Der Traum der Hebamme / Roman
Kampf.
In deutlicher Überzahl und geschlossener Linie gelang es den Thüringern und Weißenfelsern schon im ersten Anritt, etliche ihrer Gegner zu töten oder aus dem Sattel zu werfen. Dietrich hatte den Befehl ausgegeben, so viele von Albrechts Rittern wie möglich gefangen zu nehmen.
Heiß umkämpft war nun nur noch die Mitte des Feldes, wo sich die verfeindeten wettinischen Brüder mit ihren besten Rittern an der Seite ein erbittertes Gefecht lieferten.
Der Rest der meißnischen Streitmacht war bereits so dezimiert, dass die wenigen, die sich noch in den Sätteln hielten, ihr Heil in der Flucht suchten.
Die thüringischen Sergenten saßen ab, entwaffneten und legten in Fesseln, wer von den Meißner Rittern noch am Leben war. Die Gefangenen, deren Zahl und Wert entscheidend für die Kapitulationsbedingungen und die Höhe des Lösegelds waren, wurden etwas abseits zusammengeführt, während in der Mitte des Schlachtfeldes der Kampf noch tobte.
Albrecht schien wild entschlossen, seinen Bruder zu töten – und bei der Gelegenheit gleich noch diesen verhassten Lukas von Freiberg.
Ohne Rücksicht auf die eigentlich schon besiegelte Niederlage seiner Truppen und auf die Männer, die mit ihren Leibern sein Leben schützen sollten, versuchte er, nah genug an die beiden zu gelangen, um sie mit seinem Schwert zu treffen.
Dietrich wich nicht aus; auch er schien bereit, die Sache auszufechten. Doch Norbert von Weißenfels und Lukas von Freiberg schützten ihn von den Seiten, während Heinrich von Eckartsberga den Überblick und das Kommando über die thüringischen Kämpfer behielt, die sich mit den letzten verbliebenen Gegnern schlugen.
Nachdem vier Mann von Albrechts Leibgarde gefallen waren und auch noch das Pferd des Marschalls schwer stürzte und seinen Reiter unter sich begrub, entschied Elmar, dass es höchste Zeit für den Rückzug war – ganz gleich, ob Albrecht das einsehen wollte oder nicht. Er brüllte seinem Lehnsherrn etwas zu, was der im Schlachtenlärm und unter dem Helm nicht verstehen konnte oder wollte, gestikulierte heftig und griff nach den Zügeln von Albrechts Schimmel.
Erst dieses ungewöhnliche Einschreiten riss den Markgrafen aus seiner Raserei. Ein schneller Blick sagte ihm, dass die Schlacht nicht nur schon so gut wie vorbei, sondern für ihn verloren war. Die meisten seiner Männer lagen tot oder verwundet am Boden oder saßen gut bewacht als Gefangene ein Stück abseits. Nur an wenigen Stellen auf dem Schlachtfeld waren noch vereinzelte Zweikämpfe oder kleinere Gefechte im Gange.
Albrecht war nicht feige, aber er war auch kein Narr oder selbstzerstörerisch.
Da immer noch nichts von der erwarteten Verstärkung und vom Tross zu sehen war, ließ sich das Schicksal hier und heute nicht mehr wenden.
Die Thüringer hatten ihm die Sache gehörig verdorben, und dafür würde Landgraf Hermann früher oder später Albrechts Rache zu spüren bekommen. Doch jetzt mussten sie erst einmal sehen, dass sie ihr eigenes Leben retteten.
»Nach Burgwerben!«, schrie er Elmar zu. Dafür mussten sie zwar die Furt durchqueren. Aber die Burg nur zwei Meilen nördlich des Schlachtfeldes auf einem Berg an der Straße nach Merseburg gehörte seinem Oheim Bernhard von Anhalt, dem Herzog von Sachsen. Der hatte ihn bei seinem Aufstand gegen den Vater unterstützt. Selbst wenn sich der Askanier nicht direkt in den Kampf der beiden verfeindeten Brüder einmischen würde; sein Verwalter konnte Albrecht die Zuflucht nicht verweigern. Zumal die Beziehungen zwischen Askaniern und Thüringer angespannt waren, was Albrecht zugutekommen würde.
Lukas und Norbert von Weißenfels verständigten sich nur mit Blicken und ein paar knappen Gesten darauf, Albrecht und seine wenigen Begleiter nicht zu verfolgen. Sollte er fliehen und später ihre Kapitulationsbedingungen anhören. Selbst für einen so skrupellosen Herrscher wie Albrecht von Wettin war es undenkbar, seine Ritterschaft nach einer verlorenen Schlacht nicht auszulösen.
Dietrich kam es vorrangig nicht auf das Lösegeld an, auch wenn er es für den Wiederaufbau der zerstörten Dörfer gut gebrauchen konnte, sondern auf einen feierlich vor bedeutenden Zeugen beeideten Friedensschluss.
Lukas schwang sich aus dem Sattel, um nach Albrechts Marschall zu sehen, dessen Pferd sich verletzt am Boden wälzte und wohl nicht mehr aufkommen würde. Gerald, sein verfeindeter Schwager, hatte ein Stück von dem Tier wegkriechen können, aber auch er schien verletzt.
Es
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