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Der Traum des Schattens

Der Traum des Schattens

Titel: Der Traum des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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» Ich bin ein Prinz aus Magyria«, sagte er. » Mein Bruder ist der König. Zusammen haben wir unsere Heimat in Dunkelheit gestürzt, und Budapest, jedenfalls befürchte ich das, in Mitleidenschaft gezogen. Leider kann ich Kunun nicht zur Rede stellen. Was Bartók von mir verlangt, ist völlig unmöglich. Kunun hat Hanna, und solange sind mir die Hände gebunden.«
    Es war ihm egal, ob sie ihm glaubte oder ihn kurzerhand aus der Wohnung warf. Dass diese kleine, halbierte Familie ihn so warmherzig aufgenommen hatte, war ein unverdientes Geschenk, das Mónika jederzeit zurücknehmen konnte.
    » Kunun«, sagte sie leise. » Das ist doch der Name von Rékas früherem Freund?«
    Mattim sagte nichts dazu. Kein Mensch konnte so eine Geschichte glauben. Er dachte an seine allererste Begegnung mit Hanna. Warum hatte sie ihm so lange zugehört? Eingeschlossen in einen Fahrstuhl war ihr schließlich nichts anderes übriggeblieben. Außerdem hatte sie bereits den Verdacht gehabt, dass es Vampire gab, und hatte nach Beweisen gesucht. Jemand wie Mónika dagegen würde annehmen, dass er verrückt war oder scherzte.
    » Was ist mit Réka?«
    Er öffnete die Augen wieder. Mónika drückte das Kissen so fest an sich, dass sie es längst umgebracht hätte, wenn es gelebt hätte.
    » Was soll mit ihr sein?«
    » Was hat sie damit zu tun? Mit diesem… Magyria. Ist sie in Gefahr, weil sie Kunun kennt?«
    » Wenigstens ist sie nicht mehr seine Freundin«, sagte Mattim. » Er hat sie nur benutzt, weil sie in eine verrückte Prophezeiung gepasst hat. Jetzt hat er Hanna in seiner Gewalt. Réka sollte dankbar sein, dass sie aus der Sache raus ist.«
    Es war befreiend, so offen zu sprechen. Mónika wirkte erschrocken, schien aber nicht gleich einen Arzt rufen zu wollen. Die Polizei war ja schon hier gewesen. Vielleicht neigte sie deshalb dazu, ihm zu glauben. Sie kannte Bartók; er war auf der Bildfläche erschienen, als Attila vor ungefähr einem Jahr von Atschorek entführt worden war, um Hanna dazu zu zwingen, die Verteidigungslinie von Akink zu durchbrechen.
    Wir alle haben die Dunkelheit über Magyria gebracht, dachte Mattim. Aber keiner von uns freiwillig. Wozu will Kunun uns jetzt wohl bringen?
    » Vampire treiben hier ihr Unwesen«, sagte Mónika. Überrascht öffnete er die Augen und begegnete ihrem forschenden Blick. » Bist du einer von ihnen?«
    » Nein«, antwortete Mattim. » Ich war mal einer.«
    » Wer noch? Réka? Hanna? Dieser Kunun?«
    Hanna nicht, wollte er einwenden, dann fiel ihm die Wahrheit wieder ein. » Ja«, sagte er, und der Schmerz darüber, dass Hanna nun ein Teil der Finsternis Magyrias war, verbrannte ihn innerlich.
    Mónika schluckte. Ihre Fingerknöchel wurden weiß, während sie das Kissen erwürgte. » Wer noch? Jemand, den ich kenne?«
    » Ich weiß nicht. Es werden immer mehr.«
    Sie löste ihre verkrampfte Hand und streckte sie vor. » Ich habe hier eine kleine Wunde. Bin ich gebissen worden? Werde ich jetzt auch eine von ihnen?«
    » Die Schatten verwandeln nicht, sie rauben nur das Gedächtnis, jedenfalls den Menschen dieser Welt. Man braucht einen Schattenwolf, um jemanden zu einem Vampir zu machen. Zum Glück kann man die nicht herbringen. Menschen werden allerdings extra zu diesem Zweck nach Magyria gebracht, um sie zu verwandeln. Geh nie mit einem Fremden mit, Mónika. Du musst dich sogar vor deiner eigenen Tochter hüten.«
    » Was ist mit Attila?«
    » Auf den müssen wir besonders gut achtgeben. Kinder sind sehr verlockend für die Schatten.«
    » Schatten«, flüsterte sie. » Ich habe einmal einen Wolf im Garten gesehen und dachte, ich hätte zu viel getrunken.«
    » Wir sollten jetzt schlafen gehen«, sagte er. » Die Schatten werden nicht müde, wir dagegen schon. Und ich habe morgen etwas Wichtiges vor. Bevor ich Kunun fragen kann, was hier vor sich geht, würde ich gerne seine Geisel aus der Schusslinie bringen.«
    Der Wolf baute sich vor ihr auf und starrte sie durchdringend an. Hanna, die es sich auf einem gepolsterten Sessel gemütlich gemacht hatte, um ein bisschen zu lesen, stutzte.
    » Hey«, sagte sie freundlich, » wer bist du denn?«
    Er kam ihr vor wie ein Hund, der um Futter und Aufmerksamkeit bettelte. Aber es handelte sich unzweifelhaft um einen Wolf, grau und struppig. Fordernd richtete er seine gelben Augen auf sie.
    Hanna seufzte und legte das Buch weg. » Na gut. Was willst du?«
    Da war er auch schon an der Tür und wandte den Kopf nach ihr um.
    » Ich soll

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