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Der Traum des Satyrs

Der Traum des Satyrs

Titel: Der Traum des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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seinen Bruder Marco. Dann trat er auf den Flur hinaus und warf die Nachricht einem Bediensteten unten an der Treppe zu, ordnete an, ein Bad für ihn herzurichten, und erteilte Anweisung, die Nachricht sofort an Marco zu überbringen, dessen Anwesen ebenfalls hier auf den ausgedehnten Ländereien des Weinguts lag, keine zwanzig Minuten Ritt von seinem eigenen entfernt.
    Danach kehrte er in sein Schlafzimmer zurück, holte eines seiner Hemden aus dem Kleiderschrank und gab es seinem Gast. Obwohl es aus teuerstem Leinen gefertigt war, maßgeschneidert und handgenäht vom besten Schneider in Florenz, hielt die Frau es auf Armeslänge von sich und betrachtete es sichtlich enttäuscht.
    »Brauchst du Hilfe beim Anziehen?«, erkundigte er sich, unsicher angesichts des Grundes für ihr Missfallen.
    Sie warf ihm einen Blick zu, der ihm klarmachte, dass sie seinen Versuch, Hand an sie zu legen, für ebenso durchschaubar wie armselig hielt. Hochkonzentriert runzelte sie die Stirn, während sie in die Ärmel schlüpfte.
    Das Kleidungsstück war ihr viel zu groß, mit Manschetten, die ihr bis zu den Knien, und Hemdzipfeln, die noch weiter reichten. Er rollte die Ärmel so weit auf, dass ihre Hände herausschauten, die er daraufhin beide küsste. Ihre Haut schmeckte so köstlich wie immer.
    Sie zog die Hände zurück und rieb sie gegeneinander, so als würde sie sie abwaschen.
    »Tut es dir weh, wenn ich dich berühre?«
    »Tut weh Leere.«
    »Das ergibt freilich nur wenig Sinn, aber das klären wir später. Für den Anfang muss mein Hemd als Kleidung genügen. Aber ich habe einem meiner Brüder eine Nachricht gesandt mit der Bitte um etwas Passenderes als Leihgabe. Ein Kleid und anderer Zierat sollten in einer Stunde hier sein.«
    Daraufhin blitzten ihre Augen in eifrigem Interesse auf, und ein Lächeln stahl sich langsam auf ihr Gesicht. Im Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinfiel, leuchteten ihre Augen wie Amethyste, übersprudelnd vor Entzücken.
    Schon viele Male hatte er dieses Lächeln bei ihr gesehen, und auch damals hatte es ihre Augen erreicht. Doch diesmal haftete ihm noch irgendetwas Reizvolleres an.
    Schlagartig ging ihm auf, was so anders war. Es handelte sich nicht länger um ein unnatürliches Krümmen ihrer Lippen, das er sie durch seinen Willen ausführen ließ. Dieses Lächeln war ein Geschenk, freiwillig gegeben von einer Frau, die ihren eigenen Willen besaß.
    Sein Blick glitt über ihr Gesicht und wanderte tiefer. Verdammt, war sie schön! So süß! Zur Hölle mit der Kleidung! Er trat einen Schritt auf sie zu. Er musste einfach …
    »Kein Sex!«, warnte sie ihn, und ihr Lächeln schwand.
    Er blieb abrupt stehen und fluchte im Stillen. »Einmal mehr muss ich um Entschuldigung bitten. Für einen Moment hatte ich die neuen Regeln vergessen.«
    Regeln – das war etwas, das er verstand. Regeln zu beugen und so zu gestalten, dass sie ihm entgegenkamen, war Bestandteil jeglicher Verhandlungen, und das wiederum stellte eine Sache dar, auf die er sich ausgezeichnet verstand. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder in seinem Bett landen würde.
    Er konnte warten.
    Eine Weile. Noch einmal ließ er seinen Blick über sie gleiten.
    Eine kurze Weile.

3
    E s war recht einfach gewesen, sie davon zu überzeugen, dass sie sich verborgen halten sollte, während heißes Wasser gebracht und in seinen Badezuber geschüttet wurde. Zumindest, nachdem er ihr das Ganze als ein Spiel dargestellt hatte.
    Nachdem die Bediensteten den Raum wieder verlassen hatten, verriegelte er vorsichtshalber Tür und Fenster, bevor er sich ins Badewasser sinken ließ, um mit seiner Morgentoilette zu beginnen. Als sie das Plätschern des Wassers hörte, kam sie wieder aus ihrem Versteck und näherte sich dem Zuber, wobei sie jede seiner Bewegungen kritisch beäugte.
    »Ich bade.«
    »Bade.«
    »Ja, um mich zu säubern.«
    Sie zog die Nase kraus. »Unsauber?«
    Er runzelte die Stirn. »Nein, ich bin nicht unsauber … das heißt …« Er verstummte unsicher und war heilfroh, dass seine Rechtsprofessoren an der Universität von Bologna nicht im Raum anwesend waren, um Zeuge zu werden, wie ihr in den höchsten Tönen gelobter Student und »Magna cum laude«-Absolvent vergeblich nach Worten suchte. »Es ist unhöflich, zu starren«, meinte er dann schelmisch. »Setz dich dort drüben auf das Bett, wo ich dich im Auge behalten kann.«
    Daraufhin entfernte sie sich zwar, ignorierte aber seine Anordnung und beschloss stattdessen, im

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