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Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie

Titel: Der träumende Diamant 3 - Drachenmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abé
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Dunkelheit allmählich an. Er starrte einfach die gegenüberliegende Wand an, die kornblumenblau gestreifte Tapete, ein gerahmtes Aquarell mit scheuen Hasen und ihren Jungen, die in einem Erdbeerfeld herumhüpften. Unwillkürlich spürte er den Staub des Zimmers in der Nase, die Fäden des Satins auf den Stuhllehnen unter seinen Armen … die Buchendielen, Eichenverbindungen hinter den Wänden … Mäuse, die eilig zum anderen Ende des Gebäudes huschten … Schießpulver und Sommerblumen, ein feines Wehen durch die Luft.
    Blinzelnd erwachte der Drache in ihm. Er ließ ihn sein Herz überfluten. Immer schneller. Sollte er ihm doch das Blut versengen.
    Sie war nahe. Sie war hier.
    Kimbers Blick schoss zur Tür. Rauch kräuselte sich durch das Schlüsselloch.
    Noch in der Luft verwandelte sie sich, ging zu einem Toilettentisch, wischte das Tuch, das ihn bedeckte, in einem weißgrauen Bogen hinunter. Sie wickelte sich in den Stoff ein, so wie er es getan hatte, und warf sich einen Zipfel über die Schulter.

    »Hübsch«, sagte sie, während sie sich umblickte.
    »Passend«, antwortete er und lächelte mit schmalen Lippen. »Wie gut, Sie zu sehen, Prinzessin. Irgendwelche bleibenden Nachwirkungen?«
    »Nein. Ein Herr hielt mich kurz im Gang auf, indem er die Hand auf meinen Arm legte, aber er entschuldigte sich wortreich, als er erkannte, dass ich nicht seine Frau bin. Anscheinend hat sie ein Kleid, das dem meinen gleicht. Als ich es hinaus auf den Hof geschafft hatte, war Ihr Mann bereits verschwunden. Und Sie, Mylord?«
    »Nichts, mit dem ich nicht fertig geworden wäre.«
    »Sie haben Sie nicht gefangen?«
    »Nicht für lange.«
    »Ich verstehe.« Elegante schwarze Brauen hoben sich in etwas, das sowohl Erstaunen als auch pures Amüsement sein mochte. »Sie werfen Ihre gepriesenen Gesetze ab wie die Schuppen vom letzten Jahr.«
    »Sie scheinen diese Wirkung auf mich zu haben.«
    In ihr Laken gewickelt, verbeugte sie sich so selbstverständlich wie ein Mann. » Merci beaucoup .«
    »Oh, gern geschehen. Es ist bemerkenswert, wie leicht man beinahe zweiunddreißig Jahre hart erarbeitete Weisheit und Zurückhaltung beiseitewirft.«
    »War es einfach?«, fragte sie voller Interesse nach. Und dann: »Sie sind zweiunddreißig?«
    »Einunddreißig, und ja, außerordentlich. Über alle Maßen habe ich es genossen, mich allen und jedem zur Schau zu stellen wie der Dorf-Wilderer am Pranger. Ich zweifle nicht daran, dass sich ein jeder bestens unterhalten hat.«
    Sie ging zum Bett, hockte sich auf die blanke Matratze und beugte sich, die Arme auf die Schenkel stützend, vor. Das Haar glitt ihr über die Schultern, ein samtig dunkler Schatten,
der ihre Brust bedeckte. »Also«, sagte sie leise, »verstehen Sie jetzt? Freiheit macht Vergnügen.«
    »Überleben ebenfalls«, sagte er knapp. »Und auch noch andere Tätigkeiten, die ich mir vorstellen kann. Vielleicht könnten wir uns stattdessen mit einer von ihnen beschäftigen?«
    Immer noch lächelnd senkte sie den Kopf. »Sir Rufus ist derzeit unten und schlägt die Zeit als Rauch im Garten tot. Glauben Sie nicht, Sie sollten gehen und ihn holen? Er wird nicht wissen, wo wir sind.«
    Kimber stand auf. Er starrte sie einen weiteren langen Augenblick an. Und wieder hob sie langsam die Brauen.
    Er vollzog die Wandlung und verließ das Zimmer auf dem Weg, den Maricara gekommen war.
     
    Maricara richtete ihr Bett her. So etwas hatte sie nie zuvor getan; als Kind hatte sie kein Bett, das sie hätte machen können, nur Strohsäcke, und als Prinzessin hatten ihr immer Diener zur Verfügung gestanden. Diener, um die Zimmer aufzuräumen, Diener, um ihr beim Ankleiden zu helfen, Diener, die ihr Haar frisierten, Essen brachten, ihre Juwelen polierten und sie mit Falkenaugen bewachten, wenn der Prinz nicht an ihrer Seite war.
    Also machte sie in Wahrheit das Bett nicht. Sie fand lediglich eine Kommode, vollgestopft mit sauberen Leintüchern, und warf diese über die klumpige Matratze. In dem Zimmer fanden sich nirgendwo Bettdecken oder auch nur Wolldecken, aber es gab fünf Laken, und die schienen ihr auszureichen. Es war immer noch warm, und eigentlich hatte sie nicht vor einzuschlafen. Aber sie konnte es sich wenigstens bequem machen, während sie auf die Rückkehr des Grafen wartete.
    Sie krabbelte in die Mitte des Bettes. Dort legte sie sich
flach auf den Rücken, breitete die Arme aus und starrte zur glatten Gipsdecke hoch.
    Sie verspürte keine Müdigkeit. Sie fühlte sich sehr, sehr

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