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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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Emilia:
    „Oh man, hier machen wir es uns richtig gemütlich, Mama. Darf ich Marleen noch anrufen?“
    „Na klar, du hältst sie schon viel zu lange vor mir geheim.“
    „Vor dir doch nicht. Ich hatte bloß keinen Bock, sie zu Bernhard zu schleppen.“
    Ach, das war der Grund. Warum war Emilia da nicht schon eher drauf gekommen? Immerhin half er jetzt, ihr das Gefühl zu geben, alles richtig zu machen. Fünf Stockwerke und kein Fahrstuhl. Das hatte sich sehr günstig auf den Mietpreis ausgewirkt, allerdings nicht auf Emilias Umzugshelfer. Sie hatten jeweils zu zweit vier riesige Bettbezüge mit Büchern hochgeschleppt.
    „Diese Weihnachtssäcke sind so schwer wie ein ganzer Mann. Ich hoffe, du hast nicht wirklich Kerle da drin versteckt!“, schnaufte Hilda.
    „Was willst du überhaupt mit den ganzen Büchern, wenn du sie eh alle schon gelesen hast?“, wollte Claudia wissen.
    „Aber das sind doch auch Lexika und Bildbände.“
    „Die Bilder hast du schon alle gesehen. Und Lexika braucht man nicht mehr, seit es Wikipedia gibt.“
    Emilia wusste darauf keine Antwort.
    „Hm, vielleicht sollte man das mit den Büchern mal überdenken.“
„Ha, naja, nun ist es zu spät.“ Der Sack rumste vor der Wohnungstür auf den Boden.
     
    Sie brauchten nur eine halbe Stunde. Dann war alles geschafft. Völlig erschöpft lümmelten alle auf Emilias Decken und Kissen in der Wohnstube, aßen bestellte Pizza und tranken Bier.
    „Das ist ja wie in WG-Zeiten!“, sagte Hilda.
    „Auf dich!“, rief Claudia.
    „Ja, auf dich“, bekräftigte Jo.
    Die Bierflaschen klirrten gegeneinander. Marleen saß dicht neben Jo gekuschelt. Sie war groß und dünn und hatte leuchtende schwarze Augen. Emilia fand sie sympathisch.
    „Auf euch!“, gab Emilia zurück und erhob ihre Bierflasche.
    „Ihr wisst nicht, wie schrecklich dankbar ich euch bin und wie froh, euch zu haben. Ich…“ Emilia schluckte. Ihr kamen plötzlich die Tränen. „Mir…also…ich….“
    „Schon gut!“, beruhigte sie Jo und tätschelte ihre Schulter.
    „Meine Mutter ist normalerweise nicht so sentimental, keine Sorge“, entschuldigte er sich bei Marleen. Marleen lächelte Emilia an. Emilia lächelte zurück und wischte sich verschämt eine Träne aus den Augenwinkeln. Das war nun also ihr neues Leben.
     
    Das Wochenende gestaltete sich arbeitsam. Emilia kam nicht viel zum Nachdenken und das war gut so. Wie schon die ganze Woche schraubte sie Möbel. Sie brauchte keine Anleitungen mehr, alles ging wie im Schlaf. Jo wollte seine Matratze auf der Erde behalten. Er brauchte kein Bett. Er fand es super, dass sein Zimmer nicht mehr zwei Türen hatte, eine vom Flur und eine Flügeltür, sondern nur noch eine. Er verstand nicht, was Leute immer an Altbauten fanden? Sie waren viel zu hoch, viel zu zugig und viel zu ungemütlich. Er hängte sich eine Decke an die Wand hinter seine Matratze, stopfte seine Sachen in zwei kleine Kommoden, die Claudia bereits im Ganzen angeschleppt hatte, und den Rest in ein Billy-Regal. Dann lümmelte er sich mit Marleen und seinem Laptop in seine neue gemütliche Ecke und sie schauten Filme, als würden sie schon immer hier wohnen.
    Am Sonntagabend war alles so gut wie fertig. Emilia hatte in ihrem Zimmer eine Wand rot gestrichen und davor alle Bücher aufgetürmt. Darüber hingen ein paar Bilder. Ihre Kleider waren über eine große Leiter von Ikea drapiert. Die Idee stammte von Claudia. So hatte sie lange ihre Sachen aufbewahrt, bevor sie mit Mike zusammen gezogen war. Das Linoleum war fast vollständig von einem roten Teppich verdeckt. Vor dem Fenster hing ein weißes Bettlaken als Vorhang. Emilia saß auf ihrem Bett und betrachtete alles. Die ganze Zeit hatte sie überlegt, wann sie so weit sein würde, Erik einladen zu können. Es fehlten doch noch so viele Sachen für eine richtige Wohnung. Jetzt fand sie das gar nicht mehr. Es war gut so, wie es war. Es wirkte romantisch. Es würde Erik gefallen. Am liebsten hätte sie ihm gleich eine Email oder eine SMS geschrieben, aber Emails schrieb Erik nicht, zumindest keine Privaten. Und genau so unromantisch fand er Handys. Das hatte er ihr lang und breit erklärt, als sie ihn nach seiner Nummer fragte. Handys und Emails, dieses sich in jeder Sekunde belanglos zuquasseln- oder texten können, es gab nichts Unromantischeres. Deshalb mochte Erik auch keine modernen Filme. Immer wurden Handys gezückt. Immer starrte man mit den Darstellern auf irgendwelche Monitore. Für Erik waren Handys und

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