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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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verstörter drein.
    »Komm mit!«, forderte er sie auf, drehte sich um und ging zur Tür. Dort blieb er stehen und warf einen Blick den Flur entlang, um sicherzugehen, dass gerade keine Bediensteten in der Nähe waren, bevor er die Frau zu sich winkte und sich dabei bemühte, so wenig bedrohlich wie möglich zu wirken. Keine leichte Aufgabe für einen Mann von knapp zwei Metern Größe.
    »Komm mit zurück in mein Schlafzimmer. Dort können wir reden.«
    »Kein Sex«, beharrte sie.
    »Nein«, stimmte er feierlich zu. »Kein Sex.«
    »Du willst«, sagte sie und deutete auf seinen noch immer erigierten Penis.
    Er sah auf sein Geschlechtsorgan hinab, das sie so anstößig fand. Sein Morgenrock hatte sich wieder geöffnet, und nun lugte sein Schwanz hervor, dick und schwer. Da er sein eigenes Gewicht nicht tragen konnte, ragte er nicht, wie bei den meisten Männern, nach oben, sondern schaukelte in etwas niedrigerem Winkel leicht hin und her, wie eine Art erotisches Entermesser.
    »Nun, das ist wohl offensichtlich.« Lässig verstaute er seine Männlichkeit wieder unter dem Morgenrock und band die Schärpe fest zu. »Dessen ungeachtet hast du mein Wort, dass ich mich dir nicht aufzwingen werde.«
    Sie sah skeptisch drein.
    Röte stieg ihm in die Wangen, als er einen für seine Fähigkeiten ungewohnt schwachen Versuch unternahm, ihr sein bisheriges Verhalten zu erklären: »Was ich damit sagen will, ist, dass ich um Entschuldigung bitte, falls ich mich dir in der Vergangenheit aufgezwungen haben sollte. Aber da wusste ich nicht … Das heißt, du hättest eigentlich gar nichts fühlen sollen, als ich … als wir …«
    Daraufhin kam sie auf ihn zu und blieb in der Türöffnung kurz vor ihm stehen.
    »Ich fühle«, murmelte sie leise, ohne ihn anzuschauen.
    Mit diesen Worten schwebte sie an ihm vorbei wie eine Königin. Er folgte ihr bis zu seinen privaten Räumen und dachte während des ganzen Weges über die möglichen Folgen dieses knappen Bekenntnisses nach. Er schloss die Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und betrachtete sie sinnend.
    »Hattest du jedes Mal ›Gefühle‹, wenn wir Sex …«
    Ihre Augen sprühten Funken.
    Er unterbrach sich und deutete eine spöttische Verbeugung an. »Ah, wie ich sehe, bist du mit diesem seltsamen, typisch weiblichen Sinn für Schicklichkeit ausgestattet. Was bedeutet, dass zwar du gewisse Wörter verwenden darfst, um unsere vorherigen Zusammenkünfte zu beschreiben, meine Verwendung derselben Wörter hingegen als anstößig zu werten ist. Ich bitte um Entschuldigung. Was ich zu fragen beabsichtigte, war, ob du es jedes Mal wahrnehmen konntest, wenn ich dich für ›körperliche Aktivitäten‹ in Anspruch genommen habe?«
    Sie starrte ihn einen Moment lang an und sah dann auf ihre Finger hinab, die mit der fransenbesetzten Seidenbordüre seiner Bettvorhänge herumspielten. »Nur letzte.«
    »Nur letzte Nacht?«
    Sie zuckte wieder mit den Schultern und flüsterte kaum hörbar: »Und.«
    »Und bei anderen Gelegenheiten auch? Wie oft?«, fragte er weiter.
    Sie sah ihn mit einem verletzten Ausdruck an, voll unausgesprochener Geheimnisse.
    »Zehn?«, bohrte er nach, in dem Bedürfnis, zu erfahren, was er eigentlich gar nicht wissen wollte.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Öfter?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Ich werde meine Antwort bekommen, ganz gleich, wie lange es dauert.«
    »Ter«,
flüsterte sie schließlich auf Latein –
dreimal.
    Sofort ging er in Gedanken die Vergangenheit durch und suchte in seinen Erinnerungen nach den letzten drei Malen, da er sie heraufbeschworen hatte. Vergangene Nacht. Eine Woche davor. Und davor wiederum war – Vollmond. Die Rufnacht.
    Angespannt fuhr er sich mit den Fingern durch das schwarze Haar.
    Bei allen Höllen! Der erste Sex ihres Lebens, an den sie sich bewusst erinnern konnte, und es musste ausgerechnet eine achtstündige Orgie zur Vollmondnacht sein? Vincent besaß kaum noch eine Erinnerung daran, was er in jener Nacht alles mit ihr angestellt hatte, da er sich mit seinen Brüdern und Cousins in der geweihten Klamm versammelt hatte, die tief im Herzen des Waldes auf dem Weingut verborgen lag.
    Überall waren Nebelnymphen aufgetaucht, schnell und mühelos aus dem dichten geisterhaften Nebel heraufbeschworen, der tief über der Klamm hing. Seit Anbeginn der Zeit hatte man vorausgesetzt, dass sie empfindungslos waren und dass Bacchus sie nur erschaffen hatte, um als willige Gespielinnen für Legionen wollüstiger Satyrn zu dienen.

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