Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum des Wolfs

Der Traum des Wolfs

Titel: Der Traum des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
regte sich augenblicklich Unbehagen.
    »Heute Morgen gab es einen weiteren Todesfall«, sagte er ruhig und kam auf sie zu.
    »Genau genommen war das vergangene Nacht«, erwiderte Egwene.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sprudelte es aus Gawyn heraus.
    Egwene und Silviana wechselten einen Blick. »Also gut«, sagte Egwene und rauschte zurück in ihr Arbeitszimmer.
    Gawyn folgte ihr, ohne die Behüterin eines Blickes zu würdigen. Das Arbeitszimmer der Amyrlin gehörte zu den prächtigsten Räumen in der Burg. Die Wände waren mit hellem Holz voller phantasiereicher, wunderbar detaillierter Szenen getäfelt. Der Kamin bestand aus Marmor, der Boden aus dunkelroten, in Diamantform geschnittenen Steinfliesen. Egwenes großer, mit Schnitzereien verzierter Schreibtisch war mit zwei Lampen ausgestattet. Sie hatten die Form zweier Frauen, die ihre Arme in die Luft hoben und aus deren zusammengelegten Händen Flammen brannten.
    An der einen Wand standen Regale mit Büchern, die allem Anschein nach Farbe und Größe sortiert waren statt nach Inhalt. Sie sollten das Arbeitszimmer der Amyrlin weniger nüchtern erscheinen lassen, bis Egwene ihre eigene Wahl getroffen hatte.
    »Was gibt es denn so Dringendes zu besprechen?«, sagte Egwene und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. »Die Morde«, sagte Gawyn. »Was ist damit?«
    Gawyn schloss die Tür. »Verflucht, Egwene. Musst du mir jedes Mal die Amyrlin präsentieren, wenn wir miteinander sprechen? Darf ich wenigstens nicht einmal Egwene sehen?«
    »Ich zeige dir die Amyrlin«, erwiderte Egwene, »weil du dich weigerst, sie zu akzeptieren. Sobald du das tust, können wir das vielleicht hinter uns lassen.«
    »Beim Licht! Du hast gelernt, wie sie zu sprechen.«
    »Weil ich eine von ihnen bin !«, sagte sie. »Die Wahl deiner Worte verrät dich. Die Amyrlin kann nicht die Hilfe jener akzeptieren, die sich weigern, ihre Autorität anzuerkennen.«
    »Ich akzeptiere dich«, sagte Gawyn. »Das tue ich wirklich, Egwene. Aber ist es nicht wichtig, Menschen zu haben, die dich um deinetwillen akzeptieren und nicht allein wegen des Titels?«
    »Solange sie wissen, dass es einen Platz für Gehorsam gibt.« Ihre Miene wurde weicher. »Du bist noch nicht bereit, Gawyn. Es tut mir leid.«
    Er biss die Zähne zusammen. Jetzt keine Überreaktion, sagte er sich. »Also gut. Dann also diese Attentate. Uns ist klar geworden, dass keine der getöteten Frauen einen Behüter hatte.«
    Egwene runzelte die Stirn.
    »Wir bereiten uns auf die Letzte Schlacht vor. Trotzdem gibt es Schwestern ohne Behüter. Viele Schwestern. Einige hatten einen, nahmen aber nach seinem Tod keinen neuen an. Andere wollten nie einen haben. Ich glaube nicht, dass du dir das leisten kannst.«
    »Was soll ich also deiner Meinung nach tun?« Sie verschränkte die Arme. »Den Frauen befehlen, sich einen Behüter zu nehmen?«
    »Ja.«
    Sie lachte. »Gawyn, diese Art Macht hat die Amyrlin nicht.«
    »Dann sorg dafür, dass es der Saal tut.«
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst. Die Wahl eines Behüters ist eine sehr persönliche und intime Entscheidung. Keine Frau sollte dazu gezwungen werden.«
    »Nun«, erwiderte Gawyn, der sich nicht einschüchtern lassen wollte, »die Entscheidung in den Krieg zu ziehen ist ebenfalls sehr ›persönlich‹ und ›intim‹, doch im ganzen Land ruft man Männer dazu auf. Manchmal sind Gefühle nicht so wichtig wie das Überleben.
    Behüter erhalten Schwestern am Leben, und jede Aes Sedai wird bald von entscheidender Bedeutung sein. Es wird zahllose Legionen von Trollocs geben. Jede Schwester auf dem Schlachtfeld wird wertvoller als hundert Soldaten sein, und jede heilende Schwester wird Dutzende von Leben retten. Die Aes Sedai sind ein Guthaben, das der Menschheit gehört. Du kannst es dir nicht leisten, sie ohne Schutz zu lassen.«
    Egwene lehnte sich zurück, vielleicht durch die Leidenschaft seiner Worte. Dann nickte sie unerwarteterweise. »Vielleicht… liegt Weisheit in diesen Worten, Gawyn.«
    »Setze es im Saal auf die Tagesordnung. Im Grunde ist es selbstsüchtig, wenn sich eine Schwester nicht mit einem Behüter verbindet. Dieser Bund macht einen Mann zu einem besseren Soldaten, und wir brauchen jeden Vorteil, der sich uns bietet. Und es wird auch helfen, diese Morde zu verhindern.«
    »Ich will sehen, was sich machen lässt.«
    »Könntest du mir Einsicht in die Berichte der Schwestern gewähren?«, fragte Gawyn. »Die über die Morde, meine ich.«
    »Gawyn«, erwiderte sie. »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher