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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Augusto Cury
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nicht. Einige Messebesucher, die den Meister als den in der Presse beschriebenen Unruhestifter erkannt hatten, näherten sich. Polemisch, wie er war, stellte er ihnen nun provozierende Fragen: »Jedes Kind, und sei es noch so vernachlässigt, hat ein komplexeres Gehirn als alle Computer auf der Welt zusammen. Aber wo wird mehr Forschung und Geld investiert, in die Kinder oder die Maschinen?«
    Ein Wissenschaftler, der nur halb zugehört hatte, unterbrach den Meister: »Sie haben ja keine Ahnung von künstlicher Intelligenz! In wenigen Jahren werden die Computer das menschliche Denkvermögen haushoch überflügeln! Sie werden programmiert sein wie das menschliche Gehirn, aber mit dem Vorteil eines größeren Gedächtnisses. Sie werden fantastische Fähigkeiten haben! Warten Sie es ab!«
    Der Meister stellte sich der Herausforderung: »Einspruch! Computer sind für immer zum Schlaf der Bewusstlosigkeit verdammt. Sie tragen keine Konflikte aus und fragen nicht nach ihrem Ursprung und ihrem Ende. Sie können weder Philosophie noch Religion hervorbringen und werden immer Sklaven ihrer Programmierung sein.«
    Ich dachte: »Woher hat der Meister dieses Wissen und wie schafft er es, bei kontroversen Themen eine derartige Sicherheit an den Tag zu legen?«
    Einige der Computeringenieure und Programmierer, die ihn hörten, fragten nun ein wenig befangen: »Ob die künstliche Intelligenz wirklich niemals wissen wird, dass es sie gibt?«
    Der Meister fuhr fort: »Unsere Konflikte sind Zeichen unserer Komplexität. Auch wenn wir nicht glücklich über sie sein können, so sollten wir in ihnen doch die Frucht unserer geistigen Größe bewundern.«
    Ich schaute unsere Crew an und hatte den Eindruck, dass meine Weggenossen schon länger nicht mehr folgen konnten. Insbesondere Bartholomäus schien völlig verloren, aber ich verkniff mir jede Bemerkung. Da flüsterte er mir zu: »Super-Ego, ich war schon immer ein wunderbar komplexer Mensch, aber du bist unerträglich brav und langweilig!«
    Unser Honigschnauze hatte es mal wieder geschafft, mir in einer Situation auf die Füße zu treten, in der ich mich nicht wehren konnte, ohne anschließend erst recht der Dumme zu sein. Ich hatte nicht übel Lust, ihn mit meiner Bildung zu erschlagen, musste mich aber nun in dem üben, was mir völlig abging: Geduld. Obwohl ich nie religiös gewesen war, sandte ich ein Stoßgebet gen Himmel: »Lieber Gott, schenk mir Langmut, damit ich mich im Zaum halten kann!«
    Nachdem er den Technikoptimismus kritisiert hatte, richtete der Meister seine Geschütze nun gegen das Internet: »Das System hat Internet und Handys hervorgebracht und damit den Zugang zu Kommunikation und Information in nie da gewesenem Maße revolutioniert. Die Leute können inzwischen besser mit der Technik als mit ihren Mitmenschen umgehen. Es ist zwar meist noch tolerabel, sich nicht mit seinen Nächsten auseinanderzusetzen, aber absolut unerträglich, sich nicht mit sich selbst auseinanderzusetzen.«
    Jetzt verstand ich, warum der Meister sich isolierte. Bisher hatte ich es äußerst seltsam gefunden, wenn ich ihn in Selbstgespräche versunken sah. Für mich war sein Verhalten ein Symptom von Geisteskrankheit gewesen, doch nun stellte er diese Vorstellung auf den Kopf und betrachtete Selbstgespräche als Ausdruck geistiger Gesundheit. Aus dieser Perspektive war ich, der ich bisher nie Selbstgespräche geführt hatte, behandlungsbedürftiger als mancher Psychotiker; wohl nicht von ungefähr war ich kurz davor gewesen, mich aufzugeben.
    Immer mehr Menschen versammelten sich, sodass der Meister seine Stimme erheben musste. Die Leute, die auf die Messe geströmt waren, um die allerneuesten technischen Innovationen zu bewundern, erfuhren stattdessen das Allerneueste über den Rechner in ihrem Gehirn. Um noch helleres Licht in das Dunkel ihrer Gedanken zu bringen, sagte der Meister:
    »Millionen von Menschen sind sich selbst noch nie begegnet. In ihrem Grab wird später ein Fremder liegen, der nie sein wahres Zuhause gefunden hat.«
    Die Leute meditierten über diese Worte, als wären sie ein Gebet. Da meldete sich unser Freund Honigschnauze zu Wort. Er hätte lieber den Mund halten sollen, um die Konzentration nicht zu stören. Da er aber seine Zunge noch weniger im Zaum halten konnte als seine Trunksucht, sagte er: »Chef, ich glaube ja, wir sind noch mehr am Arsch als diese Typen hier!«
    »Warum, Bartholomäus?«, fragte der Meister geduldig.
    Honigschnauze war wirklich ein Meister

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