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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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den Mann zu erkennen, den er längst tot und im tiefsten Kreis der Hölle glaubte.
    »Tatsächlich, Lukas von Freiberg!«, rief Giselbert aufgebracht, der Mundschenk, der wegen seiner Leibesfülle stets etwas länger zum Rüsten und Aufsitzen brauchte und der ebenso fett wie gehässig war. »Ist er aus dem Höllenschlund gestiegen, oder hat der Kerl neun Leben wie eine Katze?«
    »Ich lasse diesem Sterndeuter die Eingeweide herausreißen und um den Hals wickeln!«, tobte Albrecht zur großen Befriedigung Elmars. »Gebt allen bekannt: Wer den Freiberger endgültig zur Hölle schickt, erhält das Gewicht des abgeschlagenen Kopfes in Silber als Belohnung!«
    Die fünfköpfige Gruppe war nun dicht genug heran, um ihr Angebot den Männern hinter den Palisaden zuzurufen.
    »Du siehst, wir sind in der Überzahl«, rechnete Dietrich seinem Bruder vor. Links von ihm ritten Heinrich von Eckartsberga und Norbert von Weißenfels, rechts Lukas und Thomas.
    »Ich lasse dich und deine Männer abziehen, wenn du aufs Kreuz schwörst, nie wieder Krieg gegen mich zu führen, und Wiedergutmachung für die niedergebrannten Dörfer leistest.«
    Albrecht dachte nicht einen Augenblick daran, nachzugeben.
    »Ich verschone möglicherweise das Pack, das auf der Burg Zuflucht gesucht hat, wenn du mir die zwei Verräter an deiner Seite auslieferst«, lautete sein wütendes Gegenangebot. »Und, falls sie auch noch leben sollte, die Hexe samt ihrer Teufelsbrut!«
    »Hol sie dir, wenn du kannst!«, forderte ihn Dietrich lächelnd auf. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel an der Überzeugung, dass seinem Bruder das nicht gelingen würde.
    Damit waren die Verhandlungen beendet. Er und seine Begleiter wendeten die Pferde und ritten zurück zu ihren Truppen.
    Elmar blickte noch einmal nach Osten, ob die Verstärkung in Sicht war, doch nichts ließ sich erkennen, obwohl sich der Morgennebel inzwischen weitgehend verzogen hatte.
    »Lassen wir sie gegen den Hügel stürmen, oder preschen wir hinab und überrennen sie?«, erkundigte sich Elmar.
    Seine Frage war im Grunde genommen überflüssig. Es gab in ihrer Lage nur eine Möglichkeit zu siegen, und Albrecht entschied sich sofort für diese. Die Palisaden waren nicht stark genug, um lange zu halten, das Felsplateau zu klein, um hier zu Pferde kämpfen zu können. Und ein Reiter, der im Kampf zum Stehen kam, war schon so gut wie tot.
    Also würden sie mit aller Macht den Hügel hinuntergaloppieren und jeden niederwalzen, der sich ihnen in den Weg stellte. So konnten sie mit etwas Glück ihre zahlenmäßige Unterlegenheit wettmachen.
    Der Markgraf von Meißen ließ seine Männer in dichten Linien aufreiten und befahl, das hölzerne Tor zu öffnen.

Entscheidung in der Ebene
    E s ließ sich viel Schlechtes über Albrecht von Wettin sagen, aber eines gehörte nicht dazu: Feigheit in der Schlacht. Zumal ihn die Aussicht, seinen Bruder zu bezwingen, besonders anspornte und lockte.
    An der Spitze seiner Truppen preschte er los, flankiert und geschützt von Elmar, Gerald und einem Dutzend Männer seiner Leibwache.
    Über die ganze Breite des Geländes und mit gezogenen Schwertern stürmten sie mit ihren Hengsten auf die gegnerische Streitmacht zu, die sich nun in der Ebene zur Schlacht formierte: in breiter Linie und mehreren Reihen hintereinander.
    Die Pferde wurden auf dem Weg den Hang hinunter immer schneller und gingen durch, was bei einem solch schnellen und dichten Angriff nicht anders zu erwarten war. Wie eine Naturgewalt donnerten sie den Klemmberg hinunter. Der Zusammenprall mit den schon fast unheimlich ruhig wirkenden Verteidigern von Weißenfels würde einen Großteil der Wartenden in den Tod reißen oder zumindest kampfunfähig machen.
    Doch kurz vor dem Zusammenstoß geschah etwas Unerwartetes: Die vereinte Streitmacht der Thüringer und Weißenfelser teilte sich in der Mitte, und die Kämpfer ließen ihre Pferde nach links beziehungsweise rechts schwenken, so dass der wuchtige Vorstoß der Meißner ins Leere lief. Nur die Reiter an den Flanken wurden sofort in heftige Gefechte mit den Gegnern verwickelt. Die anderen galoppierten weiter, ohne auch nur einen Feind berührt zu haben, bis sie wieder Gewalt über ihre Pferde hatten und wenden konnten.
    Ihnen blieb jedoch keine Zeit, sich aufzustellen und in einer Linie auf den Feind zuzuhalten, weil der ihnen schon in geschlossener Formation entgegengaloppierte.
    Der Zusammenprall der beiden berittenen Haufen eröffnete einen kurzen, aber blutigen

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