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Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Der träumende Kameltreiber (German Edition)

Titel: Der träumende Kameltreiber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amor Ben Hamida
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Fortbewegungsmittel: meine Füße. Ihr fragt euch bestimmt: Wo war der Mann, in welcher Stadt? Und warum verrät er uns das nicht? Stellt euch vor, ihr kommt durch einen solchen Irrweg wie ich in eine Stadt. Wie findet ihr heraus, wo ihr seid? Ich meine, ohne dass ihr fragt? Wen sollte ich fragen? Und vor allem, wie sähe das aus, was würden die Leute von mir halten, wenn ich sie fragen würde: ‚Entschuldigen Sie, wie heißt diese Stadt hier?’ Also ging ich stets in eine Richtung, immer der Sonne entgegen, und wusste, ich würde irgendwann an einem Ende dieser Stadt landen. Eingangs und ausgangs jeder Stadt, das wusste ich von unserer Heimat, stand eine Tafel, die den Namen der Siedlung bekannt gab. Ich stand plötzlich vor einer solchen Tafel, die einen Namen und einen Querstrich, also Ende der Stadt, anzeigte. Ich wusste nun endlich, wo ich war. Dann ging ich den ganzen Weg zurück. Natürlich hatte ich mir zuvor die Adresse notiert. Als Berber kannte ich mich mit der Wüste und der Steppe aus, aber nicht in dieser Art von Siedlungen.
    Ich verbrachte den ganzen Tag zu Fuß, schaute mal Schaufenster an, trank mal einen Kaffee, hielt vor einem Kleiderladen an, ging in ein Einkaufszentrum. Das ist nicht wie bei uns hier, diese Monoprix und Miniprix und solche Kleinläden. Einkaufszentren sind in Europa Städte in den Städten! Ich verbrachte eine Stunde alleine in der Kleiderabteilung.
    Glaubt mir, euch würde der Kiefer auch runterklappen, wenn ihr dort hinkämt. Ich dachte unentwegt an Heidi. Es fühlte sich wie Vermissen an. Wie konnte ich einen Menschen schon vermissen, den ich erst seit einigen Stunden kannte? Ich wünschte mir, dass sie gute Geschäfte tätigte, dass sie keine Probleme hätte, dass sie von ihren Geschäftspartnern nicht belästigt oder übers Ohr gehauen würde. Ich wartete wie ein Kind auf seine Mutter. Endlich war es vier Uhr und ich stand vor dem Haus und wartete auf sie. Sie fuhr um zehn Minuten nach vier vor, in einem BMW. Ihr habt vielleicht schon Autos gesehen, aber nicht so eins. Ihr habt vielleicht auch schon einen BMW gesehen, aber bestimmt nicht einen solchen! Ihr wisst doch nicht einmal, woher das Wort kommt. Das Auto stammt aus Bayern, einem Bundesland in Deutschland, wie bei uns ein Gouvernorat, Gabes oder Sfax oder Sousse. MW steht für Motorenwerke, versteht ihr? Man muss wissen, was man fährt. Ihr wisst ja nicht einmal, dass es einen Herrn Peugeot und einen Herrn Citroën und einen Herrn Renault gab. Was wisst ihr schon über Autos? Dieser BMW war kein Auto, es war eine rasende Wundermaschine, ein Gefährt der Spitzenklasse, eine Kutsche von Königinnen und Prinzessinnen, ein Auto, das zu meiner Heidi passte.
    Sie lachte mich an, als wären wir schon seit Jahren befreundet, und stellt euch vor, sie entschuldigte sich für die zehnminütige Verspätung! Ich dachte, wäre sie drei Tage verspätet gewesen, ich hätte da ausgeharrt und auf sie gewartet. Wir fuhren ins Zentrum dieses kleinen Städtchens. Zuerst ging es in einen Herrenkleiderladen. Ich sollte warme Kleider haben. Heidi sagte, in der Schweiz sei der Winter kalt. Dabei verstand ich zwei Sachen nicht: Einerseits – dachte sie etwa, es sei hier in Italien warm? Ich hatte bisher noch nie eine solche Kälte erlebt, nicht einmal in den kältesten Wintertagen in der Wüste. Und zweitens: Was sollte das mit der Schweiz und mir? Aber ich ließ beide Gedanken fallen, als ich diese schönen warmen Jacken und Hosen sah. Ich suchte ständig nach den Preisen, vergebens, die Kleider waren nicht angeschrieben. Und so gingen wir aus dieser Boutique mit zwei Taschen voll Kleidern, ohne dass ich die geringste Ahnung hatte, was Heidi mit ihrer Kreditkarte hatte liegen lassen.«
    Ahmed machte wieder eine kurze Pause und erlaubte so seinem Freund Mansour, die nächste Runde Tee zu servieren. »Wieder grüner Tee, Freunde, wer nur roten trinkt, der muss sich noch etwas gedulden.« Die Gläser dampften im Licht des Lagerfeuers und verbreiteten den wunderbaren Geruch frischer Minze. Und natürlich kam das Glas des Rezeptionisten wieder unbenutzt zurück. Und wieder profitierte die Runde von der Pause, um Kommentare abzugeben.
    »Also, ich glaube ihm bis jetzt kein einziges Wort. Er kommt mir vor wie ein Bettler, der einer Königin begegnet und sie verzaubert. Diese Heidi hat doch wirklich Besseres zu tun, als sich einem wie Ahmed zu widmen.«
    »Ja, der arme Träumer kommt mir vor wie in diesem Film, wo Richard Gere einen Reichen

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