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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Er beugte sich vor, um mit der Hand über die perlenbesetzte Oberfläche zu wischen, worauf er einen Blick auf Farben und sich verschiebende Schatten erhaschte.
    »Dann lasst uns hineingehen«, sagte er.
     
    Es war ihre Idee, Kleider zu stehlen. Während dichter Dampf die Bäder erfüllte, handelte es sich bei dem Rest des Kurhauses um ein helles, luxuriöses Bauwerk mit hohen, hohen Decken, italienisch aussehenden Fresken und barocken, vor Vergoldung nur so strotzenden Verzierungen, welche die Wände pflasterten. Exquisit gekleidete Herren und Damen schlenderten mit Teetassen oder winzigen Gläsern voller Portwein in den Händen durch die Hallen, während ihre Perücken in der Feuchtigkeit langsam klebrig wurden.
    Nackte Leute würden auffallen, betonte Maricara. Rauch
ebenfalls. Im Vorzimmer des Hauptbades befanden sich Reihen von Umkleidekabinen, links für die Frauen, rechts für die Männer. Sie konnten hineinschweben und wieder herausgehen. Das wäre einfach.
    Zu dritt standen sie in dem dunkelsten, tiefsten Teil des Wassers und besprachen die Angelegenheit. Es gab eine gekachelte Wand, die Männer und Frauen trennte. Maricara musste die Stimme nicht heben, um darüber hinweg hörbar zu sein, ebenso wie Kimber und der ältere Mann. Sie konnten sich flüsternd unterhalten und jedes Wort verstehen, obwohl die Prinzessin ein paar erstaunte Blicke von einigen der anderen weiblichen Badegäste zugeworfen bekam.
    Ein paar Matronen mit viel Rouge im Gesicht in ihren voluminösen, eigens zum Baden gedachten braunen Leinenkleidern starrten sie quer über das Becken hinweg an. Es war unwahrscheinlich, dass sie beobachtet hatten, wie sie sich vor ein paar Minuten von Rauch in eine Frau verwandelt hatte; der Raum war riesig und düster. Aber Maricara beugte die Knie ein wenig mehr, so dass ihre nackten Schultern nicht mehr aus dem Wasser ragten.
    »Sie wissen, dass manche Leute sagen, Stehlen sei falsch«, murmelte der Graf, und in seiner Stimme klang ein ausgesprochen trockener Unterton mit.
    »Zum Henker«, murmelte der andere Mann. »Wir werden alles zurückgeben.«
    » À bientôt « sagte Maricara und tauchte mit dem Kopf unter Wasser.
    Die Flüssigkeit war ekelhaft, stank nach Schwefel und Metall, und sie konnte sich nicht vorstellen, warum irgendjemand darin baden wollte, ganz zu schweigen davon, es zu trinken, wie man es in anderen Bereichen des Kurhauses tat. Aber sie musste sich nur unter der Oberfläche des dickflüssigen
Wassers verwandeln, und zwar in Rauch, um in ihrer leichteren Gestalt nach oben in die Luft gedrückt zu werden und sich wie der Rest des Dampfes in trägen, fetten Rollen zu erheben.
    Sie begab sich zurück zu den Umkleidekabinen, an den gelangweilten, auf seitlich aufgereihten Stühlen sitzenden Kammerzofen sowie an Dienern vorbei, welche am von Säulen eingerahmten Eingang zum Bad schwitzten. Dann breitete sie sich zu einer dünnen Schicht aus und glitt über die nächste Tür.
    Maricara tauchte in einem geschmackvollen Ensemble aus mit Granatsteinen besetzter, grau schimmernder Seide wieder auf. Die Haare hatte sie mit den wenigen Nadeln, die sie hatte finden können, gefährlich hoch aufgesteckt. Die Pantoffel an ihren Füßen saßen nur lose, und sie hatte weder die Perücke noch irgendwelchen Schmuck genommen - eine Taschenuhr und ein Trauring, eine Silberbrosche; im Inneren der Kabine gab es ein Schild auf dem zu lesen stand: METALL LÄUFT IM WASSER SCHWARZ AN. Aber es würde reichen.
    Sie hoffte, dass die Frau, der diese Kleider gehörten, den Gestank des Schwefels mochte.
    Kimber wartete im Schatten des Säulengangs gleich hinter den Dienern auf sie. Er trug einen Rock und Kniehosen in Schwarz und Hellbraun, gestreifte Strümpfe und Schuhe mit Absätzen aus rotem Leder. Unter gesenkten Wimpern warf er ihr einen Blick zu, der ihr das Blut in die Wangen trieb.
    Das Kleid war ihr zu klein. Sie hatte den Atem anhalten müssen, um das Korsett eng genug schnüren zu können.
    Sein Blick streifte über ihr Gesicht und senkte sich dann mit erkennbarer Absicht auf ihren Busen. »Ich nehme zurück, was ich vorhin gesagt habe. Wir sollten öfter stehlen.«

    Sie zupfte an ihrem Mieder herum. »Von stattlicheren Leuten.«
    »Oder von solchen, deren Modegeschmack ein wenig besser ist.« Er lächelte mit leisem Spott. »Ich bin weit davon entfernt, ein sachkundiger Richter von Frauenmode zu sein, aber es ist üblich, einen Schal oder ein Tuch um den Nacken zu tragen, oder etwa nicht, Ihre Hoheit?

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