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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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an Arbeit zu erledigen hatte, konnte warten.
    Sie fand Clara gemeinsam mit Thomas vor.
    Bruder und Schwester saßen am Tisch; Clara zerpflückte getrocknete Kamillenblüten, und Thomas ließ gedankenversunken einen schmalen Wetzstein über die Klinge seines Schwertes gleiten. Änne und ihre kleinen Brüder waren vermutlich in Lisbeths Obhut irgendwo draußen.
    »Du siehst besorgt aus«, begrüßte Clara ihre Mutter, obwohl sie selbst viel düsterer wirkte. »Was ist passiert?«
    »Nichts …«, meinte Marthe, so gelassen sie konnte. »Ich suche nach deinem Stiefvater.«
    »Er ist vorhin mit einem Mann fortgeritten, der eine Botschaft überbrachte. Ist er noch nicht zurück?«, fragte Clara beunruhigt. »Die Knappen hat er ohne ein weiteres Wort Conrad überlassen. Dafür muss schon etwas Ungewöhnliches geschehen sein. Denkst du, es gibt wieder Krieg?«
    Jeder in dieser Kammer rechnete längst damit, dass Albrecht von seiner Reise zum Kaiser zurückkehrte. Und niemand konnte wissen, was er plante. Aber dass er Frieden halten würde, daran glaubte keiner von ihnen ernstlich.
    »Fragen wir ihn selbst«, meinte Thomas und wies mit dem Kopf Richtung Fenster.
    Ungewohnt hastig stand Marthe auf und blickte hinaus. Dann strich sie ihr Kleid glatt und sagte: »Ich rede wohl besser erst einmal allein mit ihm«, bevor sie hinausging.
    Bruder und Schwester sahen einander an – jeder in Gedanken noch halb bei dem Gespräch, das sie vor Marthes Auftauchen geführt hatten, und halb bei dem, was sich aus Lukas’ merkwürdigem Verhalten ergeben mochte.
    »Vielleicht ist es uns einfach nicht bestimmt, im Diesseits noch einmal wahres Glück zu erleben«, sagte Clara nach einer Weile in das Schweigen hinein.
    Seit ihrer letzten Niederkunft hatte sich in ihr die Überzeugung festgebissen, den ihr bestimmten Vorrat an Glück während der Zeit mit Dietrich aufgebraucht zu haben. Jetzt blieben ihr nur die Erinnerung und die Kinder.
    Norbert hatte ihr schon vor Monaten erneut die Ehe angetragen, und erneut hatte sie abgelehnt. Sie wollte keinen Mann, für den sie nichts als Respekt empfand, auch wenn sie nachts manchmal die Sehnsucht nach zärtlichen Berührungen beinahe zerriss.
    »Ich sehe Euern Schmerz. Und ich sehe, dass Ihr Schutz braucht. Nehmt meine Hilfe an, und ich schwöre es, ich werde alles tun, um Euch Halt und Beistand zu geben«, hatte der Burgkommandant ihr versprochen.
    Und sie hatte geantwortet: »Ihr seid ein ehrenwerter Mann. Gerade deshalb kann ich Euern Antrag nicht annehmen. Ich wäre Euch nicht die gute Ehefrau, die Ihr verdient.«
    Denn ich könnte Euch nie wirklich lieben, hatte sie in Gedanken angefügt. Norbert würde den Platz nicht ausfüllen können, den Dietrich immer noch in ihrem Herzen einnahm. Und schon gar nicht Norberts Sohn, der inzwischen mit einer jungen Frau namens Sieglind verheiratet war und ihr zu ihrer Entrüstung angeboten hatte, gelegentlich in ihr Bett zu kommen.
    Sie musste sich wohl damit abfinden, dass die Männer in ihr nun leichte Beute sahen.
    Ich durfte wenigstens Liebe erleben, dachte sie wehmütig. Ich habe meine Kinder als Lichtstrahl in der Düsternis. Thomas besitzt nicht einmal schöne Erinnerungen, mit denen er sich trösten könnte. Selbst in den Armen der Frauen, die ihn in ihr Bett lassen in der Hoffnung, ihn halten zu können, scheint er keine wahre Liebe empfinden zu können. Nur für ein paar Augenblicke die Sättigung seines Hungers, aber kein Licht und keine Wärme zum Leben.
    »Ich höre mich um, ob ich etwas in Erfahrung bringe«, meinte Thomas, lächelte seiner Schwester etwas gezwungen zu und ging hinaus. Doch bevor er Richtung Stall lief, um die Knechte nach diesem merkwürdigen Besucher auszufragen, wollte er Lisbeth mit den Kindern zu Clara zu schicken. Das war immer noch das beste Heilmittel, um seine Schwester von allzu düsteren Gedanken abzuhalten.
     
    Weil Lukas wusste, dass es keinen Weg gab, vor Marthe zu verbergen, was er und Raimund vorhatten, versuchte er es erst gar nicht. Außerdem schätzte er ihren Rat. Und er wusste auch, dass sie ihn trotz ihrer Sorge um ihn nicht von seinem Vorhaben abhalten würde. Sie hatte schon vor Jahren erkannt, dass dieser Augenblick kommen musste.
    »Ich will Thomas dabeihaben«, erklärte er, nachdem er von Geralds Besuch berichtet hatte.
    In diesem Punkt hatte er mit ihrem Protest gerechnet und war überrascht, als sie sagte: »Er würde es dir nie verzeihen, wenn du ihn nicht mitnimmst.«
    Dann trat sie auf ihn zu

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