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Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Titel: Der träumende Kameltreiber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amor Ben Hamida
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Freund, wir müssen aus diesem verfluchten Wald raus und eine Siedlung finden. Noch eine Nacht überleben wir beide nicht.’ Er hustete leicht und seine Nase lief, aber sein Gesicht war erstaunlich schön gefärbt, fast rot. Die Augen waren schlaftrunken und auch ein bisschen rötlich gefärbt. Ich nahm an, dass ich genauso aussah wie er. Wir gingen also los.«
    Mansour schaute Ahmed kurz fragend an, dieser nickte und machte eine kurze Erzählpause.
    »Roter Tee, Freunde, nur für Männer, seht euch vor. Er verklebt den Gaumen, öffnet die Augen und lässt das Herz höher schlagen.« Dann gab er einen kleinen metallenen Teller, darauf fünf Gläser, in die Runde. Dem Erzähler gab er persönlich ein Glas und Ahmed schlürfte vorsichtig daran. »Oh, mein Freund, das ist die Droge der Beduinen!« Dann stellte er das Gläschen im Sand ab, indem er es ein paarmal auf dem Boden drehte, bis es keine Bewegung mehr machte und im Sand verankert war.

    Ein Glas kam aus der Runde zurück.
    Die Freunde profitierten von der Pause, um leise zu kommentieren.
    »Ich sage dir, der wird niemals eine Schweizer Prinzessin treffen, eher eine italienische Königin!«
    »Bis die zwei aus dem Wald herausgefunden haben, werden wir sowieso alle eingeschlafen sein.«
    »Der Mann erzählt die Wahrheit, niemand erfindet so was, das ist kein Witz. Ich bleibe so lange, bis er die Prinzessin gefunden hat, und wenn es die ganze Nacht dauert.« »Ach was, der Arme, ihm hat eine Touristin in Sousse oder Port el Kantaoui dermaßen den Kopf verdreht und das Herz gekränkt, dass er jetzt nur noch von ihr träumt und sie Prinzessin nennt.«
    Mansour legte einen kleinen, blechernen Teller auf die Glut und warf aus einer Büchse zwei Handvoll geschälte Erdnüsse hinein, rührte sie mit der bloßen Hand und sagte: »In Kürze gibt es die begehrten Nüsse zum Tee. Aber jetzt wollen wir weiterhören. Yallah yä Ahmed!«
    Und Ahmed räusperte sich wieder, nahm noch einen letzten Schluck Tee, bevor er das Glas seinem Freund Mansour übergab, der es in einen kleinen Kessel voll Wasser legte, und dann erzählte er weiter …

    »Wir waren also aufgestanden, inmitten dieses endlosen Waldes, und versuchten, einen Ausweg zu finden. Ihre Wälder haben Wege und Pfade, wisst ihr. Sie wandern eben durch ihre Wälder. Und immer wieder trafen wir auf unserer weiteren Wegsuche auf Feuerstellen, jede von ihnen haben wir abgesucht nach etwas Essbarem. Aber nicht einmal die Plastiktüten lassen sie liegen, sie versorgen alles und nehmen es mit oder werfen es in große Kübel, die überall neben den Feuerstellen stehen. Wir waren so weit, Freunde, das könnt ihr mir glauben, dass wir die Kehrichteimer absuchten. Mein Gott, waren wir vielleicht am Ende!
    Lotfi hustete öfter und lauter, er sah immer schlechter aus und obwohl er physisch der Kräftigere war, musste ich ihn ab und zu stützen. Er schien irgendwie verändert seit der letzten Nacht. Er fühlte sich warm an, sein ganzer Körper begann zu glühen, als wir gegen Mittag endlich eine Lichtung sahen und uns aus dem Wald hinausbewegten. Es kam eine Wiese, ein Feld, darauf weideten ein paar Kühe. Ich schwöre euch, ich hätte auf dumme Gedanken kommen können, wenn ich ein Messer gehabt hätte, so sehr schmerzte der Hunger. Die Kühe schienen alleine zu sein, weit und breit kein Mensch. Stellt euch das vor! Bei uns wären die Tiere gestohlen, geschlachtet und gegessen worden, bevor ein Bauer es gemerkt hätte. Aber wir wussten: Wo Kühe waren, da waren die Menschen, die dazugehören, nicht weit. Und in der Tat, einige Minuten später entdeckten wir einen Mann, einen alten, bärtigen Mann, unter einem Baum, der zu den Kühen zu schauen schien, in dieser verlassenen Gegend. Kein Haus, kein Hof, keine Straße waren auszumachen. Nur die Wiese, die Kühe und der alte Mann. Wir gingen sofort zu ihm, in der Annahme, er sei wegen seines Alters und seiner Position als Kuhhirte harmlos. Denkste! Als er uns sah, zog er eine Mistgabel hinter seinem Rücken hervor und richtete sie mit grimmigem Gesicht, in dem eine Zigarette steckte, genau auf meinen Bauch. Ich hob sofort die Hände hoch und zeigte auf meinen kranken Freund, der kaum mehr stehen konnte.

    Der Alte erbarmte sich unser und steckte seine Waffe weg, nicht allzu weit von sich entfernt. Wir fragten mit Händen und Füßen nach Trinken und Essen. Er streckte uns ein halbes Brot und Fleisch entgegen. Ich verschlang ein Stück Brot, während Lotfi das Brot und das Fleisch

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