Der Traum des Highlanders
meines Arbeitskundelehrers unterschreiben muss, okay?«
»Du wirst ihn wahrscheinlich vor mir sehen.«
»Ja, richtig. Das hatte ich ganz vergessen«, erwiderte er grinsend, wandte sich zum Gehen und winkte ihr noch einmal über die Schulter zu. »Sie wollen ja in die Hütte, um zu lesen. Also dann, bis morgen.«
Catherine öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, klappte ihn dann aber seufzend wieder zu. Manchmal lohnte es sich einfach nicht, etwas zu sagen, dachte sie. Sie lenkte Sprocket Richtung Weide und ritt so lange am Zaun entlang, bis sie den Wald erreichte, wo sie angestrengt auf den schlammigen Boden sah.
Sie folgte der Spur von Robbies Pferd, und es dauerte nicht lange, bis sie den Weg erreichte, über den man nicht zum Gipfel, sondern auf die andere Seite des Berges kam.
War Robbie etwa zur Skistation geritten?
Da sie die verlorene Zeit aufholen wollte, trieb sie ihr Pferd zu einem fotteren Tempo an, doch nach zirka zehn Minuten hörte sie plötzlich Stimmen und hielt sofort an.
Verdammt, er kam in ihre Richtung zurück. Und er hatte jemanden bei sich.
Eilig lenkte Catherine Sprocket ins Gebüsch und einen steilen Abhang hinunter hinter einen großen Felsen. Mit angehaltenem Atem wartete sie ab, bis Robbie mit einem Mann hinter sich auf dem Pferd, dessen Stimme ganz eindeutig die von seinem Onkel Ian war, an ihr vorbeigeritten war.
»Wird Daar auch auf dem Gipfel sein?«, wollte Ian wissen.
»Ja. Aber er wird uns keine große Hilfe sein. Ist dir aufgefallen, wie glatt sein Stab inzwischen ist?«
»Allerdings«, antwortete Ian. »Und zwar, als er gestern zum Abendessen bei uns war. Grey hat es ebenfalls gemerkt und sich anscheinend darüber gefreut. Was, wenn Grey den Donner hört? Dann weiß er, was wir treiben, oder nicht? Es ist ein Geräusch, das keiner von uns jemals vergisst.«
»Ja. Aber wenn ihm klar wird, was passiert, kann er nichts mehr dagegen tun. Morgen werde ich die beiden Clans zusammenrufen und ihnen erklären, dass…«
Verdammt. Sie hatten sich zu weit entfernt, als dass Catherine noch verstanden hätte, was Robbie den Clans erklären wollte. Was für Clans? Sprach er etwa von der Familie seines Vaters und von den MacKeages?
Und weshalb nahm er Ian mit auf den Berg, vor allem, wenn das, was er dort tat, derart gefährlich war?
Catherine wartete noch ungefähr eine Minute ab, führte dann Sprocket aus seinem Versteck und kehrte, dankbar, dass das Tier nicht gewiehert hatte, als Robbie auf seinem Stallgenossen an ihnen vorbeigeritten war, auf den Weg zurück. Sie ritt im Schritt den Berg hinauf und machte am Anfang jeder geraden Strecke Halt, damit sie sie nicht entdeckten, falls einer von den beiden zufällig über die Schulter sah.
Von was für einem Donner hatte Ian MacKeage gesprochen? An dem Morgen, an dem sie Robbie gefunden hatte, und auch am Abend vorher, genau bei Sonnenuntergang, hatte sie jeweils einen lauten Knall gehört. Aber da der Himmel wolkenlos gewesen war und es auch nicht geregnet hatte, hatte sie gedacht, sie hätte sich vielleicht vertan. Hatte stattdessen vielleicht jemand geschossen? Allerdings hatte es weniger wie ein Schuss aus einem Gewehr geklungen als vielmehr wie Kanonendonner, und es war so laut gewesen, dass der gesamte Berg davon erschüttert worden war.
Catherine versuchte, die nagende innere Stimme abzuschütteln, die ihr immer wieder sagte, dass allzu große Neugier gefährlich war. Sie machte sich einfach Sorgen um Robbie, das war alles. Es war nicht Neugier, die sie ihn heimlich verfolgen ließ, sondern die Angst, dass ihm etwas geschah.
Während sie und Sprocket dem gewundenen Pfad durch den dichten Wald in höhere Gefilde folgten, musste Catherine das Tier immer wieder bremsen, weil ihn der Geruch des Stallgenossen immer schneller werden ließ.
Je näher sie dem Gipfel kamen, umso kürzer und knorriger wurden die Bäume; schließlich musste Catherine stehen bleiben, damit man sie nicht sah. Sie nahm Sprocket das Zaumzeug ab und band ihn am Halfter an einem der Bäume fest, ließ das Seil aber so lang, dass er grasen konnte, bis sie wiederkam. Dann zog sie ihren Knüppel aus dem Sattelhalfter und lief zu Fuß hinter den beiden Männern her, wobei sie sich hinter kleinen Bäumen und großen Felsen verborgen hielt, bis endlich auch das Pferd der beiden Männer stehen blieb.
Sie schlich an den beiden vorbei bis zu einem Felsvorsprung über ihren Köpfen, schob sich dort bäuchlings bis an den Rand und sah von oben zu, wie sie aus dem
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