Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Emilia durch den Kopf. Konnte das wirklich nur an ihr liegen? Oder hatte er tatsächlich was genommen? Warum war Emilia nur so misstrauisch heute? Immerzu schlich sich ein kritischer Gedanke ein und versuchte, alles madig zu machen. Konnte sie ihr Glück einfach nicht fassen? Erik schnipste mit dem Finger vor Emilias Gesicht.
„Du wirkst so nachdenklich, Prinzessin. Dabei möchte ich mit dir einfach nur italienischen Wein trinken, bis wir auf eine rosa Wolke davon schweben!“
Emilia nahm einfach seine Hand und rief: „Das werden wir!“ Sie gab ihm einen schmatzenden Kuss auf den Mund. Erik zuckte zurück. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, dass auch Emilia Initiative ergreifen konnte. Emilia fühlte sich augenblicklich besser.
Die Pizza war die beste, die Emilia je gegessen hatte. Der Wein ließ sie schweben, ohne den Kopf schwer zu machen. Ein Geiger kam an ihren Tisch und spielte Emilias Lieblings-Nocturne von Chopin. Sie fütterten sich gegenseitig mit Tiramisu. Sie tanzten sogar zu der Geige bei Mondschein. Und es war nicht nur ein kleiner gelber, unvollständiger Mond, der an diesem Abend am Himmel hing, sondern ein großer, kreisrunder aus einem warmen Orange. Es war romantischer als jede Filmszene, die Emilia je gesehen hatte. Erik flüsterte ihr beim Tanzen ein Gedicht von Rilke ins Ohr. Ein Mann, der Gedichte auswendig wusste. Sowas gab es also wirklich! Oder vielleicht auch nicht, vielleicht war das alles nur ein Traum. Eng umschlungen spazierten sie im Dunkeln am Wasser entlang. Sie sahen sogar Glühwürmchen. Heut würde es passieren. Heut würde Emilia sich nach elf Jahren Ehe einem anderen Mann hingeben. Bestimmt hatte sich Erik längst etwas ausgedacht. Vielleicht kannte er eine einsame Parkbank am See.
Er kannte eine. Sie setzten sich hin. Sie küssten und streichelten sich. Doch immer, wenn Emilia zu forsch wurde, hielt er sie sanft zurück. Dann zog er sie wieder mit sich fort und sie gingen zum Auto zurück.
„Wie ist das? Darf ich dich ab jetzt auch auf dem Ikea-Gelände bei Tageslicht küssen?“
Emilia wusste, dass die Frage irgendwie zu realistisch war für die Situation. Aber es beschäftigte sie. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn das ganze Personal wüsste, dass sie innerhalb einer Woche mit Erik zusammen gekommen war. Sollten es wirklich alle sofort erfahren? Gerade Erik als Chef musste doch eine Meinung dazu haben. Sie musste einfach fragen. Aber Erik wich aus.
„Liebste! Ich bin nicht in der Lage, in diesem Moment Worte zu erfassen, die Buchstaben wie I-K-E oder A enthalten. Ich finde den Sinn nicht. Ich sehe in deine Augen und denke an die Ewigkeit … und nicht an Morgen oder Übermorgen.“ Er küsste sie. Sie musste lachen. Wahrscheinlich hatte er recht. Emilia musste ihre Nüchternheit und ihre Vernunft ablegen. Sonst würde Erik sich mit einer Frau, die in ihrer Ehe fast vertrocknet war und deshalb nur noch über farblose Dinge reden konnte, schnell langweilen.
Sie stiegen ins Auto und fuhren los. Erik hielt Emilias Hand mit seiner Rechten und lenkte mit der Linken. Das wirkte routiniert, stellte Emilia enttäuscht fest. Aber was bildete sie sich auch ein: Dass sie seine erste war? Natürlich war sie das nicht. Sie schwiegen. Wo würden sie hinfahren? Emilia kannte die Straßen nicht. Sie war selten in den Westbezirken der Stadt. Berlin war einfach zu riesig. Wo wohnte Erik? Bestimmt irgendwo in Schöneberg. Oder in Mitte. Aber sie fuhren immer weiter hoch in den Norden. Reinickendorf würde auch passen. Dort gab es schicke Häuser, von denen seine Familie vielleicht eins besaß. Vielleicht hatte er aber auch schon wieder eine Idee, auf die Emilia einfach nicht kam. Dann waren die Straßen plötzlich bekannt. Sie fanden sich in Pankow wieder und kurze Zeit später vor ihrem Haus. Wollte er etwa heute mit hoch? Aber das entsprach ganz und gar nicht seinem Sinn für Romantik.
Natürlich wollte er das nicht. Erik wollte nichts weiter als Emilia nach Hause bringen. Emilia war tief enttäuscht, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn sie Eriks Verhalten nicht verstand. War sie etwa zu ungeduldig, zu ausgehungert, zu doll verliebt? Erik nahm Emilias Gesicht sanft zwischen seine beiden großen warmen Hände, wie beim letzten Mal im Taxi.
„Meine Schöne. Das war ein wundervoller Abend mit dir“, flüsterte er.
Eigentlich wollte Emilia das zuerst sagen, aber ihre Enttäuschung hatte sie zu lange zögern lassen und er hatte es mit
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