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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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das Pferd dazu gebracht, sich zumindest halbwegs miteinander anzufreunden. Mattim spürte, wie unwohl dem Felsbewohner zumute war, doch er machte eine gute Figur auf dem stolzen Streitross, und an den zufriedenen Blicken der Jaschbiner merkte Mattim, dass die Entscheidung richtig gewesen war.
    » Ich will auch mitreiten«, sagte Mária. » Gib mir ein Pferd, und ich mache Kununs Stadt dem Erdboden gleich.«
    » Das hier ist eine Armee«, sagte er. » Ich werde ganz bestimmt kein Mädchen ohne jegliche Kampferfahrung in eine blutige Schlacht mitnehmen.«
    » Am Ende sind wir doch sowieso tot«, meinte sie. » Das scheinen jedenfalls alle zu glauben, also was spielt es für eine Rolle?«
    » Bleib hier, und bewache das Lager«, sagte er. » Warte, bis wir zurückkommen.«
    » Denkst du wirklich, dass irgendjemand zurückkommen wird?«, fragte sie skeptisch.
    Sollte er lügen? Er fühlte sich innerlich taub und gelähmt, wie tot. Dies würde ein dunkler Tag werden, der dunkelste von allen. Dennoch konnte er sie nicht ohne Hoffnung zurücklassen.
    » Du wirst deine Rache bekommen«, versprach er. » Und noch viel mehr. Wir werden einen Weg finden, wie es weitergeht.«
    Sie blickte ihn zweifelnd an, und er fragte sich, ob er selbst daran glaubte. Endete hier nicht alles? Was konnte noch kommen, wenn Akink fiel?
    Bevor er zugeben konnte, dass er es nicht wusste, dass seine eigenen Zweifel ihn zerrissen, nickte Mária.
    » Gut. Dann werde ich auf euch warten.«
    Mattim hörte, wie sie ihm und den anderen zujubelte, wie sie schrie: » Wir können gar nicht verlieren! Jetzt zeigen wir es diesem Mörder Kunun!«
    Mirontschek lächelte ihr zu, offensichtlich tat ihm der Ansporn gut. Die Jaschbiner stießen wie ein Mann einen gellenden Schrei aus. In den Augen der Rebellen funkelten Trotz und Wagemut.
    Nur Mattim fühlte nichts davon, keine Begeisterung, keine Zuversicht, nur die Pflicht, zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte.
    Sie warteten auf den Befehl.
    Nein, er würde nicht zögern. Er würde nicht bedauern, was er da zerstörte– unwiderruflich. Akink, sein geliebtes Akink, die Perle Magyrias.
    Heute würde er Feuer bringen, über alles, was er liebte. Wenn er je eine Wahl gehabt hatte– sie war längst getroffen. Es gab kein Zurück mehr, denn die Hoffnung war mit dem Licht zusammen gestorben.
    » Lasst uns beginnen. Es gibt keinen Grund, noch länger zu warten.« Er hob den Arm, um das Zeichen zu geben. » Angriff!« Dann blies er in das Horn, das er heute am Gürtel trug.
    Angriff!, rief es. Schatten! Gefahr! Feinde!
    Die Pfeile flogen durch die Luft, Brände loderten auf, Schreie antworteten in der Stadt. Die Hörner gellten, als die Schattenpferde mit donnernden Hufen über die Brücke preschten.
    Schatten gegen Schatten. Es gab nichts Schlimmeres als Kämpfer, die nicht starben. Kämpfer, die verwundet wurden und weiterkämpften, die Schmerzen litten und trotzdem weiterkämpften, die Brüder erkannten und Freunde und Verwandte– und noch immer weiterkämpften. Die Schlacht fand nicht irgendwo auf einem freien Feld statt, wo sich zwei Heere aneinander aufrieben, vielmehr verteilten sich die Kämpfenden rasch in den Straßen zwischen den Häusern. Zahlreiche Rebellen waren durch die Pforten gekommen. Die Brücke wurde verteidigt, wenn auch nur aus dem Ehrgefühl der Akinker heraus, denn sie besaß keinerlei Bedeutung mehr. Fledermäuse flatterten über den Dächern und Straßen, ihr feines Schwirren gellte überlaut in empfindlichen Ohren. Menschliche Krieger, kaum bekleidet, tauchten aus dem Rauch auf, verschossen ihre Pfeile und verschwanden wieder. Sie waren erschreckend schnell, aber Hanna erkannte sie an den Zöpfen.
    » Jaschbiner, oh verdammt!«, fluchte Kunun. » Wie können sie es wagen, Mattim zu unterstützen!«
    Sie erwartete, dass er sein Schwert zog und losstürmte, stattdessen lehnte er sich über die Brüstung der niedrigen Mauer und beobachtete interessiert, wie sich direkt unter ihm Soldaten und Rebellen gegenseitig in Stücke hackten.
    » Willst du denn nichts unternehmen?«, schrie Hanna.
    » Warum?« Lässig verschränkte er die Arme. » Was tut Mattim, das nicht die Zeit sonst für ihn erledigt hätte? Er bringt den Tod. Ich wusste es, meine Liebe, dass er der Schlimmste von allen ist, der Sensenmann persönlich mit dem geschliffenen Stahl in der Hand.« Er erwiderte ihren entsetzten Blick mit einem Lächeln. » So fallen wir ins Nichts«, flüsterte er. » Dorthin, wo wir zu Hause

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