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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Wahrheit erzählen, aber Wikor hielt sie unerbittlich fest. Dabei musste sie den König doch ansehen, ihm in die Augen blicken, damit er merkte, dass sie nicht log! » Bitte, hört mich an! Ich kann Magyria retten!«
    » An deiner Stelle würde ich mir auch rasch eine Geschichte ausdenken«, meinte Mária abfällig.
    » So ist es nicht, ich…«
    Farank ließ sie nicht ausreden. » Wer im Angesicht des Todes Geheimnisse preisgibt, wird dadurch nicht gerade glaubwürdig.« Hatte sie ihn nicht schon einmal bis aufs Blut gehasst, weil er ihren Tod befahl?
    » Ihr wollt immer nur das Beste für das Licht, wie?« Ihre Stimme klang höhnisch und anklagend. » Zählt denn gar nicht, was ich für Elira getan habe? Zählt das nicht als Beweis dafür, dass ich meinen eigenen Kopf habe und meine eigenen Entscheidungen treffe? Kunun hat mir verboten, allein in den Wald zu gehen, aber hier bin ich, auf dem Weg zu Euch.«
    » Hören Sie ihr nicht zu«, mahnte Mária. » Sie ist eine falsche Schlange. Kunun hat sie geschickt, um genau das zu sagen, wetten? Um Sie abzulenken, während Sie den Angriff befehligen. Während wir uns mit ihr beschäftigen, stampft er unsere Truppen in Grund und Boden.«
    Mit wildem Kampfschrei sprang eine schwarzgekleidete Gestalt zwischen sie. Ein Tuch vor dem Gesicht verbarg alles, bis auf die Augen. Sie ging auf Wikor los, der die Gefangene zur Seite stieß, um sein Schwert zu ziehen. Hanna wartete keine Sekunde, sondern drehte sich um und rannte los.
    Sie lief wie der Wind, duckte sich immer wieder, wich Baumstämmen und Lianen aus. Der Kampf hinter ihr endete so unvermittelt, wie er begonnen hatte.
    » Haltet sie!«
    » Das muss einer von Kununs Schatten sein, ihm nach!«
    » Gleich hab ich sie!«
    Schreie und Rufe. Hanna versteckte sich unter einem Gebüsch und wartete, bis Wikor wie ein Wildschwein an ihr vorbeigepoltert war, dann lief sie weiter, mitten in die dunkle Gestalt, die plötzlich vor ihr auftauchte. Geistesgegenwärtig schluckte sie den Schrei in ihrer Kehle herunter.
    » Du gehörst nicht zu Kunun«, flüsterte sie.
    Schlanke Hände nahmen die Maske ab. Eine Frau. Blondes Haar stahl sich aus der Kapuze. » Ich bin Goran.«
    Goran. Eine vage Erinnerung übermannte Hanna. Kununs Haus, Goran an der Tür, Goran brachte sie nach oben in ihre Wohnung. Wie seltsam, es kam ihr vor, als wäre es damals schon ihre Wohnung gewesen! Wieder ein Bild, das nicht passte, das sie ratlos und wütend zurückließ.
    » Mattim hat uns aufgetragen, Akink zu verbrennen«, wisperte die Flusshüterin. » Wir haben bereits angefangen, um Kunun abzulenken, doch wenn Mattim mit dem Heer kommt, wird es ernst.«
    » Akink verbrennen?«, fragte Hanna entsetzt.
    » Magyria zerfällt, und dabei zerstört es Budapest. Aber wenn es tatsächlich ein Lichtkind gibt, darf Mattim das nicht tun! Du musst es verhindern, Hanna!«
    » Ich?« Vorher war sie nur erschrocken gewesen, jetzt war sie entsetzt.
    » Lass dir was einfallen. Ich muss jetzt zurück zu meinen Leuten.« Hastig entledigte sich Goran des dunklen Mantels.
    » Warum hilfst du mir? Hältst du mich denn nicht für eine Verräterin, so wie alle anderen?«
    » Ich kenne dich«, sagte Goran. » Mattim hat dich geliebt, das hätte er nie, wenn du zu so etwas wie Verrat fähig wärst.«
    » Jeder ist zu Verrat fähig«, widersprach Hanna. Dann fügte sie leise hinzu: » Attila ist das Lichtkind. Selbst wenn mir etwas geschieht– sorge dafür, dass Mattim ihn findet und nach Magyria bringt.«
    Goran nickte ernst. » Ich weiß, was dir dieser Junge früher bedeutet hat. Du würdest ihn nie ohne einen guten Grund ins Spiel bringen. Und der König hat sich schon öfter geirrt. Irgendwann wird dieser halsstarrige alte Narr das auch erkennen. Und jetzt lauf! Wir brauchen dich in Akink, wenn die Schlacht beginnt.«
    Als weitere Personen durchs Dickicht brachen, schob Goran das Kostüm unter eine Wurzel. » Beeile dich!«
    Hanna hörte nur noch, wie die junge Frau rief: » Verdammt, ich habe die Spur verloren!«, dann hetzte sie weiter auf den Fluss zu, den ein schwaches Nachleuchten zwischen den Bäumen ankündigte. Ein Stück weiter war schon die Brücke. Entgegen ihrer Befürchtung wurde dort nicht gekämpft. Aus der Stadt war Geschrei zu hören, die Hörner riefen, Brandgeruch wehte zu ihr herüber. Hanna nahm all ihren Mut zusammen, als sie ihre Deckung verließ, und rannte auf die Brücke zu.
    Ein Trupp Bewaffneter kam ihr auf halber Höhe entgegen. » Prinzessin, wir

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