Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
dein Handy an mich genommen.“ Er kam weiter ins Zimmer und stellte sich vor das Fenster, sodass sie ihn entweder ansehen oder den Kopf in die andere Richtung drehen musste. Seine Einleitung zielte darauf ab, dass sie Letzteres nicht tat. „Margreta rief gestern an.“
Sunny ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten und lockerte sie sofort wieder, da ihr bei der Bewegung die Tropfnadel, die in ihrer rechten Hand steckte, schmerzhaft bewusst wurde. Margreta musste einen Schock bekommen haben, als sie die Männerstimme hörte.
„Ich habe sehr schnell geredet“, fuhr Chance fort. „Ich erzählte ihr, dass du angeschossen wurdest, aber wieder gesund wirst, und dass Hauer tot ist. Ich sagte ihr auch, dass ich dir heute das Handy bringe, damit sie dich anrufen und sich alles von dir bestätigen lassen kann. Sie hat kein Wort gesagt, aber immerhin hat sie das Gespräch auch nicht abgebrochen.“
„Danke.“ Er hatte die Situation wohl so gut wie möglich gehandhabt. Sunny fiel auf, dass er irgendwie anders war. Es lag nicht nur an seiner Kleidung, auch wenn er heute schwarze Hosen und ein weißes Seidenhemd trug, während sie ihn nur in Jeans und T-Shirt kannte. Nein, seine ganze Haltung war anders. Natürlich – er musste ja nicht mehr dencharmanten, waghalsigen Charterpiloten spielen, jetzt konnte er wieder er selbst sein. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit schon gespürt, was unter dieser charmanten Oberfläche lag. Er war der Einsatzleiter irgendeines Spezialteams, ein Mann mit großem Einfluss, der alle möglichen Dinge in Bewegung setzen konnte, um sein Ziel zu erreichen. Die Gewaltbereitschaft und Autorität, die Sunny geahnt und einige Augenblicke lang erlebt hatte, lagen jetzt offen und deutlich sichtbar in seinen Augen.
Er trat näher an das Bett, so nahe, dass er sich an das Gestell lehnte. Mit ausgesuchter Leichtigkeit legte er dann die Fingerspitzen auf ihren Leib. „Unserem Baby geht es gut“, sagte er leise.
Er wusste es! Alarmiert blickte Sunny ihn an. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass die Ärzte es ihm sagen würden.
„Hättest du es mir gesagt?“ Seine goldenen Augen hatte er eindringlich auf sie gerichtet. Er forschte in ihrem Gesicht, so als wolle er sich nicht das geringste Detail ihrer Reaktion entgehen lassen.
„Ich hatte noch nicht so genau darüber nachgedacht“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Sie hatte erst selbst mit dem Wissen fertig werden müssen. Bis zu einem Plan für die Zukunft war sie noch gar nicht gekommen.
„Das ändert die Dinge.“
„Tut es das wirklich?“ Es war keine Frage. „Stimmte eigentlich auch nur ein Wort von dem, was du mir erzählt hast?“
Er zögerte. „Nein.“
„Mit der Treibstoffpumpe war alles in Ordnung.“
„Ja.“
„Du hättest uns also jederzeit aus dem Canyon herausfliegen können.“
„Ja.“
„Du heißt auch nicht Chance McCall.“
„Nein. Mackenzie, Chance Mackenzie.“
„Na, das ist doch immerhin etwas“, meinte sie bitter. „Dein Vorname stimmt also.“
„Sunny … nicht.“
„Was – nicht? Ich soll nicht erfahren, wie dumm ich war? Warst du je bei den Army Rangers?“
Er seufzte. „Navy. Bei der Aufklärung.“
„Du hast dafür gesorgt, dass alle meine Flüge an dem Tag gestrichen wurden.“
Er hob nur zustimmend eine Schulter.
„Und der Komiker, der mir die Tasche stehlen wollte, war einer von deinen Männern.“
„Ein sehr guter Mann. Die Leute von der angeblichen Flughafensicherheit gehören auch zu meinem Team.“
Sunny krallte die Finger der linken Hand in das Laken. „Du wusstest, dass mein Vater kommen würde. Du hast alles geplant.“
„Wir wussten, dass zwei seiner Männer nach der Nachrichtensendung die Verfolgung aufgenommen hatten.“
„Und das mit dem Fernsehen hast du natürlich auch arrangiert.“
Chance sagte nichts dazu.
„Warum sind wir dann kreuz und quer durchs Land geflogen? Da hätten wir genauso gut in Seattle bleiben können. Das hätte eine ganze Menge Aufwand und Kosten gespart.“
„Ich musste es echt aussehen lassen.“
Sunny schluckte. „An dem Tag … bei dem Picknick … Hättest du mich da auch geliebt … ich meine, Sex mit mir gehabt, um es für Hauer echt aussehen zu lassen?“
„Nein. Die Beziehung zu dir war erforderlich, aber … privat.“
„Vermutlich muss ich dir dankbar dafür sein. Danke, also. Und jetzt verschwinde.“
„Ich gehe nirgendwohin.“ Chance setzte sich auf den Stuhlneben dem Bett. „Wenn du mit deinem
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