es bitte.«
Sie schloss hörbar den Mund. Ihr Blick zuckte zu dem anderen Mann - der immer noch auf sein Glas starrte, während sich die Wangen und das Kinn über den fließenden Rüschen seines ausgeliehenen Jabots zunehmend röteten - und dann zu Kimber zurück. Er wartete reglos, lächelte nicht einmal, sondern beobachtete sie nur ruhig, stetig und voller Erwartung.
Maricara lehnte sich zurück. Sie ließ den Blick langsam über den geschäftigen Raum gleiten, nahm all die Gesichter in sich auf, all die Farben, die üppigen Texturen und die auf- und absteigenden Stimmen, versuchte, sie in einzelne Schwingungen aufzuteilen, ließ eines nach dem anderen fallen, bis sie nur noch hörte, was sie hören musste, bis sie ein Echo dieser Noten auffing, die plötzlich ganz nah zu sein schienen …
»Dort ist er! Dort drüben, neben dem Brunnen!«
Der Ruf wurde sehr laut ausgestoßen, lauter selbst als der allgemeine Tumult in der Brunnenhalle. In ihrem besonderen Zustand hatte Maricara das Gefühl, die Stimme durchbohre sie wie ein Messer. Der Mann, der den Schrei ausgestoßen hatte, stand am Eingang, stämmig und vor Empörung bebend, gekleidet in einfache schwarze Kniehosen und ein Hemd, das ihm nicht ganz passte. Einen Arm hatte er dramatisch erhoben und deutete geradewegs auf Kimber.
Nein - auf den anderen Mann. Auf Rufus.
»Dieser Schurke hat meine Kleider gestohlen!« Der Rufer starrte die beiden Männer neben ihm wild an. Beide waren ordentlich angezogen und gehörten offenkundig zum Personal
des Kurhauses. »Was für eine Art von Etablissement ist das? Ich verlange Genugtuung! Sie dort, Sir! He, Sie! Wohin, zur Hölle, glauben Sie zu gehen?«
Der stämmige Mann setzte sich in ihre Richtung in Bewegung, gefolgt von den beiden anderen. Aber Sir Rufus war bereits vom Tisch aufgesprungen und bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die Wand mit den Glastüren zu, die in den äußeren Hof führten.
»Verdammt.« Kimber stieß seinen Stuhl zurück und griff nach Maricara.
»Nein«, sagte sie rasch und erhob sich, um in die andere Richtung zu eilen. Andere Gäste standen jetzt auf; der zornige Mann, dessen Stimme inzwischen einem Bellen glich, kam inzwischen auf Kimber zu. »Es wird leere Zimmer ganz oben im Haus geben, am weitesten von der Treppe entfernt.«
»Wie können Si…«
»Weil es die dort immer gibt.« Sie hob mit beiden Händen ihre Röcke, wich Tischen aus, während die Diener versuchten, sie anzusprechen. Noch rannte sie nicht, sondern hatte nur den
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