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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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warten schon auf Euch!«
    » Ich wurde aufgehalten.« Ihre Hosen waren zerrissen, und irgendwo musste sie ihre Schuhe verloren haben, wie ihr erst jetzt auffiel. Hastig strich sie sich die Haare glatt. » Berichtet. Wie ist die Lage?«
    Aus eigener Kraft wäre Mirita nie aus dem Fluss herausgekommen. Der Wolf fand sie, zog sie am Kragen durch die Wellen und schleppte sie ans Ufer.
    » Geh weg«, stöhnte Mirita, nachdem sie das Wasser ausgehustet hatte.
    Natürlich gehorchte er ihr nicht. Dieser verdammte Wolf!
    » Du bist schuld.« Sie spuckte schmutziges Flusswasser aus.
    Ihr Mund hätte bluten sollen, aber es floss kein Blut. Die Schmerzen hätten so schlimm sein müssen, dass sie davon ohnmächtig wurde, dass sie schrie, bis sie heiser war, aber sie fühlte rein gar nichts– außer einer dumpfen, verzweifelten Resignation.
    » Du hast mich verwandelt, du dämliches Vieh. Bela!« Sie spie ihm seinen Namen vor die Füße. » Oder soll ich Prinz sagen? Prinz Bela? Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich längst tot. Nun kann ich nicht mehr sterben. Schau mich doch an, wie könnte ich so leben? So?«
    Er winselte leise, als er sich neben ihr ausstreckte, den Kopf auf die Vorderläufe gelegt. Seine Augen waren klüger, als sie sein sollten. Sie wollte keinen Trost, und sie hatte auch nicht um seinen Beistand gebeten. Sie wollte allein sein mit ihrem Elend. Aber er blieb und tat, als wäre er ihr Freund.
    » Ich war ziemlich hübsch, wenn ich das mal so sagen darf im Rückblick. Hoffentlich warst du nicht in mich verliebt– immerhin ist kaum noch etwas von mir übrig.«
    Bela blinzelte nicht einmal. Er schloss die Augen und rückte ein wenig näher.
    Mirita gab es auf, ihn zu vergraulen, und legte sich in ihrem Schlammbett zurecht. Kühles Wasser umspülte ihren verbliebenen Fuß. Über ihr nahm der grauschwarze Himmel ein fahles Schwefelgelb an, als die letzten leuchtenden Nebelwolken sich von der Oberfläche des Flusses lösten und nach oben stiegen.

32
    WALD VOR AKINK, MAGYRIA
    Die Fledermäuse landeten im Wald, auf der Lichtung, wo sich die Rebellen meist trafen. Hunderte von ihnen hatten das Netz getragen, in dem Mattim saß, andere hatten die Armbrüste und Schwerter der Jaschbiner transportiert. Wie eine Wolke fielen sie in das Rebellenlager ein und stutzten angesichts einer Sehenswürdigkeit, die auch für Mattim an diesem Ort neu war: Mitten auf der Lichtung stand eine Ampel. Obwohl es hier keinen Strom gab, leuchtete sie grün. Ein paar Schatten in Wächteruniformen bestaunten das seltsame Gebilde ebenfalls.
    » Was ist das?«, fragte einer und lauschte verwirrt den Erklärungen derjenigen, die schon mal in der anderen Welt gewesen waren.
    Etwas weiter weg stand ein großes, dunkles Zelt, wie ein eckiges Stück Finsternis, das jemand aus dem Wald oder einer besonders schlimmen, dichten Nacht herausgeschnitten hatte. Der König öffnete den Eingang und kam gebückt heraus.
    » Mein Sohn, du bist zurück!« Ohne die Miene zu verziehen, betrachtete er den riesigen Fledermausschwarm. » Ich dachte, wir sollten nach Adlern Ausschau halten?«
    Mattim zuckte die Achseln. » Auch Fledermäuse können brennende Lampen abwerfen. Außerdem sind die Jaschbiner hervorragende Bogenschützen.«
    Hinter einem Baum trat Mirontschek hervor, in Mattims dunkelblauen Mantel gehüllt. Für ihn wenigstens hatten die Fledermäuse vorgesorgt. Die Rebellen hoben sofort die Waffen, doch auf einen Wink von Mattim hin ließen sie den Fürsten durch. Respektvoll verneigte er sich vor dem Prinzen.
    » Wir haben ein kleines Problem, was die Kleidung angeht, daher habe ich meinen Leuten freigestellt, ob sie lieber in dieser Gestalt bleiben und mit Abwürfen von brennendem Material helfen wollen oder ob sie als Menschen kämpfen. Vielleicht wäre es möglich, uns wenigstens Lendenschurze zur Verfügung zu stellen?«
    Mattim konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. » Ein Haufen nackter Krieger wird die Schatten zumindest am Anfang ablenken, besonders die Kriegerinnen. Es wäre wirklich zu schade, diesen Effekt mit Lendenschurzen zu verderben.«
    » Mattim«, sagte Farank leise, » die Lage ist ernst. Wir sind im Krieg. Wir sind dabei, Akink zu vernichten!«
    » Daran brauchst du mich nicht zu erinnern.« Die Sorgenfalten auf der Stirn seines Vaters bewiesen, welche Last der alte König trug. Aber da war noch mehr… Wollte Mattim es überhaupt wissen? » Was ist noch?«, fragte er. » Ist etwas mit Mária? Hat sie die Verwandlung nicht

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