Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Spielplätze.
Der Hausmeister war ein alter Mann mit blauer Hose, weißem Hemd mit Feinrippmuster und einem karierten Flanellhemd darüber.
„Früher, früher gab es hier noch keine Bäume. Aber Warmwasser eben und Zentralheizung. Kein Vergleich zu den dunklen Altbauten mit den Kachelöfen. Wir sind sofort hier rausgezogen. Paar Jahre, dacht ick, dann wird’s hier schön. Und sehn’se. Sehn’se raus ausm Fenster, schön grün allet und ruhig.“
Emilia hatte raus gesehen. Die erste Wohnung in der zweiten Etage hatte sie trotzdem nicht überzeugt. Aber jetzt standen sie in einer Wohnung mit 2,5 Zimmern in der fünften Etage. Das Linoleum war hässlich, aber ansonsten war alles weiß renoviert. Es gab bereits eine kleine Einbauküche, die zwar nicht mehr das neuste Modell war, die man aber nur noch einräumen brauchte. Das Bad hatte ein Fenster und der Balkon war riesig, vielleicht sechs Meter lang. Wirklich kein Vergleich mit dem jetzigen Balkon, der nur zwei qm hatte und zur Straße hinaus ging, so dass Emilia ihn nicht mal zum Wäsche aufhängen benutzte. Hier dagegen konnte man sich ein richtiges, kleines Paradies einrichten. Es gab niemanden, der über ihnen wohnte und ihnen auf dem Kopf herum trampelte. Und der Hausmeister, Herr Pömple, hatte recht. Man sah von hier oben nichts als Bäume und blauen Himmel. Die Küche war sogar so groß, dass man eine kleine Essecke einrichten konnte.
„Mensch, die ist cooler als meine Wohnung. Mein Bad hat kein Fenster. Und du bist auch noch ne Etage höher. Also, wenn de die Wohnung nicht nimmst, dann willst du dein Leben nicht wirklich ändern“, lautete das Kommentar von Claudia.
Emilia stand auf dem Balkon und lächelte. Die letzten zehn Jahre war sie nicht einmal in Marzahn gewesen. Und jetzt hatte sie so ein Gefühl im Bauch, dass dieser Ort, diese Wohnung eine Rolle spielen würde in ihrem Leben. Eine Wohnung in Marzahn. Wer hätte das gedacht. War dem Gefühl wirklich zu trauen? Sie würde nur zehn Minuten zu Fuß zur Arbeit brauchen. Und man gelangte mit der Straßenbahn in ein paar Minuten ins Zentrum. Emilia würde das kleine Zimmer als Schlafzimmer für sich nehmen, Jo hätte sogar siebzehn qm und zusammen hätten sie eine schöne Wohnstube mit Zugang zum Balkon. War das nicht perfekt?
„Und, wat sagen se? So‘ne Wohnung hatten wir ooch, bis meine Frau jestorben is.“
„Oh, das tut mir leid“, sagte Emilia.
„Nee, nee, lassen se ma. Is schon lange her und ick sags ja nich jern laut, aber wissen’se. Dit jet mir juut ohne meine Frau. Dit jeht mir jut!“
„Und? Nun sach schon!“ Claudia stieß sie an.
„Wirste meine Nachbarin und dann setzen wir uns da hinten öfter mal mit einer Flasche Wein in den Park? Ich mach dich mit ein paar Leuten hier bekannt. Hier wohnen wirklich nette Leute.“
„Ich glaube, das könnte was werden.“ Emilia drehte sich zu Claudia und lächelte sie an. „Aber ich muss Jo erst noch fragen.“
„Na, der sagt bestimmt nicht nein.“
„Bestimmt nicht…“ Emilia hatte eine Gänsehaut.
„Da freu ick ma, wirklich! Nette Nachbarn hat man doch jerne. Sie könn‘ ooch imma zu mir kommen, ick wohn een Uffjang weiter, Hochpaterre.“
„Vielen Dank. Ich werd dann morgen zur Verwaltung gehen, wegen dem Mietvertrag.“
„Ja, jehn se ma zur Frau Möller. Die macht dit allet. Is allet fair hier mit de Faträge, brauchen se keene Angst haben.“
Emilia hatte aber Angst. Trotzdem war es ein Gemisch aus Angst und kribbliger Vorfreude. Während sie die alte Wohnung ein bisschen aufräumte, richtete sie in Gedanken ihre neue Wohnung ein und stellte sich vor, wie Erik das erste Mal kam. Sie würde viele Blumen kaufen und überall Teelichte aufstellen. Sie hatte eine Arbeit, sie verdiente Geld. Claudia hatte gesagt, dass es null Problem war, ein paar billige Möbel, die beim Aufbau etwas kaputt gegangen waren, ganz abzuschreiben, statt sie in der Fundgrube anzubieten. Außerdem hatte Emilia ein bisschen Erspartes. Das würde für die Kaution reichen und auch für die erste Einrichtung. Emilia betrachtete die alt vertrauten Dinge in der Wohnung mit neuen Augen. Sie würde fast alles hierlassen und von vorn beginnen. Sie schrak zusammen, als die Wohnungstür aufging. Die größte Panik hatte sie davor, es Bernhard zu sagen. Aber es war nur Jo. Jos Augen leuchteten, als Emilia von der neuen Wohnung berichtete. Klar, war er sofort dafür.
„Aber ich muss das Morgen erst mit dem Vertrag regeln.“
„Ach, das klappt
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