Der Traum des Highlanders
Sattel stiegen und Ian ein Stück Stoff von seinem Körper wickelte, das unter seiner Jacke versteckt gewesen war.
Es hatte dasselbe Muster wie eins von Robbies Plaids.
Aus der entgegengesetzten Richtung kam der alte Daar auf die beiden zu. »Versprich Robbie, dass du nichts vermasselst«, ermahnte der Priester Ian mit erhobenem Zeigefinger. »Sonst zahlt ihr nämlich alle einen fürchterlichen Preis.«
»Ich werde nichts vermasseln, alter Mann«, murmelte Ian, wandte ihm den Rücken zu und öffnete die Knöpfe seines Hemds. »Das habe ich Robbie schon versprochen.«
Dann zogen sowohl Ian als auch Robbie ihre Kleider aus!
Plötzlich aber hielt Robbie inne und hob argwöhnisch den Kopf. Catherine drückte sich noch fester auf den Boden, hielt den Atem an und wagte erst wieder sich zu bewegen, als Robbies Stimme an ihre Ohren drang.
»Es sind nur noch ein paar Minuten bis Sonnenuntergang«, erklärte er. »Willst du es immer noch tun, Onkel?«, wollte er von Ian wissen, wobei seine Stimme eher sanft als fragend klang.
Catherine hob den Kopf und spähte verwirrt auf das Trio unter sich. Sonnenuntergang … Sonnenuntergang, ging es ihr durch den Kopf, während sie in Richtung Südwesten sah, wo die Sonne langsam, aber sicher am Horizont versank. Dann blickte sie wieder auf die Männer und entdeckte, dass der inzwischen splitternackte Ian mit so sicheren Bewegungen, als hätte er das bereits tausend Mal getan, die Decke um sich schlang.
Auch Robbie stand in seiner nackten Pracht mitten auf der Wiese und hüllte sich in das Plaid, das dasselbe Muster hatte wie das, das Ian trug. Dann banden sich beide Männer breite Ledergürtel um, und Catherine sah, dass Ian einen kleinen Dolch – ähnlich dem, den Robbie ihr gezeigt hatte – unter das Leder schob.
Robbie bückte sich nach einem seiner Stiefel, zog seinen eigenen Dolch heraus, schob ihn sich ebenfalls unter den Gürtel und hob dann sein Schwert und die zweite, andersfarbige Decke, die sie vor über einer Woche gewaschen und gefickt hatte, vom Boden auf.
Was in aller Welt hatten die beiden vor? War dies eine Art Ritual, das Schotten im Frühling bei Sonnenuntergang begingen? War es vielleicht etwas, was sie für Ian taten, hatte es etwas mit seinem Alter zu tun?
Was zum Teufel war hier los?
Vater Daar blickte auf die Sonne, die schon halb versunken war, zeigte dann mit seinem Stock auf Robbie und auf Ian und erklärte: »Ihr müsst los.«
Catherine schob sich an den Rand des Felsvorsprungs, als Robbie sich sein Schwert über die Schulter legte und mit einem knappen Nicken in Richtung des Priesters Ian fest in die Arme nahm.
Vater Daar hob seinen Stab, und plötzlich schien der Wald im Licht der letzten Sonnenstrahlen zu erglühen. Gleichzeitig erhob sich ein laut heulender Wind, und eine dunkle Wolkenwand schob sich vom Gipfel auf sie herab.
»Leih mir deine Kraft, MacBain!«, schrie Daar, während er mit seinem Stock auf die beiden anderen Männer wies. »Ich wünsche euch viel Glück!«
Zum Schutz vor dem Wind und dem blendend grellen Licht hielt sich Catherine eine Hand vor das Gesicht, beugte sich weiter über den Rand des Felsvorsprungs und sah, wie sich die zischende, Funken sprühende Wolkenwand um Robbie und Ian zusammenzog.
Über ihrem Kopf hörte sie einen lauten, spitzen Schrei, rollte sich eilig auf den Rücken und wehrte mit dem Stock Marys scharfe Krallen ab. Ungerührt schoss die Eule direkt auf sie zu und verkrallte sich in dem Moment im Ärmel ihrer Jacke, in dem Robbie schrie.
Nein, nicht schrie. Er brüllte wie am Spieß!
Catherine klammerte sich an dem moosbedeckten Felsen fest, doch der Wind und Mary und ihr eigener Schwung rissen sie los. Plötzlich spürte sie unter ihrem Körper nur noch Luft, dann traf sie derart unsanft auf dem Boden auf, dass ihr ein spitzer Schrei entfuhr.
Harte, starke Hände packten sie, und wieder brüllte Robbie über das Heulen des Sturms hinweg: »Verdammt, Cat!« Er zog sie neben seinem Onkel eng an seine breite Brust und schlang seine Arme auch um sie. »Halt dich an meinem Gürtel fest!«
Sie versuchte, sich zu wehren, denn sie wollte nur noch weg von dem wild tosenden Sturm und diesem wahnsinnigen Kerl. Um sie herum begann die Luft zu zischen, zu krachen und zu knistern, während lauter Donner den Boden unter ihren Füßen heftig erbeben ließ.
Robbie zog sie derart fest an seine Brust, dass sie das Gefühl hatte, als ob der Mann ihr alle Knochen brach. »Zu spät!«, knurrte er dicht an ihrem
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