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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Treppe und schob sie sanft in Richtung der Stufen. »Geh! Ich werde gleich nachkommen und dir beim Ankleiden helfen.«
    Sie verdrehte die Augen, woraufhin Anthony ob solcher Kühnheit nach Luft schnappte.
    »Nach oben!«, befahl Vincent und zeigte in die Richtung, die sie nach seinem Wunsch nehmen sollte.
    Sie sah zwar etwas verletzt drein, als er sich so abweisend gebärdete, wickelte aber dennoch die Röcke um ihre Taille und wandte sich zum Gehen. Sie hielt nur noch kurz inne, um die Schuhe und Strümpfe einzusammeln.
    »Welche Pläne hast du jetzt mit ihr?«, fragte Landon, während er mühsam den Blick von ihr abwandte, als würde ihn das äußerste Anstrengung kosten. »Abgesehen vom Offensichtlichen.«
    »Sie ist nicht interessiert. Am Offensichtlichen.«
    »Eine Nebelnymphe, die nicht an Sinnesfreuden interessiert ist?«, spottete Marco. »Nie gehört.«
    »Aber wahr. Was mich darüber nachdenken lässt, ob auch andere Regeln, die für Nebelnymphen gelten, für diese hier keine Gültigkeit besitzen.«
    »Du glaubst aber nicht, dass Menschen sie sehen können, oder?«, fiel Anthony ihm ins Wort.
    Das in diesem Moment ertönende ohrenbetäubende Klirren und Scheppern eines zu Boden fallenden Tabletts lenkte die Aufmerksamkeit aller auf den oberen Treppenabsatz. Dort stand eine ältere Bedienstete und starrte mit kreidebleichem Gesicht die schimmernde, zerzauste und halb nackte Frau an, die soeben über die Treppe auf sie zukam.
    »Lady Godiva selbst, von den Toten auferstanden!«, quiekte sie und bekreuzigte sich.
    »Nun, ich denke, das dürfte deine Frage hinreichend beantworten«, murmelte Landon.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Vincent hinauf, hob die Nebelnymphe in seine Arme und kam geschmeidigen Schritts wieder die Treppe mit ihr hinunter. Dabei warf er Anthony einen Blick zu und deutete mit dem Kopf in Richtung der Dienstbotin.
Kümmere dich darum!,
befahl sein Gesichtsausdruck.
    Anthony verstand sofort und fügte sich seinem Wunsch, so wie alle drei Brüder es bei wichtigen Angelegenheiten taten. Von der Treppe aus ging Vincent mit ihr in sein Arbeitszimmer, gefolgt von Marco und Landon.
    Irgendwo hinter ihnen war Anthonys Stimme zu hören, der noch mit der aufgeregten Bediensteten sprach. Auch ohne dabei zu sein, wussten sie, dass er ihr dabei gerade eine Hand auf die Schulter legte und mit seinen Worten einen Zauber wob, der jede Erinnerung an die weibliche Erscheinung aus ihrem Gedächtnis löschen würde.
    Vincent atmete tief ein und genoss den warmen, süßen Duft der Frau auf seinen Armen. Er hatte diesen Duft geschaffen, um seine Sinne auf tiefster Ebene anzusprechen.
    In seiner Privatbibliothek fiel sein Blick auf die Abhandlungen und andere juristische Dokumente, die er eigentlich genau in diesem Augenblick hätte studieren sollen, und von dort hinüber zu der großen Uhr an der Wand gegenüber. In einer Viertelstunde musste er los.
    Er stellte seine hübsche Last auf die Füße, nahm ihr Gesicht in beide Hände und konzentrierte sich darauf, einen vorübergehenden Zauber zu sprechen, der ihre Haut zwar nicht für seine Familie, aber für die Augen der Bediensteten normal erscheinen lassen sollte.
    Als das erledigt war, blieb er stehen und sah sie nachdenklich an. Sein Bruder hatte recht. Wenn er sich auf diese Frau einließ, konnte sie zu einer Gefahr für ihn werden. Wenn ein Mann seiner Position etwas so sehr begehrte, wie er sie begehrte, dann setzte ihn das unweigerlich der Gefahr aus, erpressbar zu werden. Oder, wie Marco vermutet hatte, konnte sie sich zumindest als Ablenkung bei den Verhandlungen erweisen.
    Marco trat näher und lenkte ihre Blicke voneinander ab. »Bitte sag mir, dass du dir nicht gerade irgendwelche bizarren Umstände ausdenkst, die es dir möglich machen könnten, sie hier bei dir zu behalten – in der Familie!« Seine Stimme klang seltsam entfernt. »Vincent! Hast du gehört?«
    Vincent blinzelte, sah die anderen an und trat von der Nebelnymphe zurück.
    Landon hatte es sich bereits in dem Sessel bequem gemacht, in dem er abends oft saß, ein Bein über das andere gelegt. Und wann war Anthony hereingekommen?
    Wie lange standen sie alle schon hier und sahen ihm zu, während er sie wie benebelt angestarrt hatte?
    »Ich gehe«, verkündete die Nebelnymphe, die ganz offensichtlich spürte, dass sie nicht willkommen war.
    »Na also, da hört ihr es!«, sagte Marco und wies mit der Hand in ihre Richtung, als wäre die Angelegenheit damit zur Zufriedenheit

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