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Der Traumkicker - Roman

Der Traumkicker - Roman

Titel: Der Traumkicker - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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mit der Schulter an und machte mit seinen Kunststückchen weiter.
    »Zu viel der Ruhe für meinen Geschmack«, flüsterte Pe Uno Gallardo, als die Kinolautsprecher eben verstummten und die Türen geschlossen wurden.
    Unser Lichtspielhaus war ein eher schmuckloses, geradezu karges Gebäude. Eine einfache Wellblech-Baracke mit Satteldach, einer zweiflügligen Eingangstür, einem kleinen Foyer und vier Türen an den Seiten; darin jede Menge Löcher, durch die sich die ärmsten Kinder der Siedlung die Filme anschauten. Im hinteren Teil des Vorführraums gab es Sperrsitze, das waren die Logenplätze, ab der Mitte nach vorn lange Holzbänke für das Galeriepublikum. Wie alle Kinos in der Wüste war auch unseres der Ort für das verliebte Stelldichein und den amourösen Seitensprung. In seinem dunklen, vom Flackern des Films nur spärlich beleuchteten Bauch entspannen sich Tag für Tag (in der Matinee, der Vorabend- und Spätvorstellung) köstliche Geschichten voller Liebe und Verrat, die von den Platzanweisern, den Türstehern und selbst vom Filmvorführer hinterher in den aufgekratzten Runden an der Straßenecke brühwarm und mit viel Sinn fürs Detail weitererzählt wurden.
    Als die Busse nach María Elena abgefahren waren, kroch die Nacht bereits am Wüstenhimmel empor, und die vier Elektriker der Siedlung kamen mit ihren Hakenund entzündeten die ersten Straßenlaternen. Der Traumkicker, der den Auftritt der Rothaarigen augenscheinlich stoisch zur Kenntnis genommen hatte, klemmte sich, sobald Don Agapito Sánchez das Training für beendet erklärte, seinen Ball unter den Arm und wandte sich dem Kino zu; ohne ein Wort zu irgendwem und ohne auch nur das Trikot der Mannschaft zurückzugeben.
    Der Film, der an dem Abend lief, hieß Wenn man mich morgen töten soll , mit Pedro Infante und Sofía Álvarez in den Hauptrollen. Drinnen verfolgten wir gerade gebannt eine sehr romantische Szene zwischen den beiden jungen Protagonisten, als ein jähes Krachen uns den Atem verschlug und uns ruppig aus der Welt der Illusionen riss. Erst dachten wir an einen Stolleneinsturz. Aber nein. Jemand hatte mit einem Stoß den Riegel an einer der Seitentüren aufgesprengt, lief jetzt im Halbdunkel wie von Sinnen den Mittelgang entlang und blickte nach rechts und links, als suchte er jemand.
    Als der ruckelnde Villagra endlich den Film anhielt und das Licht einschaltete, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte, erkannten wir in dem Störenfried unseren Ballkünstler.
    Er steckte im Trikot der Siedlungself und suchte (wir wussten es alle sofort, schließlich hatten wir sie mit California hereinkommen sehen) seine rothaarige Reisegefährtin. Als er sie in der vierten Logenreihe links entdeckte, packte er sie wortlos am Schlafittchen, wehrte mit einer rüden Handbewegung den zaghaften Interventionsversuch des Schnulzensängers ab und zerrte sie nach draußen.
    Inzwischen war es dunkel geworden.
    Gefolgt von einigen Schaulustigen, schob unser Mann die Rothaarige am Arm die Geschäftsstraße hinunter, auf der um diese Zeit einiger Trubel herrschte und sich viele Passanten heiter dem Tross der Komparsen anschlossen.
    Solange er auf sie einschimpfte und sich alle Mühe gab, nicht übermäßig laut zu werden, kaute sie nur verächtlich auf ihrem rosa Kaugummi und ließ ihm die Blasen ins Gesicht platzen. Als er sie jedoch vor dem Eckladen vom Viehtreiber Espejo (der wie immer vor der Tür saß und mit seinem Freund, dem Kanaren Reyes, plauderte) schließlich anschrie, was ihr einfalle, sie hätte ja nicht bloß eine ganze Nacht und den gesamten Tag im Bett von diesem billigen Zuhälter verbracht, nein, jetzt spaziere sie auch noch Hand in Hand mit dem durch die Straßen, da fuhr sie im Gehen herum, schob ihr Gesicht eine Handbreit vor seins und schrie zurück, alle Achtung, das sage ja genau der Richtige, ob der Herr schon vergessen habe, dass er damit angefangen hatte und mit der erstbesten Minirockschlampe in die Kiste gestiegen war, bloß weil die einmal mit ihrem Hintern gewackelt hatte.
    Auf der Höhe des Geschäfts von Don Lucho Donoso (der ernst und grüblerisch wie immer hinter seinem Tresen stand und sich kaum herabließ, den Hals ein wenig zu recken, um zu sehen, was draußen vorging) gab der Traumkicker zurück, das könne man nicht vergleichen, er sei betrunken gewesen und sie stocknüchtern; und außerdem sei er nicht dreist mit der anderen durch die Straßen spaziert.
    Sie hatten der Geschäft vom Indio Moisés (wie immer nach

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