Der Traum des Highlanders
dass ich etwas anderes angenommen habe.« Er reichte ihr eine knorrige Hand. »Ich bin Vater Daar. Ich lebe oben auf dem Berg.«
Obwohl sie am liebsten davongelaufen wäre, zwang ihre gute Erziehung sie, auf ihn zuzutreten, seine Hand zu nehmen und zu flüstern: »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Vater. Ah … hätten Sie vielleicht gerne eine Tasse Kaffee und etwas schottisches Mürbegebäck?«
Seine Augen fingen an zu blitzen. »Schottisches Mürbegebäck?«, fragte er und führte sie zurück ins Haus. »Das habe ich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gegessen. Haben Sie auch etwas Zitrone dran getan?«
Catherine wollte ihm ihre Hand entziehen, aber er zog sie weiter daran durch das Wohnzimmer in Richtung Küche.
»Nur ein paar Tropfen Zitronensaft«, erklärte sie und konnte ihre Hand endlich befreien, als er sich auf einen der Stühle sinken ließ.
Robbie MacBain war nirgendwo zu sehen.
Sie fand einen sauberen Becher, schenkte dem Priester einen Kaffee ein, ging auf die Knie, zog eine Dose aus der hintersten Ecke des untersten Geschirrschrankfachs und stand unter Vater Daars Gelächter und Robbies leisem Schnauben wieder auf.
»Da verstecken Sie also die Süßigkeiten.« Robbie stand in der Tür des Badezimmers. Er knöpfte sich sein Hemd zu, stopfte es in seine Hose, kam wieder in die Küche und legte ihre Schere auf den Tisch. »Ich habe die Fäden selbst gezogen«, meinte er und zog eine Braue hoch. »Und ich habe es geschafft, ohne mich auch nur ein einziges Mal dabei zu pieksen.«
»Dann sollten Sie wahrscheinlich auch die Fäden in der Hand selbst ziehen, wenn es so weit ist«, schlug sie ihm mit zuckersüßer Stimme vor, nahm zwei Teller aus dem Schrank, legte ein paar Plätzchen drauf, stellte sie vor den Männern auf den Tisch, füllte Robbies Kaffeetasse auf und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück.
Dann aber blieb sie noch einmal stehen, denn Vater Daar flüsterte Robbie zu: »Du musst heute Nacht noch mal zurück. Uns läuft die Zeit davon.«
Heute Nacht? Zurück? Wohin? Um was zu tun? Sich noch einmal zusammenschlagen zu lassen oder was?
Catherine drehte sich noch einmal zu den beiden Männern um, kreuzte die Finger hinter ihrem Rücken und hoffte, sie müsste nicht in der Hölle schmoren, weil sie gegenüber einem Priester log. »Oh, ich habe ganz vergessen, es Ihnen zu sagen, Robbie. Ihr Vater und Libby kommen heute zum Abendessen. Ich habe ihnen gesagt, wir essen um sechs.«
Robbie blickte erst auf sie, dann auf den Priester, abermals auf sie. Nach kurzem Überlegen sagte er kopfschüttelnd zu Vater Daar: »Meine Verpflichtungen gegenüber der Familie gehen vor.«
Vater Daar bedachte Catherine mit einem argwöhnischen Blick. »Sie machen einfach Termine für Ihren Boss, ohne sich vorher mit ihm abzusprechen?«
Catherine kreuzte noch zwei Finger hinter ihrem Rücken und nickte mit dem Kopf. »Es schien seinem Vater wichtig zu sein, und ich habe nicht gewagt zu sagen, dass er nicht kommen kann.«
Der Priester wandte sich wieder Robbie zu, meinte aber mit einem Kopfnicken in ihre Richtung: »Ich habe dich davor gewarnt, dass eine Frau dein Leben nur unnötig verkompliziert. Sie mischen sich einfach zu gerne in die Arbeit von uns Männern ein.«
»Oh, ich weiß nicht.« Robbie lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Catherine lächelnd an. »Es kann auch sehr nett mit ihnen sein. Ich finde, dass eine Frau das Leben irgendwie … aufregender macht.«
Catherine löste ihre Finger, ballte die Hände zu Fäusten und lächelte zurück. »Es tut mir leid, dass ich Sie heute nicht zur Arbeit fahren kann, aber ich laufe besser noch schnell in die Stadt und kaufe was fürs Abendessen ein.«
Damit hatte sie ihm das Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
Sie machte auf dem Absatz kehrt, marschierte in ihr Schlafzimmer, zog leise die Tür hinter sich ins Schloss, lehnte sich gegen die Wand und klappte seufzend die Augen zu.
Sie machte das Leben also aufregender?
Oh, sie würde Robbie zeigen, wie aufregend es mit ihr werden konnte – und zwar, indem sie einfach abermals in ihrer Jogginghose durch die Gegend lief!
»Dein Plan funktioniert nicht, Priester.« Robbie wusste, dass nicht der Druide, sondern Catherine schuld an seiner schlechten Laune war.
Sie hatte tatsächlich die Absicht, noch einmal in ihren viel zu kurzen Shorts in der Gegend herumzulaufen, und ließe dabei sicher eine Spur im Graben gelandeter LKWs hinter sich zurück. Das konnte er nicht zulassen. Er musste etwas
Weitere Kostenlose Bücher