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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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das werde ich nicht.« Zwar war es Kurr, der sprach, doch seine Stimme war vermischt mit der Stimme des Dämons, der in ihm wohnte. Es klang wie zwei Stimmen, die gleichzeitig dieselben Worte sagten.
    Klauen bohrten sich in Carlos Rücken, rissen ihm die Haut bis zum Gesäß hinab auf und hinterließen blutige Striemen – und Gift.
    Er stöhnte auf, als ein steifer Schwanz, der gleichzeitig seinem Gemahl und dem Dämon gehörte, begann, ihn in heftigen Stößen auszufüllen. Die Sicht vor seinen Augen verschwamm, und seine Kehle schnürte sich zusammen. »Was geschieht mit mir?«
    Eine Hand packte ihn grob an den Haaren und zog seinen Kopf hoch. Die Kugel aus Nebel schwebte direkt vor ihm.
    »Schau zu! Ein Auserwählter wird gerade geboren«, flüsterten zwei Stimmen wie eine.
    Er heulte auf wie ein verwundetes Tier, als ihm klarwurde, warum sie dieses Kind wollten. Es war verflucht, dazu bestimmt, ein Monster zu werden wie Dominic. Er starrte in die Kugel und sah Emma. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, die Geburt stand offensichtlich unmittelbar bevor.
    »Der nächste Schritt in deinem Leben muss dein Tod sein. Der erste Atemzug des Kindes wird dein letzter sein. Denn darin besteht die Eigenschaft des Amuletts: Es schenkt ein Leben und nimmt dafür ein anderes. Das Gleichgewicht muss gewahrt bleiben.«
    »Was ist mit dem Kind? Was wird mit ihm geschehen?«
    »Sobald die derzeitige Dämonenhand den Tod findet, wird der Auserwählte ihre Pflichten übernehmen. Pflichten, die er aber nicht mehr erfüllen kann, wenn wir ihn erst einmal gefangen genommen haben. Unsere Zahl wird ungehindert anwachsen.«
    In der gewölbten Kugel sah Carlo, wie das Kind zur Welt kam. Er sah, wie Dominics behandschuhte Hand danach griff.
    Eine behandschuhte Hand, die das unvorstellbar Böse in ihrer Handfläche verbarg, und nun ein Kind hielt, das diese Welt vernichten konnte.
    Und während er seinen Tod nahen fühlte, spürte Carlo, wie die heißen Stöße in sein Gesäß heftiger wurden.
    Sein Blut, das nur Augenblicke zuvor noch angstvoll in seinen Adern pulsiert hatte, fing an, sich in einen pudrigen roten Staub zu verwandeln, der von den Wunden an seinem Rücken davonwehte.
    Oh, bei den Höllen, die Gerüchte stimmten also! Die Dämonen standen auf Sex mit Leichen.
    Es sollte der letzte Gedanke seines Lebens sein.

11
    G eht es … dir gut?«, fragte Dominic Emma später am Morgen. Seine Stimme war rauh, heiser von den Ausschweifungen der vergangenen Nacht. Doch sein Herz war so leicht wie noch nie zuvor.
    »Es geht, danke.« Die scheuen braunen Augen hinter ihren Brillengläsern sahen zu ihm und dann wieder weg. Sie wirkte zart, müde.
    An ihrem Hals prangten unzählige Flecken, und ihre Lippen waren von seinem Mund gerötet. Er war gierig gewesen und grob mit ihr umgegangen. Sein Körper erinnerte sich noch immer daran, wie er sie geküsst, geliebt hatte, und schrie förmlich danach, sich noch einmal an sie zu drücken, ihre Wärme zu spüren und ihre süße Unschuld in sich aufzunehmen.
    Nach dem Bindungsritual war er in ihrem Bett eingeschlafen, sein Gesicht in ihrem Haar vergraben, mit ihr und ihrer Tochter in seinen Armen. Er war es gewohnt, tagsüber zu schlafen, doch noch nie hatte er sich dabei in einem anderen Bett als seinem eigenen befunden. Es war der friedvollste Schlaf seines Lebens gewesen.
    Emma war vor ihm aufgewacht und bereits vollständig angekleidet, als er zu ihr nach unten kam. Wieder einmal war sie in ein langes Kleid gehüllt, das ihren Körper vom Hals bis zu den Knöcheln bedeckte, wie eine weibliche Rüstung. Ihr Gesicht war blass und ihre Wangen gerötet über dem langen weißen Hals.
    Er lächelte leicht. Wie hatte er sie nur jemals reizlos finden können?
    Er ging auf sie zu und fuhr mit dem Fingerknöchel sanft über den zarten Arm ihrer Tochter. »Es gibt Dinge, die du wissen solltest«, setzte er an.
    »Was für Dinge?«, fragte sie scharf und wich mit dem Kind auf ihrem Arm zurück.
    Dominic richtete sich auf, als ihm mit einem Mal ihre Gemütslage klarwurde. Hatte er wirklich angenommen, dass sie nach einer Nacht mit ihm ihren Ehemann vergessen würde?
    Er stählte sich gegen den überraschenden Schmerz, der ihn durchfuhr, als er die Furcht in ihren Augen sah. Immerhin, so rief er sich ins Gedächtnis, war er die Dämonenhand und daran gewöhnt, derartige Reaktionen bei anderen hervorzurufen.
    Sie bewegte sich näher auf die Eingangstür zu und blieb dort unruhig stehen. Sie wollte, dass er ging.

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