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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Hat derlei gefehlt?«
    »Es hat gekratzt«, erklärte sie knapp.
    In den Schatten war er Drache und Mann zugleich, und er sprach mit leiser, sanfter Stimme: »Ich Glücklicher.«
    Etwas Heißes stach in ihre Haut. Verlegenheit. Der Gestank des Schwefels aus dem Bad wurde beißend. Sie wandte das Gesicht von ihm ab und hob eine Hand zum Nacken, wo sie ein Brennen verspürte.
    »Wir sollten hier nicht herumtändeln.«
    »Ich bin gefügig und tändele mit Ihnen, wo und wann immer Sie wollen. Ach, Prinzessin, ein solch tödlicher Blick! Wenn Sie nur sehen könnten, wie bezaubernd es - aber das ist unwichtig. Uns fehlt nur noch Sir Rufus - exzellent, dort ist er ja. Schauen wir nicht alle nett und akzeptabel aus? Sollen wir ein wenig herumspazieren?«
    Und genau das taten sie auch.
     
    Das Haus war beinahe überfüllt. Sie beschlossen, sich zunächst zur Brunnenhalle zu begeben, denn dort hielten sich die meisten Leute auf. Kimber ging an ihrer Seite, und der Mann namens Rufus folgte ihnen. Sie gab sich alle Mühe, doch konnte sie weder Honor noch die seltsamen, hohlen Töne spüren. Aber sie wusste, was sie gehört hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Der Graf stützte ihren Ellenbogen mit leichter Hand. Er
schien sich in dieser verschwenderischen Umgebung durchaus wohlzufühlen, wie er so herumschlenderte; und er unterschied sich mitnichten vom Rest der herausgeputzten, adligen Menge. Von Zeit zu Zeit nickte er lächelnd und rätselhaft den Anderen zu, die ihn mit Namen grüßten. Ein paar waren sichtlich darauf aus, stehen zu bleiben und zu plaudern - ihre Blicke entzündeten sich an Maricara und ihrem Dekolleté; inzwischen bedauerte sie inständig, den Schal nicht mitgenommen zu haben. Aber mit seinem goldenen Charme drückte sich Kimber einfach an ihnen vorbei, wobei er sie langsam, aber unerbittlich den Gang entlangzog, ohne jemandem die Zeit zu lassen, sie direkt anzusprechen. Keiner war so frech, nach ihrem Namen zu fragen, zumindest nicht in Gegenwart des Grafen. Allerdings gaben nicht wenige lautstark ihrer Verwunderung Ausdruck, nachdem sie vorbeigegangen waren.
    Sie hätte wissen müssen, wie vollständig er in seine Welt schlüpfen würde. Sie hätte erkennen müssen, wie mühelos er zu einem der Ihren werden würde.
    In ihrem geliehenen Kleid kam sie sich höchst auffällig vor. Sie bemerkte, wie die Frauen, an denen sie vorbeischritten, ihr rutschendes Haar und ihre ungeschminkten Wangen musterten. Wie die Männer weiter nach unten schauten. An seiner Besitzerin sah das Kleid zweifelsfrei vollkommen respektabel aus. An Maricara wurde es zu etwas ganz anderem, zu weichem, glänzendem Stoff, der in ihre Haut schnitt, sie zu kleinen, abgehackten Schritten zwang und mit jedem Atemzug einen Widerhaken in ihre Rippen bohrte. Sie konnte sich in keine Richtung beugen, konnte die Arme nicht über Brusthöhe heben. Sie spürte, dass ihr Haar vollständig nach unten auf ihren Rücken zu rutschen drohte, wann immer sie die Hüften bewegte.

    »Bei Gott, wenn Sie das weiterhin tun, muss ich ein Zimmer für uns mieten«, murmelte Kimber und starrte geradeaus. Sie gingen durch ein Oval aus flackerndem Licht.
    »Was tue?«
    »Wenn Sie weiterhin den Atem so anhalten. Das lässt Ihren Busen ganz prächtig anschwellen. Seien Sie so freundlich und atmen Sie aus.«
    »Ich kann nicht ausatmen. Ich kann kaum Luft schnappen.«
    »Dann«, sagte er süßlich, »stehlen Sie das nächste Mal ein weiteres Kleid oder benutzen Sie ein verdammtes Tuch.«
    Sie waren am Eingang der Brunnenhalle angelangt. Anstelle einer schlichten Pumpe gab es in der Mitte des Raums einen wie eine Muschel geformten Brunnen, und aus einem Bronzerohr sprudelte gurgelnd Wasser. Eine Reihe junger Mädchen mit Hauben auf dem Kopf und in Schürzen standen im Kreis um den Brunnen herum, bereit, den Männern und Frauen im Raum, die die Hände hoben, ein Glas der trüben Flüssigkeit anzubieten.
    Die Tische waren mit Spitze und frischen Blumen geschmückt, und an fast allen saßen lachende, plaudernde Menschen. Diener schossen mit Teegeschirr und Tellern voller warmem Essen hin und her. Sie hatten die Münder zusammengepresst, ihre Knöpfe und polierten Schuhe spiegelten den Glanz der Messingleuchter über ihren Köpfen wider. Der Boden bestand aus Hartholz, aber jeder freie Gang war mit prächtigen Teppichen bedeckt; überall konnte man Wassertropfen entdecken. Der stechende, ungesunde Geruch nasser Wolle überlagerte den Gestank von Schwefel und

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