Der Traum des Highlanders
läuft nämlich auf jeden Fall direkt zurück in seinen Stall, weil er nach einer Nacht im Freien erst mal richtig fressen und dann ein ausgedehntes Nickerchen im Warmen machen will.«
Catherine stieß dem Pferd die Fersen in die Flanken, lenkte es den Berg hinab, und Robbie ritt ihr schweigend hinterher.
Sicher wäre es nicht fair, noch mehr von seiner armen Gattin zu verlangen, denn sie hatte in den letzten Tagen bereits jede Menge durchgemacht, aber – verdammt – sie könnte ihre Ehe niemals akzeptieren, solange nicht auch diese letzte Sache ausgestanden war.
»Ich habe nachgedacht, Catherine«, setzte er deshalb mit ruhiger Stimme an. »Ich denke, es ist an der Zeit, Daniels hierher einzuladen, damit er seine Kinder sehen kann.«
»Was?« Sie drehte sich entgeistert zu ihm um. »Ich soll Ron – bist du wahnsinnig geworden?«
Er schüttelte den Kopf. »Du, Nathan und Nora müsst euch eurem Dämon stellen«, erklärte er ihr sanft. »Denn solange ihr euch vor ihm fürchtet, seid ihr niemals wirklich frei.«
»Dann schlägst du also vor, dass ich Ron einfach anrufe und frage, ob er uns einmal besuchen will?«
»Ja. Denk darüber nach, Catherine.« Als der Weg ein wenig breiter wurde, ritt er neben ihr. »Für dich und deine Kinder ist Daniels immer noch das Furcht einfößende Monster, das er vor drei Jahren war. Aber ihr seid alle drei in dieser Zeit gewachsen, vielleicht könnt ihr ihn jetzt als das jämmerliche Wesen sehen, das er in Wahrheit ist.«
»Ron ist ganz bestimmt kein jämmerliches Wesen. Er ist und bleibt ein Monster. Und ich soll ihm meine Kinder ausliefern? Mein Gott, als ich versucht habe, uns drei vor diesem Kerl in Sicherheit zu bringen, hätte ich beinahe mit dem Leben dafür bezahlt.«
»Das wird nicht noch mal passieren«, versprach Robbie ihr. »Denn dieses Mal hast du statt zweier wohlmeinender Freunde mich dabei.«
»Nein.«
»Und du hast die Jungs.« Er beugte sich zu ihr herüber und berührte ihre Schulter. »Ich bitte dich nur, darüber nachzudenken, Cat. Und zwar nicht nur deinet-, sondern auch der Kinder wegen. Lass Nathan und Nora ihren Vater wiedersehen, damit ihnen endlich klar wird, dass er ihnen nicht mehr gefährlich werden kann. Schenk ihnen neuen Mut.«
»So, wie du es formulierst, klingt es, als würde ich mir nur einbilden, dass der Kerl gefährlich ist.«
»Nein. Nur eine Närrin hätte keine Angst vor einem Mann, der sie zerstören will. Aber, Catherine«, fügte er eindringlich hinzu und packte Sprockets Halfter, damit sie stehen blieb. »Inzwischen hast du fünf Schutzengel. Wir werden dir zur Seite stehen, wenn du dich deinem Dämon stellst und ihm deutlich zu verstehen gibst, dass er keine Macht mehr über dich, Nathan und Nora hat.« Er hob einen Arm, strich ihr mit den Knöcheln über die Wange und sah sie reglos an. »Erst dann sind deine Kinder und du selber wirklich frei.«
»Ich … ich werde darüber nachdenken«, wisperte sie rau und lenkte Sprocket weiter den Pfad hinab.
Robbie neigte den Kopf und kraulte seinen Passagier unter dem Kinn. »Was denkst du, mein kleiner Freund? Habe ich es verbockt?«
Das Pantherjunge vergrub seine kleinen, spitzen Zähne tief in seinem Daumen und stieß ein dumpfes Knurren aus.
»Ja«, füsterte er. »Sie gehört zu mir.«
Sofort nach ihrer Rückkehr rannte Cat ins Haus, nahm ihre beiden Kinder in den Arm und herzte und küsste sie so lange, bis Nathan sich aus ihren Armen wand und ihr empört erklärte, er wäre zu groß für solches Zeug und wolle vor allem endlich den begonnenen Trickfilm weitersehen. Nora rümpfte ihre Nase und erklärte ihrer Mutter, dass sie komisch roch.
Offenkundig hatte keins der beiden Kinder sie am Vorabend, während der Nacht oder beim Aufstehen vermisst, anscheinend hatten die vier Jungs gut auf sie aufgepasst. Nora räumte ein, dass sie zu viel Eis gegessen hatte, fügte aber umgehend hinzu, dass Gunter rechtzeitig gebremst, Rick ihr den Kopf gehalten und Cody ihr Gesicht mit Wasser aus einem Bach sauber gemacht hätte, als ihr schlecht geworden war. Nathan, der anscheinend trotz des Trickfilms hörte, was sie sprachen, verbesserte seine Schwester und erklärte, dass das Wasser nicht aus einem Bach, sondern aus dem Straßengraben gekommen war.
Im selben Augenblick kam Gunter auf Zehenspitzen aus der oberen Etage, blieb am Fuß der Treppe stehen und sah Catherine mit einem wissenden Lächeln an. »Haben Sie einen schönen freien Abend gehabt? Was für ein Buch haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher