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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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das begriff, begann sie sofort, ihn unendlich zu vermissen. Sie schluckte und starrte auf das von einem Computer beschriebene Blatt, als könnte sie ihm noch ein Geheimnis entlocken.
    »Ist denn etwas Besonderes vorgefallen?«
    Ja, dachte Joe und wünschte sich inständig, ihre Mutter würde aufhören zu fragen.
    Marc war nicht gekommen. Es war bereits zehn Uhr am Abend, und nun musste Joe sich eingestehen, dass er auch nicht mehr kommen würde, wie sie bis jetzt noch heimlich gehofft hatte.
    Die blank gescheuerten Holztische im »Satisfaction«, an denen sie so oft mit Marc diskutiert hatte, kamen ihr vor wie mahnende Zeugen einer vergangenen guten Zeit. Sogar das Bier hinterließ einen schalen Nachgeschmack, was Joe aber nicht daran hinderte, viel mehr zu trinken als gewöhnlich. Sie musste ihre Gefühle ertränken. Dabei war sie selbst sehr erstaunt, dass sie ihren Erfolg so gar nicht genießen konnte.
    Im Gegenteil. An diesem Abend, an dem sie so glücklich hatte sein wollen, nervte sie alles. Sogar die zwei Männer, die lärmend wie Kinder am Kicker um einen Fußballsieg kämpften.
    Während Joe ihre widersprüchlichen Empfindungen hinter einem zu breiten Lächeln verbarg und mit ihren Monteuren scherzte, kreisten ihre Gedanken nur um den einen. Je mehr sie trank, desto mehr weigerte sie sich zu akzeptieren, dass Marcs Kündigung mit seiner Beziehung zu ihr zu tun hatte. Mit allen Mitteln versuchte sie, ihn sich schlecht zu reden, und am Ende kam sie zu dem Schluss, dass er bestimmt nur einen besser bezahlten Job gefunden hatte, denn die Gehälter, die die Firma Benk zahlte, waren schließlich nicht allzu üppig.
    »Marc ist nicht der Typ, der lange irgendwo bleibt«, erklärte Hoffmann in diesem Moment Huber, als hätte er Joes Gedanken erraten. Dann bestellte er ein weiteres frisch gezapftes »Augustiner Hell«.
    »Der eine geht, der andere kommt«, befand Kulzer. Angesichts der vielen Gläser Bier kamen ihm die Worte bereits schwer über die Lippen. »So ist es auf dem Bau«, fügte er dann noch hinzu und nickte vor sich hin wie die Plastikdackel auf der Hutablage mancher Autos.
    Alle stimmten ihm zu, und dann war für die Männer das Thema vorerst erledigt.
    »'ne Runde Schnaps, Mick«, orderte Joe in ihrer geheimen Verzweiflung bei dem alten Rock 'n' Roller. Sie hoffte, dass noch mehr Alkohol das Chaos in ihrem Kopf endlich betäuben würde.
    Mick machte ein Zeichen. Er hatte verstanden. Wie immer trug er sein obligatorisches Stones-T-Shirt. Die rote Zunge, die auf der Brustseite aufgedruckt war, schien sich Joe hämisch entgegenzustrecken.
    Nein, dachte sie. Nein. Sie würde Marc auf keinen Fall nachlaufen! Als der Schnaps dann kurz darauf brennend ihre Kehle hinunterlief, war ihr Verstand zu keinem klaren Urteil mehr fähig. War es nicht äußerst unhöflich von Marc, ihrer kleinen Feier fernzubleiben?, redete Joe sich erfolgreich ein. Er beleidigte mit seiner Abwesenheit nicht nur sie, sondern auch all seine Kollegen!
    Als Mick eine Stunde später die Rechnung brachte und die Gläser abräumte, war Joe dankbar, dass er auch jetzt nicht nach Marc fragte.
    Mick war halt der geborene Kneipier. Immer diskret, nie hörte man von ihm ein falsches Wort.
    Als sich die alkoholisierte kleine Gesellschaft auflöste und das Lokal verließ, stand der Vollmond schon wieder dick und rund am Himmel. Doch in dieser Nacht brauchte Joe keine Kava-Kava-Kapseln. Heute hatte sie die belebende Wirkung des Vollmondes erfolgreich mit Alkohol bekämpft. Sie würde wie ein Baby schlummern.
    Der Weg nach Hause war nicht allzu weit. Sie sehnte sich nach der Stille in den leeren Straßen und nach ihrem Bett.
    »Soll ich ein Stück mitkommen?«, fragte Huber zu Joes Überraschung. In seinem Blick las sie, dass er mit ihr über das Verhältnis zu ihrer Mutter sprechen wollte.
    Rigoros lehnte Joe ab und verabschiedete sich schnell. Eine Aussprache mit Huber konnte sie heute nicht auch noch ertragen.
    Nachdenklich schlenderte sie an den nur schwach beleuchteten Schaufenstern vorbei. Die kühle Luft tat ihr gut, und aus der Einsamkeit schöpfte sie Kraft. Sie dachte an all die Turbulenzen der letzten Wochen, und es kam ihr so vor, als hätte sich in dieser Zeit ihr ganzes Leben verändert. Gerade überlegte sie, ob sie nicht doch einen saftigen Brief an Marc verfassen sollte, als sie kurz vor ihrer Haustür das Vibrieren ihres Handys in der Manteltasche spürte. Eine Kurzmitteilung!
    Joe lächelte erleichtert. Sie waren einfach zu lange

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