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Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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nach am nützlichsten waren; eine andere Karte zeigte die Fortschritte der Rekrutierung an.
    Erst als Gawyn dort stand und den modrigen Geruch von altem Papier und brennenden Kerzen roch, wurde ihm die Realität des bevorstehenden Krieges bewusst. Er würde bald da sein. Der Drache würde die Siegel am Kerker des Dunklen Königs brechen. Der Ort, an dem er Egwene treffen wollte, das Feld von Merrilor, war auf der Karte in hellem Rot markiert. Es lag im Norden, an der Grenze von Schienar.
    Der Dunkle König. Losgelassen auf die Welt. Beim Licht! Es machte Gawyns Probleme unbedeutend.
    Bryne beendete seinen Brief, streute Sand auf das Blatt, faltete es zusammen und griff nach Wachs und Siegel. »Es ist etwas spät für einen Besuch, mein Sohn.«
    »Ich weiß, aber ich dachte mir, dass Ihr vielleicht noch auf seid.«
    »Das bin ich auch.« Bryne tropfte Wachs auf den Brief. »Was braucht Ihr?«
    »Einen Rat«, erwiderte Gawyn und setzte sich auf einen Hocker.
    »Falls es nicht darum geht, wie man eine Gruppe Männer in vier Abteilungen aufteilt oder einen Hügel befestigt, werdet Ihr meinen Rat wenig aufschlussreich finden. Aber worüber wollt Ihr sprechen?«
    »Egwene hat mir verboten, sie zu beschützen.«
    »Ich bin sicher, die Amyrlin hat ihre Gründe«, sagte Bryne und versiegelte seelenruhig den Brief.
    »Es sind dumme Gründe«, sagte Gawyn. »Sie hat keinen Behüter, und es ist ein Mörder in der Burg.« Einer der Verlorenen.
    »Beides ist wahr. Aber was hat das mit Euch zu tun?«
    »Sie braucht meinen Schutz.«
    »Hat sie um Schutz gebeten?«
    »Nein.«
    »In der Tat. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie Euch auch nicht gebeten, sie in die Weiße Burg zu begleiten, und sie hat Euch auch nicht gebeten, ihr hinterherzulaufen wie ein Hund, der seinen Herrn verlor.«
    »Aber sie braucht mich!«
    »Interessant. Als Ihr das letzte Mal dieser Ansicht wart, habt Ihr - zusammen mit meiner Hilfe - ihre wochenlange Arbeit zunichtegemacht, die Weiße Burg wieder zu vereinen. Manchmal wird Eure Hilfe einfach nicht gebraucht, mein Sohn. Ganz egal, wie freigebig sie angeboten wird oder wie dringend erforderlich diese Hilfe erscheinen mag.«
    Gawyn verschränkte die Arme. Er konnte sich nicht gegen die Wand lehnen, da er die Karte der Obstplantagen in der Umgebung nicht in Unordnung bringen wollte. Aus irgendeinem Grund war ein Dorf in der Nähe des Drachenbergs viermal eingekreist. »Also lautet Euer Rat, sie ohne Schutz zu lassen, bis sie vielleicht ein Messer in den Rücken bekommt.«
    »Ich gab keinen Rat«, sagte Bryne und blätterte in ein paar Berichten auf seinem Schreibtisch herum, das Gesicht von dem flackernden Kerzenschein erhellt. »Das war lediglich eine Feststellung, obwohl ich es bemerkenswert finde, dass Ihr zu dem Schluss kommt, Ihr solltet sie in Ruhe lassen.«
    »Ich … Bryne, ihre Handlungen ergeben keinen Sinn!«
    Brynes Mundwinkel hoben sich zu einem trockenen Lächeln. Er senkte die Papiere und wandte sich Gawyn zu. »Ich habe Euch doch gewarnt, dass mein Rat nicht viel taugt. Ich bin mir nicht sicher, ob es Antworten gibt, die Euch gefallen werden. Aber lasst mich Folgendes fragen: Was wollt Ihr, Gawyn Trakand?«
    »Egwene«, sagte er, ohne nachzudenken. »Ich will ihr Behüter sein.«
    »Nun, was denn davon?«
    Gawyn runzelte die Stirn.
    »Wollt Ihr Egwene, oder wollt Ihr ihr Behüter sein?«
    »Natürlich ihr Behüter sein. Und … und, nun, sie heiraten. Ich liebe sie, Bryne.«
    » Mir kommt es so vor, als wären das zwei sehr verschiedene Dinge. Ähnlich, aber doch voneinander getrennt. Aber abgesehen von Egwene, was wollt Ihr?«
    »Nichts«, sagte Gawyn. »Sie ist alles.«
    »Nun, da liegt Euer Problem.«
    »Wieso ist das ein Problem? Ich liebe sie.«
    »Das sagtet Ihr bereits.« Bryne betrachtete Gawyn, den einen Arm auf dem Tisch, den anderen auf seinem Oberschenkel. Gawyn widerstand dem Drang, sich unter diesem Blick zu winden. »Ihr seid schon immer leidenschaftlich gewesen, Gawyn. Genau wie Eure Mutter und Eure Schwester. Impulsiv, aber nie so berechnend wie Euer Bruder.«
    »Galad ist nicht berechnend«, sagte Gawyn. »Er handelt einfach.«
    »Nein. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt - Galad mag nicht berechnend sein, aber er ist auch nicht impulsiv. Impulsiv zu sein bedeutet, einfach zu handeln, ohne vorher nachzudenken. Galad hat über alles viel nachgedacht. Auf diese Weise hat er seine Überzeugungen entwickelt. Er kann schnell und entschieden handeln, weil er bereits

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