Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
überzogen.
Das letzte bisschen Energie verließ Sunny rasch. Die Ereignisse des Tages – die langen Flüge mit den unmöglichen Verbindungen, der leere Magen, die Aufregung bei dem Überfall und die schier unerträgliche Angst während der Notlandung – forderten ihren Tribut. Sunny gähnte und drehte sich in dem Versuch, eine bequemere Schlafposition zu finden, auf die andere Seite. Mit dem Ellbogen stieß sie an etwas Hartes, dann hörte sie ein undeutliches Brummen.
„Tschuldigung“, murmelte sie. Sie bewegte sich vorsichtig, trotzdem stieß sie mit ihren Knien an seine. „Mann, es ist so eng hier, da sollte ich besser obenauf schlafen.“
Schlagartig wurde ihr klar, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Sie öffnete den Mund, um sich noch einmal zu entschuldigen.
„Oder vielleicht sollte ich derjenige sein, der oben liegt.“
Diese Bemerkung verschlug ihr die Sprache. Sunny atmete tief ein. Die tiefe Stimme schien in der Stille widerzuhallen. Plötzlich war sich Sunny Chances Gegenwart viel zu bewusst und hörte das sinnliche Versprechen aus den Worten heraus. Der Kuss … der konnte entschuldigt werden als die Reaktion auf eine lebensbedrohliche Situation. Gefahr sollte angeblich eine erregende Wirkung haben, scheinbar stimmte das. Das Gefühl, das sie in diesem Moment beherrschte, war keine bloße Reaktion mehr, das war Verlangen, die bebende Neugier auf den anderen.
„Höre ich da etwa ein Nein?“
Ihre Lungen begannen wieder zu arbeiten. Sunny atmete tief durch. „Ich habe gar nichts gesagt.“
„Eben.“ Chance klang amüsiert. „Ich scheine also heute Abend kein Glück zu haben.“
Sein neckender Tonfall gab ihr die Fassung zurück. „Sieht so aus. Ich denke, du hast deine Ration Glück für heute bereits verbraucht.“
„Dann versuche ich es morgen noch einmal.“
Sunny unterdrückte das Lachen.
„Soll dieses Kichern heißen, dass ich dir damit keine Angst einjage?“
Eigentlich sollte sie zumindest misstrauisch sein. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie ihm vertraute. „Nein, Angst habe ich nicht.“ Im Gegenteil, sie war in Versuchung. Sehr sogar.
„Gut.“ Er gähnte. „Warum ziehst du dann nicht die Strickjacke aus und lässt sie mich als Kissen benutzen, und du legst den Kopf auf meine Schulter. Dann liegen wir beide etwas bequemer.“
Der gesunde Menschenverstand riet ihr zu, sein Vorschlag klang vernünftig. Gleichzeitig rief sich Sunny ins Bewusstsein, dass sie Probleme geradezu heraufbeschwor, wenn sie in seinem Arm schlief. Ihm vertraute sie, dass er sich anständig benehmen würde. Was allerdings sie selbst anbelangte … Dieser Mann war extrem sexy. Er brachte sie zum Lachen. Er war stark und kompetent. Ihn umgab eine leichte Aura von Gefahr. Was konnte eine Frau sich mehr wünschen?
Wahrscheinlich war genau das das Gefährlichste an ihm – er brachte sie dazu, ihn zu begehren. Anderen Männern hatte sie ohne die geringsten Zweifel widerstanden, hatte sie stehen lassen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen oder gar Bedauern zu empfinden. Chance dagegen weckte eine tiefe Sehnsucht in ihr. Durch ihn erkannte sie, wie einsam und allein sie war.
„Glaubst du denn, dass ich anständig bleibe?“, versuchte sie zu scherzen. „Ich wollte das eigentlich gar nicht sagen, die Worte sind mir im Halbschlaf herausgeschlüpft.“
„Ich denke, ich werde schon mit dir fertig, falls du aufdringlich wirst. Außerdem bist du so oder so gleich eingeschlafen, sobald du aufhörst zu reden.“
Sie gähnte. „Ich weiß.“
„Komm, zieh dir diese Jacke aus, dann kannst du schlafen.“
Da nicht genügend Platz war, um sich aufzusetzen, half Chance Sunny aus der Strickjacke. Er faltete den Stoff zusammen und schob sich das Bündel unter den Kopf. Sehr behutsam, so als habe er Angst, Sunny zu erschrecken, zog er sie an seine Seite und legte den Arm um sie. Ohne zu zögern, rutschte sie näher an ihn heran und barg ihren Kopf an seiner Schulter.
Diese Lage war erstaunlich bequem. Sunny legte ihren rechten Arm über seine Brust, einfach, weil es sonst keinen Platz gab, wo sie ihn hätte hinlegen können. Nun, natürlich gab es andere Möglichkeiten, aber so schien es ihr richtig. Es gefiel ihr, seinen Herzschlag unter der Hand zu spüren. Das kräftige rhythmische Pochen befriedete einen ursprünglichen Instinkt in ihr – das Bedürfnis, nicht allein zu sein.
„Liegst du gut?“, fragte er leise.
„Mhm.“
Mit seiner freien Hand zog er die Thermo-Decke
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