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Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Titel: Der träumende Kameltreiber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amor Ben Hamida
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sollte und keiner etwas verstünde? Samir war unser Rettungsanker. Glücklicherweise verlangte er nichts für seine bevorstehenden Dolmetscherdienste.

Italien

    Endlich. Genua. Hoffnungen, Erwartungen und Angst.
    Und wir wurden tatsächlich erwartet und freundlichst in Empfang genommen. Ich wusste, hier war Europa, hier war Verlass auf Abmachungen. Stellt euch vor, ihr würdet mit jemandem brieflich einen Termin in Tunis vereinbaren, Wochen zuvor. Ein Araber würde eine Woche zu spät und am falschen Ort auftauchen und euch noch den Vorwurf machen, dass ihr nicht auf ihn gewartet habt. Die Italiener waren zuverlässig. Ein junger Fahrer und sein älterer Kollege schoben uns in einen kleinen Lastwagen, sie mussten unter Zeitdruck sein. Wahrscheinlich wartete dringende Arbeit auf uns. Wir fuhren los. Viele Stunden lang saßen wir in diesem Lastwagen, wortlos, etwas verängstigt, aber voller Hoffnungen. Wir malten uns – jeder für sich – den Arbeitsplatz, das Essen, die Unterkunft und vor allem den Lohn aus, der zwar erst in einem Monat kommen sollte, der aber so hoch war, dass keiner von uns sich vorstellen konnte, was es bedeuten würde, tausend Euro, einen dreifachen tunesischen Lohn, zu empfangen.
    Es war mitten in der Nacht, als der Lastwagen anhielt und die beiden Italiener uns fast hektisch, als wollten sie uns verstecken, in eine kleine Baracke stießen. Der ältere gab uns ein paar Flaschen Mineralwasser, einige Brote und Käse. Dann sagte er: ,Domani alle sei.’ Dabei schlug er mit dem Zeigefinger auf seine Uhr und machte anschließend mit beiden Händen ein Zeichen, das klar ‚sechs’ andeutete.

    Wir standen da, fünf junge Männer mit je einem kleinen Handgepäck, und wussten nicht, was das alles sollte. War das die Unterkunft, die der Beamte in Sousse meinte? Eine kleine Baubaracke, mitten auf einer Baustelle? Und war das die Verpflegung? Wasser und Brot? Einer meiner Weggefährten versuchte uns zu beruhigen. ‚Hey, Jungs, das ist mal ein Anfang. Lasst uns die Schlafplätze aufsuchen und morgen weiterschauen.’
    Er war es auch, der sich an den winzigen runden Tisch setzte und das Brot unter uns teilte, den Käse und die Wasserflaschen. Wasser schienen sie genug zu haben …
    Es war eine schlimme Nacht. Plötzlich kamen Befürchtungen auf, die sich in echte Existenzangst verwandelten. Auf einmal wusste ich nicht mehr, ob ich nicht in eine Falle getappt war. Aber ich folgte dem Rat unseres Ältesten und vertagte meine Sorgen auf morgen.
    Als wir am nächsten Tag um sechs Uhr mit lautem Klopfen an der Tür geweckt wurden, da war es noch stockdunkel. Es roch nach Kaffee. Wir kamen noch schlaftrunken und von der Reise etwas verwirrt aus der Baracke heraus und erschraken. Die Baustelle, auf der wir uns befanden, war größer als Sousse, das kam uns zumindest so vor. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Kräne, Baumaschinen und Menschen auf einer Baustelle gesehen.
    Ich war der Erfahrenste unter meinen Freunden. Ich hatte schon mal auf einer Baustelle gearbeitet. Die Utensilien waren ähnlich, die Stoffe auch. Ich ging also voran. Ein Vorarbeiter nahm uns in Empfang und zeigte uns, was wir tun sollten. Irgendwie kam es mir vor, als wüsste er nicht, dass wir erst seit einigen Stunden, noch nicht einmal einen Tag, in seinem Land waren. Er redete auf Italienisch drauflos und unser Übersetzer hatte die größte Mühe, ihm zu folgen. Er sprach schnell, einen südlichen Dialekt, wie uns Samir erklärte, und benutzte Fachwörter, die unser Landsmann nicht kannte. Ich half dafür mit der fachlichen Seite und zeigte meinen Freunden den Gebrauch der Geräte.

    Der erste Tag verging langsam und mühsam. Die meisten Arbeiter blieben über Mittag auf der Baustelle und hatten von zu Hause etwas zu essen mitgenommen. Uns brachte man wieder Brot und diesen faden Käse, dazu Wasser und Milch. Dann war da ein Fleisch, ihr wisst, was ich meine, schon bei seinem Anblick schauderten und zögerten wir alle. Der Vorarbeiter sagte: »Non e maiale!« Unser Dolmetscher wollte uns beruhigen, dass es eben kein Schweinefleisch sei, aber trotzdem hat es keiner von uns angerührt. Die ganzen nächsten Tage lebten wir von Brot, Käse, Milch und Früchten. Wir sind doch keine Vegetarier, dachten wir, wir wollen endlich ein Stück Fleisch, aber Lamm! Wir schickten Samir, der sich lange mit dem Vorarbeiter unterhielt, während wir etwas weiter weg hinter ihm standen, als Zeichen unserer Solidarität und Einigkeit.
    Der

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