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Der Traum der Hebamme / Roman

Der Traum der Hebamme / Roman

Titel: Der Traum der Hebamme / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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die Kapelle geworfen hatte und ebenso in Gedanken versunken schien wie sie.
    »Vater, würdet Ihr dieses Haus segnen, wenn es wieder wohnlich gemacht ist?«, bat sie.
    Der Geistliche zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. »Ja, meine Tochter. Es wird höchste Zeit, hier ein paar Dämonen auszutreiben.«

Gelb und Grün
    M isstrauisch sah Ida, die ebenso üppige wie wortgewaltige Frau des Burgvogtes, aus dem Fenster auf den Hof hinab, wo Lukas gleich nach seiner Ankunft der Burgbesatzung Waffenübungen befahl. Natürlich hatte sie sich von einer Magd sofort berichten lassen, was denn dieser Totgeglaubte hier wollte. Also würde er von nun an wieder das Kommando über die Wache führen.
    Nachdenklich kaute sie auf der Unterlippe, bis sie sich zu einem Entschluss durchrang und ihrem Gemahl ausrichten ließ, er möge doch in ihre Kammer kommen, sobald es seine Pflichten erlaubten. Der Ministeriale des Kaisers wurde auf ihre Anweisung hin bereits in der Halle aufs Beste verpflegt.
    »Wir sollten Lukas und seinem Weib vorübergehend Quartier auf der Burg anbieten«, redete sie auf ihren Mann ein, sobald er die Tür öffnete.
    Als Heinrich sie böse anfunkelte – ob nun aus Ärger darüber, dass sie bereits hinter seinem Rücken ausspioniert hatte, was vor sich ging, oder über den Vorschlag selbst –, half sie seinen Gedanken auf die Sprünge. »Da er das Vertrauen des Geblendeten genießt und dieser wiederum das Vertrauen des Kaisers, müssen wir ihn bei guter Laune halten. Es ist besser,
wir
berichten ihm, was in seiner Abwesenheit vorgegangen ist, als wenn seine nichtsnutzige Anhängerschaft in der Stadt das tut. In ihrem alten Haus können er und sein Weib vorerst nicht wohnen, so wie es dort aussieht. Willst du, dass seine Stieftochter, der Bergschmied und der Stallmeister ihm brühwarm erzählen, wie Elmars Sohn und deine Wachen hier gewütet haben?«
    »Das werden sie ohnehin«, murrte Heinrich, dem genau diese Gedanken längst durch den kahlen Schädel gegangen waren.
    »Aber nicht gleich heute, wenn es nach mir geht«, beharrte Ida.
    Ihr Mann tat so, als würde er die Angelegenheit kurz überdenken, und erklärte sich dann einverstanden. Ida würde ohnehin keine Ruhe geben. Und wenn er so tat, als sei dies ihre Idee, verschaffte ihm das für eine Weile ehelichen Frieden. Außerdem hatte sie recht damit, wenn sie diesem Kerl, der anscheinend im besten Ansehen bei dem Vertrauten des Kaisers stand, ein bisschen um den Bart gingen. Sie mussten herausfinden, was er plante, und ihm ihre Sicht auf die jüngsten Ereignisse nahebringen.
    »Er, sein Weib und der Geblendete«, legte er den Kreis der Gäste fest. »Aber nicht der Sohn. Und schon gar nicht seine Stieftochter mit den Bastarden!«
    »Wie Ihr wünscht, mein Teurer«, stimmte Ida eiligst zu.
    Ein Zusammentreffen mit Clara wollte auch sie nach Möglichkeit vermeiden. Sie war nicht besonders freundlich zu ihr gewesen, als sie sich auf Albrechts Befehl vor Claras befohlener Heirat mit Reinhard um die Braut kümmern sollte. Und eine Witwe mit Bastarden, welch ein Schande! Dieses Weib hatte ja nicht einmal ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie dem Sohn des Markgrafen beilag. So etwas kam ihr nicht an die Tafel!
    »Ihr solltet ihn selbst einladen; das macht einen besseren Eindruck«, gab Ida ihrem Mann noch mit auf den Weg.
    Ohne ein weiteres Wort stapfte Heinrich wieder die Treppe hinab. Er hatte sowieso nicht vor, diesen Lukas länger als unbedingt nötig aus den Augen zu lassen.
    Warum nur strafte ihn Gott mit diesem Unruhestifter? Und mit dessen unheimlichem Weib?
     
    Lukas scheuchte die Wachmannschaft bis kurz vor Sonnenuntergang herum, damit jedermann begriff, wer ab sofort das Kommando hatte.
    Die Einladung des Burgvogtes nahm er mit grimmiger Zufriedenheit entgegen. Dann ließ er Christian seinen Fuchshengst satteln, der nun langsam in die Jahre kam, und brach auf, um Marthe zu suchen.
    Vom Stallmeister erfuhr er, dass sie und ihr Sohn bei Johanna waren. Und noch ein paar interessante Neuigkeiten gab es dazu.
    Auf dem Weg durchs Burglehen vergewisserte er sich, dass Clara und die Kinder in Reinhards Haus gut zurechtkamen, dann lenkte er seinen Hengst in den Siedlungsteil, wo die ersten Gehöfte von Christiansdorf entstanden waren. Das einst mühsam dem Dunklen Wald abgerungene Gebiet war längst mit der Stadt verwachsen.
    Missgestimmt betrachtete er den verwahrlosten Zustand des Hauses. Von dort aus ritt er zu Karl, begrüßte den Schmied, der ihm

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