Der Traum des Wolfs
vorausgesetzt natürlich, Mat besorgt uns ein Wegetor.«
»Das werde ich.«
»Ich konnte niemanden aufspüren, der ihn betreten hat«, fuhr Noal fort.
»Manche behaupten, er sei von Geistern heimgesucht.« Thom nahm einen geräuschvollen Schluck aus seinem Becher. »Andere wiederum sagen, er sei ein Relikt aus dem Zeitalter der Legenden. Die Wände sollen aus glattem Stahl sein, ohne jede Öffnung. Ich habe den jüngsten Sohn einer Kapitänswitwe gefunden, der die Geschichte über jemanden kannte, der im Turm einen großen Schatz fand. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie der Junge dort hineinkam.«
»Wir wissen, wie wir hineinkommen«, behauptete Mat.
»Olvers Geschichte?« Noal verbarg seine Skepsis nicht.
»Es ist die Beste, die wir haben«, sagte Mat. »Das Spiel und der Reim drehen sich beide um Aelfinn und Eelfinn. Einst wussten die Menschen über sie Bescheid. Diese verfluchten Türrahmen sind der Beweis dafür. Also hinterließen sie das Spiel und den Reim als Warnung.«
»Das Spiel kann nicht gewonnen werden, Mat«, sagte Noal nachdenklich.
»Das ist sein Sinn. Man muss betrügen.«
»Aber vielleicht sollten wir es mit einem Handel versuchen«, sagte Thom und spielte mit der gewachsten Schnurrbartspitze. »Sie geben einem Antworten auf seine Fragen.«
»Die verflucht frustrierend sind«, erwiderte Mat. Er hatte Thom und Noal nichts über seine Fragen erzählen wollen - und hatte es noch immer nicht getan.
»Aber sie antworten«, sagte Thom. »Es klingt, als hätten sie eine Art Abmachung mit den Aes Sedai. Wenn wir wüssten, was die Schlangen und Füchse von den Aes Sedai begehren - also aus welchem Grund sie zu einem Abkommen bereit waren -, dann könnten wir ihnen das vielleicht im Austausch für Moiraine geben.«
»Falls sie noch lebt«, sagte Noal grimmig.
»Das tut sie«, sagte Thom und starrte ins Leere. »Möge das Licht dafür sorgen. Sie muss am Leben sein.«
»Wir wissen, was sie wollen.« Mat schaute in die Flammen.
Noal sah ihn fragend an.
»Uns«, erwiderte Mat. »Seht mal, sie wissen, was passieren wird. Falls dieser Brief recht hat, dann haben sie das bei mir gemacht und auch bei Moiraine. Sie wussten, dass sie dir einen Brief hinterlassen würde, Thom. Sie wussten es. Und sie haben trotzdem ihre Fragen beantwortet.«
»Vielleicht mussten sie das ja.«
»Ja, aber sie müssen keine klaren Antworten geben. Bei mir taten sie es jedenfalls nicht. Sie antworteten in dem Wissen, dass Moiraine zu ihnen zurückkehren würde. Wie sie mir alles in dem Wissen gaben, dass auch ich wieder angelockt werden würde. Sie wollen mich. Sie wollen uns.«
»Das weißt du nicht mit Sicherheit.« Thom stellte den Becher zwischen den Füßen auf den Boden und zog seine Pfeife hervor. Rechts von Mat jubelten Männer beim Würfelspiel. »Sie können Fragen beantworten, aber das heißt noch lange nicht, dass sie alles wissen. Es könnte wie bei den Vorhersagen der Aes Sedai sein.«
Mat schüttelte den Kopf. Die Kreaturen hatten Erinnerungen in seinen Kopf gepflanzt. Seiner Ansicht nach handelte sich um die Erinnerungen von Leuten, die mit dem Turm in Berührung gekommen waren oder ihn betreten hatten. Die Aelfinn und die Eelfinn besaßen diese Erinnerungen, und vermutlich besaßen sie verflucht noch mal seine auch. Konnten sie ihn beobachten, durch seine Augen sehen?
Wieder sehnte er sich nach seinem Medaillon, auch wenn es nichts gegen sie ausrichten würde. Sie waren keine Aes Sedai, sie benutzten nicht die Macht. »Sie wissen Dinge, Thom«, sagte er. » Sie beobachten. Wir werden sie nicht überraschen können.«
»Macht es schwer, sie zu besiegen«, meinte Thom, entzündete einen Zweig im Feuer und brachte damit seine Pfeife zum brennen. »Wir können nicht gewinnen.«
»Es sei denn, wir brechen die Regeln«, wiederholte Mat.
»Aber sie werden wissen, was wir tun, falls du recht hast. Also sollten wir mit ihnen verhandeln.«
»Und was hat Moiraine gesagt, Thom?«, fragte Mat. »In diesem Brief, den du jeden Abend liest.«
Thom paffte seine Pfeife und griff unwillkürlich nach der Brusttasche, wo er den Brief aufbewahrte. » Sie sagt, wir sollen uns daran erinnern, was wir über das Spiel wissen.«
»Sie weiß, dass man nicht gewinnen kann, wenn man mit ihnen zu tun hat«, sagte Mat. »Kein Verhandeln, Thom, kein Austausch. Wir gehen kämpfend hinein und gehen nicht wieder, bevor wir sie haben.«
Thom zögerte einen Augenblick lang, dann nickte er. Seiner Pfeife entstiegen
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