Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
Knien. Er wechselte Windeln, hielt Milchfläschchen und ließ zu, dass kleine pummelige Hände nach seinem Finger griffen, um Halt bei den ersten Schritten zu finden. Diese Händchen hatten auch nach seinem Herzen gegriffen, es gab kein Entkommen. Mittlerweile war die Zahl auf zwölf Neffen angewachsen, und es gab eine Nichte, für die er eine ganz besondere Schwäche hatte, sehr zur Belustigung der anderen.
Nach Hause zu fahren war immer eine nervenaufreibende Angelegenheit, und doch sehnte er sich nach seiner Familie. Erhatte Angst um sie und um sich selbst. Er wusste nicht, ob er je ohne die Wärme leben könnte, mit der die Mackenzies ihn einhüllten. Sein Verstand sagte ihm, es sei besser, sich von ihnen zu lösen, sich zurückzuziehen – sowohl von der Freude als auch von der Gefahr, verletzt zu werden. Doch sein Herz führte ihn immer wieder nach Hause.
1. KAPITEL
C hance liebte Motorräder. Die schwere Maschine brummte kraftvoll, während er über die Straße jagte, den Wind in den Haaren, weit in die Kurven gelegt. Kein anderes Motorrad auf der Welt klang wie eine Harley, keines hatte dieses tiefe, sonore Röhren, das durch ihn hindurchtönte. Das Tempo und die Kraft, die in der Maschine steckte, waren eine sinnliche Erfahrung. Die Erregung, mit der sein Körper darauf reagierte, amüsierte Chance immer wieder.
Gefahr war auch erregend. Jeder Krieger wusste das, auch wenn so etwas nicht in der Sonntagsausgabe der Zeitung stand, die die Leute beim Frühstück lasen. Sein Bruder Josh gab offen zu, dass es fast dem intensiven Gefühl glich, mit seiner Frau zusammen zu sein, wenn er einen Kampfflieger auf einem Flugzeugträger landete. Joe, der absolut jedes Flugzeug fliegen konnte, hielt sich zwar mit solchen Kommentaren zurück, aber er grinste jedes Mal wissend.
Was nun Zane und ihn anging, so wusste Chance, dass es Zeiten gab, in denen es ihnen sehr ähnlich ging. Wenn sie mal wieder einer riskanten Situation entkommen waren, in der einem für gewöhnlich Kugeln um die Ohren pfiffen, verlangte es Chance nach einer Frau. Sein Blut summte vor Adrenalin und Testosteron. Er war lebendig, und verzehrte sich nach einem anschmiegsamen Körper, um sich verlieren und alle Anspannung abschütteln zu können. Doch meist musste dieser Wunsch beiseitegeschoben werden, bis Chance sich in Sicherheit befand oder häufig sogar das Land verlassen hatte. Er musste warten, bis sich eine Partnerin fand, und vor allem musste er warten, bis er sich beruhigt hatte, um sich zivilisiert und zuvorkommend zu benehmen.
Doch im Moment gab es nur ihn und die Harley, den frischen Wind auf seinem Gesicht und eine bizarre Mischungaus Vorfreude und Angst, endlich nach Hause zu kommen. Wenn Mom ihn ohne Helm auf dem Motorrad sah, würde sie ihm anständig die Leviten lesen; deshalb hatte er ihn auch mitgenommen. Unten am Fuße des Berges würde er halten, den Helm aufsetzen und gemächlich die gewundene Straße hinauffahren. Dad würde sich davon nicht täuschen lassen, aber er würde kein Wort darüber verlieren. Wolf Mackenzie wusste, was für ein Gefühl es war, ungezügelt und ohne Einschränkungen zu leben.
Chance fuhr über eine Anhöhe. Zanes Haus kam in Sicht, eingebettet in das weite Tal. Das Haus war riesig, mit fünf Schlafzimmern und vier Bädern, aber nicht sehr auffällig. Zane hatte sein Haus so gebaut, dass es keine unnötige Aufmerksamkeit erregte. Es wirkte auch nicht so groß, wie es in Wirklichkeit war. Einige Räume lagen unter der Erde. Außerdem hatte Zane beim Bau auf größtmögliche Sicherheit geachtet. Es gab keine toten Winkel oder geschützten Ecken, aus denen jemand hätte angreifen können. Zu erreichen war das Haus nur von einer Straße aus. Es war ausgestattet mit Stahltüren und den raffiniertesten Sicherheitsschlössern. Die Fenster aus kugelsicherem Glas hatten ein kleines Vermögen gekostet. Die Wände waren verstärkt, und im Keller gab es ein Notstromaggregat. Auf dem ganzen Gelände waren Bewegungsmelder installiert, und als Chance die Harley auf die Auffahrt lenkte, wusste er, dass seine Ankunft längst gemeldet worden war.
Zane schloss seine Familie nicht ein, aber falls nötig, waren alle Sicherheitsvorkehrungen vorhanden. Seine Arbeit machte es unerlässlich, so viel Vorsicht wie möglich walten zu lassen. Zane war stets auf Notfälle vorbereitet, er hatte immer einen Plan B.
Chance schaltete den Motor ab und blieb eine Minute sitzen, um seine Sinne wieder auf Normal umzustellen. Er fuhrmit
Weitere Kostenlose Bücher