Der Traum des Highlanders
schmiegte sich wieder wohlig in ihr Plaid, und sie trocknete sich mit dem Rand von Robbies Plaid die Augen ab.
Niall bedachte Angus MacBain mit einem kurzen bösen Blick, als er vor seinen Vater trat, einen Arm um seine Schultern legte und sich zum Gehen wandte. Dann aber blieb er noch einmal stehen, starrte Robbie ein paar Sekunden an, nickte und half Ian auf sein eigenes Pferd.
Robbie führte Catherine an den Rand des Damms, setzte sie dort auf einen riesengroßen, fachen Felsen und bat sie lächelnd: »Bleib bitte hier sitzen, ja? Ich leite nur den Fluss in sein altes Bett zurück und bin sofort wieder da.«
Er sprach kurz mit Angus, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte durch den Wald zum unteren Ende des Damms.
Angus sprang neben sie auf den Felsen, stellte sich in einiger Entfernung zu ihr auf und bedachte sie mit einem Grinsen, das mehr wild als freundlich war.
Bis ihr Plaid zu wackeln begann.
Der alte MacBain’sche Krieger machte einen Schritt zurück, als hätte er Angst, sie würde explodieren, und als ihr Passagier fauchend den Kopf aus ihrem Umhang schob, wich er noch weiter zurück und zückte den Dolch, der ihm von Robbie überlassen worden war. Allerdings hielt er ihn zum Zeichen, dass er sich nur schützen und sie nicht bedrohen wollte, mit der Spitze Richtung Boden in der Hand.
In diesem Augenblick entdeckte Catherine Robbie, der über die großen Felsen unterhalb des Dammes kletterte, sie einzeln untersuchte und dann prüfend auf den Schlamm und die entwurzelten Bäume sah.
Verdammt, was machte er da nur? Wenn der Damm jetzt bräche, würde er von den Wassermassen fortgespült.
Plötzlich blieb er stehen, stellte sich mit dem Gesicht in Richtung Damm und legte seine Hände auf zwei große Stämme, die aus der Geröllwand ragten.
Allgemeines Gemurmel erhob sich zu beiden Seiten des Sees, und sowohl die Krieger als auch Niall und Ian, der hinter seinem Sohn im Sattel saß, und Angus stolperten keuchend ein paar Schritte zurück.
Angus packte ihren Arm, damit sie nicht zu dicht am Wasser stehen blieb, und als sie abermals in Robbies Richtung sah, holte sie zischend Luft. Die Bäume fingen an zu glühen, und einen Moment später stiegen zwei dünne Rauchsäulen zum Himmel auf.
Plötzlich richtete sich Robbie wieder auf, rieb sich zufrieden die Hände und sah sie lächelnd an.
»Verschwinde!«, brüllte sie. »Du ertrinkst!«
Er sprang von Fels zu Fels, verschwand im Wald und tauchte plötzlich direkt neben ihr und Angus auf. Angus riss ehrfürchtig und gleichzeitig entsetzt die braunen Augen auf, und als Robbie etwas auf Gälisch zu ihm sagte, rang er erstickt nach Luft, nickte langsam mit dem Kopf und stürmte durch den Wald davon.
»Was hast du zu ihm gesagt?«
Robbie wandte sich ihr wieder zu, nahm sie in die Arme, verschränkte seine Hände hinter ihrem Rücken, zog sie jedoch, um das Kätzchen nicht zu erdrücken, nicht zu eng an seine Brust. »Ich habe Angus gesagt, wenn er den Krieg gegen die MacKeages nicht umgehend beendet, komme ich zurück und forme sämtliche MacBain’schen Schwerter in Rechen oder Schaufeln um.«
Er beugte sich über das Kätzchen, küsste Catherine auf die Nase, richtete sich wieder auf und wollte grinsend von ihr wissen: »Na, bist du bereit, aus deinem Traum zu erwachen?«
Sie sah ihn blinzelnd an und blickte über den See auf die Krieger der MacKeages, die MacBains, die auf ihren Pferden auf einem entfernten Felsvorsprung oberhalb des trockenen Flussbetts saßen, auf die brennenden Stämme in dem Damm und auf den vernarbten Berg.
Plötzlich erstarrte sie, zeigte auf den Gipfel des Snow Mountain und fragte mit erstickter Stimme. »W…wer ist das?«
Robbie blickte auf den Punkt, auf den sie wies, und erstarrte, als er die Silhouette eines großen Mannes mit gezücktem Schwert sah, dessen lange, dunkle Haare in der Brise wehten.
»Cùram.«
»Der Zauberer? Was wird er jetzt tun?«
»Nichts«, antwortete Robbie ruhig und wandte sich ihr wieder zu. »Weil er nichts tun kann. Schließlich habe ich seinen Zauberbaum zerstört.«
»Dann hat er also seine Macht verloren?«
»Nein, nur seine Fähigkeit, uns zu drangsalieren«, meinte er, und wollte nach einem letzten Blick auf Cùram lächelnd von ihr wissen: »Also, willst du jetzt wieder heim?«
Im selben Augenblick erzitterte der Fels, auf dem sie beide standen, die Erde fing an zu vibrieren, in Höhe der brennenden Stämme bahnte sich das erste Wasser einen Weg, löschte zischend die Flammen
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